1231 - Im Würgegriff des Grauens
im Vorzimmer empfängt.«
»Nein, das sind keine Patienten, Mr. Sinclair. Es sind Klienten. Von Patienten reden wir nicht.«
»Pardon, das haben wir nicht gewusst.«
»Aber Sie sehen die Klienten als Erste?«, fragte Suko.
»Ja, das ist so.«
»War das auch bei Jane Collins so, als sie eintrat?«
Auf diese Antwort waren wir gespannt. Keiner sprach in den folgenden Sekunden, wir wollten der Frau das Wort nicht abschneiden, wenn es soweit war.
»Da ist jemand gekommen«, erklärte sie. »Eine blonde Frau. Ja, sie hieß wohl Jane Collins.«
»Na endlich«, flüsterte ich, weil ich das Gefühl hatte, einen Schritt weitergekommen zu sein.
»Wo ging sie hin? Was hat sie gesagt?«
»Sie wollte zu dem Doktor.«
»Das dachten wir uns«, sagte Suko. »Aber ist sie auch bis zu ihm vorgedrungen?«
Plötzlich bekam die Frau ein rotes Gesicht, weil das Blut hineingestiegen war. »Ja, das ist sie. Und ich kann mich noch sehr gut an all den Ärger erinnern, den ich hatte.« Noch jetzt regte sich Jennifer Flannigan auf. »Sie stürmte einfach hier hinein. Sie war nicht angemeldet, und sie hat sich auch nicht zurückhalten lassen. Sie… sie hätte es sogar mit Gewalt versucht, kann ich Ihnen sagen. Ich wollte sie ja aufhalten, aber ich habe es nicht geschafft.«
»Dann ist sie zu Barker vorgedrungen.«
»Klar, das ist sie.« Fast böse schaute mich die Frau an. »So etwas kann man einfach nicht zulassen, aber bei ihr habe ich nichts tun können. Das heißt, der Chef hat den Krach hier gehört und verließ schon vorher sein Arbeitszimmer.«
»Was passierte dann?«
So rasch wie sie vorhin geantwortet hatte, so sehr schwieg sie jetzt und biss sich sogar auf die Unterlippe. »Ich weiß nicht genau, was dann geschah, denn beide sind im Arbeitszimmer verschwunden.«
»Nicht in diesem dunklen Raum?«
»Keine Ahnung. Ist aber möglich, Mr. Sinclair. So genau kann ich das alles nicht sagen. Jedenfalls kamen sie wieder zurück. Und da hat sich einiges verändert.«
»Inwiefern?«
Jennifer regte sich auf. Sie bekam Herzklopfen und presste die Hand gegen die Brust. Wir ließen ihr Zeit. Man durfte bei ihr nichts überstürzen. Dass mein Kreuz sie so auf die andere und normale Seite gezogen hatte, das hätte ich zuerst nicht gedacht. So aber festigte sich in mir der Verdacht, dass sie unter einem dämonischen Einfluss oder unter einer dämonischen Hypnose gestanden hatte. Die war allerdings durch den Anblick meines Kreuzes geknackt worden.
Endlich konnte sie wieder sprechen. »Ich weiß nicht, was da genau passiert ist, aber als sie zurückkamen - beide, meine ich da war nichts mehr normal.«
»Wieso nicht?«
»Der Doktor wurde bedroht.«
»Ach«, sagte ich nur.
»Ja, ja, auch wenn Sie mir nicht glauben. Er ist von dieser Collins mit einer Pistole bedroht worden.«
»Und was haben die beiden dann getan?«
»Sie sind gegangen. Der Chef musste gehen. Die Frau ist nicht mehr normal gewesen. Sie hätte bestimmt geschossen.«
Jennifer schüttelte den Kopf. »Es ist mir auch ein Rätsel, dass er sich von dieser Person hat reinlegen lassen. Eigentlich ist er darauf vorbereitet, dass Menschen zu uns kommen, die auch aggressiv werden können. Aber er hat sich das Heft aus der Hand nehmen lassen und ging vor ihr her wie ein kleiner Schulbub.«
»Wo sind Sie hingegangen?«, fragte Suko.
»Auf die Tür zu.«
»Ja, das habe ich mir gedacht. Und dann?«
»Ich weiß es nicht.«
»Sollen wir Ihnen das glauben, Jennifer? Sind Sie nicht aufgestanden und ihnen nachgelaufen?«
»Nein, bin ich nicht.«
»Und Sie haben auch nicht die Polizei alarmiert? Schließlich ist es eine Entführung gewesen.«
»Das habe ich auch nicht getan.«
»Warum nicht?«, wollte ich wissen.
Wieder steckte sie in der Falle. Sie fühlte sich von zwei Seiten bedrängt, das sahen wir ihr an. Aber sie hatte mit sich selbst Probleme, denn sie dachte angestrengt nach und presste beide Hände gegen ihre Wangen.
»Sie können mich den ganzen Tag über fragen, aber Sie werden keine andere Antwort bekommen. Es ist so gewesen. Ich habe sie durch das Vorzimmer gehen sehen.« Mit einer schwachen Handbewegung deutete Jennifer zur Tür, »und das ist es dann auch gewesen. Tut mir Leid, wenn ich so etwas sagen muss.«
»Haben Sie sich darüber Gedanken gemacht, was da passie rte?«
»Nein, Mr. Sinclair, bisher nicht. Ich bin auch völlig von der Rolle, wenn ich ehrlich sein soll. Wirklich, Sie können mich nicht… dafür verantwortlich machen, da ich mich an
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