1232 - Ihr Albtraum war der Teufel
sah über sich den Tropfen des Pendels von einer Seite zur anderen schwingen und für einen winzigen Moment erschien auch das Gesicht des Psychologen.
Es war hell und dunkel zugleich, weil sich auf seine Wangen Schatten gelegt hatten. Die Augen starrten nach unten. Sie waren dabei, Jane zu bannen. Der Mund bewegte sich nur leicht beim Sprechen und Jane hörte wieder die entsprechenden Worte.
»Der Schlaf muss dich übermannen. Du darfst dich nicht dagegen auflehnen. Du musst einsacken in die Tiefen der menschlichen Psyche. Nur dann bist du in der Lage, deine Träume hervorzuholen, so dass ich mit ihnen fertig werden kann…«
Das Pendel schwang. Der schwere Tropfen wollte einfach nicht zum Stillstand kommen, so dass sie weiterhin ein Zielobjekt für ihn war. Dagegen wehren wollte und konnte Jane sich nicht. Dass sie trotzdem noch nicht voll in seine Gewalt geraten war, das hatte einen anderen Grund. Etwas wehrte sich in ihr. Es konnte die alte Kraft sein, die es nicht zulassen wollte, dass sie in die Klauen einer anderen Macht geriet.
Dr. Barnabas Barker war auf seinem Gebiet ein Fachmann. Er hatte alles erreicht. Die Anerkennung der Fachwelt war ihm sicher, doch zum ersten Mal verlor er diese Sicherheit, als er feststellen musste, dass Jane nicht so reagierte, wie er es sich vorgestllt hatte. Er war durcheinander, ohne es zu zeigen.
Etwas spielte in seinem Kopf verrückt, Gedanken überschlugen sich und dann spielte sogar das Pendel verrückt. Es schlug plötzlich nicht mehr aus, blieb aber auch nicht stehen, sondern begann zu zittern. Es tanzte zuerst nach oben, sackte nach unten, führte die Mechanik ad absurdum, und Sekunden später reagierte auch der Psychologe.
Mit ihm passierte etwas, das Jane nicht für möglich gehalten hätte. Aus seinem weit geöffneten Mund drang ein irrer Schrei, der fast nichts Menschliches mehr an sich hatte. Barker hielt nichts mehr auf seinem Platz. Er fuhr in die Höhe, drehte sich um und schleuderte während dieser Bewegung seine Arme hoch.
Dann ging er stolpernd in den Raum hinein, wobei er noch immer brüllte, als stünde er unter dem Druck wahnsinniger Schmerzen. Er schleuderte den Kopf von einer Seite zur anderen, knickte in den Knien ein und warf sich einen Moment später schreiend zu Boden…
***
Der starke Bann war für Jane Collins verschwunden. Zwar befand sie sich noch immer unter dem Einfluss des Psychologen, denn die Fernhypnose hielt, aber sie besaß trotz allem noch einen Teil ihres freien Willens und schaffte es sogar, sich aus ihrer liegenden Haltung zu erheben.
Sie kam nur langsam ho ch. Jane hatte nicht alles gesehen, weil sie lag, doch jetzt erkannte sie den Mann, der auf dem Boden lag und auf dessen Rücken sie schaute.
Dr. Barnabas Barker war fertig. Etwas hatte ihn mit einer so großen Wucht erwischt, dass es ihm nicht gelungen war, sich auf den Beinen zu halten. Er lag jetzt da und gab Geräusche von sich, die jammernd und winselnd klangen. Dazwischen war ein leises Stöhnen zu vernehmen, aber man brauchte kein Mensch zu sein, um diese Laute auszustoßen. Sie wiesen mehr Ähnlichkeit mit denen eines Tieres auf, und der Mann bewegte sich sogar wie ein Tier. Er lag auf dem Bauch, seine Arme zuckten, er zog die Beine an, schob sich vor und seine Bewegungen ähnelten in diesen Augenblicken der einer Schlange.
Sein Gesicht war so tief gedrückt worden, dass es sogar über den Boden hinwegglitt, als wollte er ihn damit putzen.
Jane hatte sich hingesetzt. Sie schaute nur Barker an. Ihre eigene Kleidung hatte sie vergessen. Deshalb ließ sie die einzelnen Stücke neben ihren Füßen liegen und kümmerte sich nur um Barnabas Barker. Die Arme hielt sie vor der Brust verschränkt. Sie merkte auch, dass allmählich die Kälte in sie hineinkroch, hob den Kopf und war für einen Moment überrascht, nicht das Glasdach, sondern ein völlig normales Dach über sich zu sehen.
Barker blieb auf dem Bauch liegen. Er jaulte nach wie vor, zuckte immer wieder. Er warf sich mal nach rechts, dann nach links, als wollte er durch diese Bewegungen demonstrieren, dass er selbst zu einem Pendel geworden war.
Die Stille kehrte nicht mehr zurück. Aber auch nicht das normale Leben, denn Jane Collins empfand das, was sie hier erlebte, wie eine Szene aus einem schlechten Film.
Sie musste sich erst darüber klar werden, dass es kein Film war. Es gab sie in der Realität. Da brauchte sie sich nicht mal zu kneifen, und sie gab sich selbst den nötigen Schwung, um von der Kante der
Weitere Kostenlose Bücher