1234 - Totensuche
sich selbst mit den Armen.
In der Garage war es ruhig. Nur einmal war jemand mit seinem Wagen während unserer Anwesenheit abgefahren.
Weiter weg. Er hatte nichts gesehen.
»Willst du Kershman anrufen, John?«
»Das muss ich wohl.«
»Und was soll ich tun?«, flüsterte Corinna Rice.
»Ganz einfach«, erklärte ich, »machen Sie Feierabend, gehen Sie nach Hause.«
»Wäre am besten«, murmelte sie, »aber das kann ich nicht. Ich kenne den Grund auch nicht. Ich bin irgendwie gelähmt und kann nicht mal richtig nachdenken.«
»Es ist wirklich besser für Sie, wenn Sie tun, was mein Kollege vorgeschlagen hat«, unterstützte Suko mich.
»Ja, schon«, murmelte sie. »Aber damit werde ich die Angst nicht los, verstehen Sie? Nicht die Angst und nicht meine Gedanken, denn ich fürchte mich davor, die Nächste zu sein. Erst Eddy, dann Sam Preston und anschließend ich.«
»So weit braucht es nicht zu kommen«, beruhigte ich sie.
»Unser unbekannter Gegner hat bisher nur hier im Haus getötet und nicht außerhalb. Er wird seine Gründe dafür gehabt haben. Er hätte Preston ja auch in seinem Büro umbringen können. Das hat er nicht getan. Warum wohl, wenn ich fragen darf?«
»Ich weiß es nicht.«
»Aber ich. Es hängt wohl alles mit diesem und möglicherweise noch mit dem Hochhaus zusammen, das nebenan gebaut werden soll. Alles weitere können Sie vergessen.«
»Meinen Sie wirklich?«
»Ja, glauben Sie mir.«
Sie zögerte noch immer. Sie fürchtete sich, und wahrscheinlich würde sie sich noch me hr ängstigen, wenn sie allein war.
Das merkte auch Suko. »Kommen Sie, Mrs. Rice, ich werde Sie nach oben begleiten.«
»Danke, Inspektor, das ist toll…«
Ich wollte die beiden nicht so ohne weiteres gehen lassen.
»Einen Moment noch, bitte. Ich hätte da eine Frage an Sie, Mrs. Rice.«
»Bitte.«
»Es geht um die Warnungen, die Sie schriftlich erreicht haben. Ist Ihnen da nichts aufgefallen oder können Sie sich an etwas erinnern, was darin stand und was die andere Seite forderte?«
»Nicht wortwörtlich.«
»Dann bitte sinngemäß.«
»Man wollte eben nicht, dass wir weiterbauen.«
»Sie meinen das zweite Hochhaus?«
»Ja, Mr. Sinclair. Das wird durch unsere Bank mitfinanziert, und Aldrich wollte für die Vermietung der einzelnen Etagen und Räume sorgen. So jedenfalls sah die Zusammenarbeit der beiden Firmen aus. Aber dagegen hatten bestimmte Kräfte wohl etwas. Ob nebenan weitergebaut wird, weiß ich auch nicht. Aufgrund der Vorfälle in New York haben die Menschen sowieso Angst. Da würde kaum jemand Etagen in einem Hochhaus mieten. Das muss man so sehen. Hinzu kommt eben noch das andere, das einfach nicht zu greifen ist.«
»Die Briefe waren aber nie unterschrieben, nehme ich an?«
»Genau, Mr. Sinclair. Wenn sie unterschrieben gewesen wären, hätte ich den Namen sicherlich nicht vergessen. Das müssen Sie mir glauben. Jedenfalls wird sich einiges bei unseren Geschäften ändern.«
Davon war ich ebenfalls überzeugt, sagte es ihr aber nicht, sondern nickte nur.
Suko legte ihr eine Hand gegen den Rücken. »Kommen Sie, Mrs. Rice, ich bringe Sie jetzt hoch.«
»Ja, danke«, erwiderte sie flüsternd. »Das ist sehr nett von Ihnen. Ich werde packen und tatsächlich nach Hause gehen, aber die Angst werde ich nicht los.«
Beide gingen weg und ließen mich neben dem Wagen mit dem Toten darin stehen.
Ich griff zum Handy, weil ich den Kollegen Kershman anrufen wollte und hatte das flache Gerät noch nicht aus der Tasche gezogen, als sich etwas radikal veränderte.
Plötzlich erwischte mich der Kältestoß!
***
Im ersten Moment war ich so überrascht, dass ich nichts tat und mich nicht mal bewegte.
Ich hatte zwar irgendwie damit gerechnet, dass etwas passieren würde, aber nicht so schnell. Auf der anderen Seite war es gut, dass sich die Welt öffnete, so wusste ich wenigstens, mit wem ich es als Feind zu tun hatte.
Noch waren die anderen nicht zu sehen, aber ich traf bereits meine Vorkehrungen und wich sicherheitshalber bis an die Wand der Garage zurück, bis sie mir am Rücken Deckung gab.
Suko und Corinna Rice waren längst verschwunden. Eine Garage ist normalerweise kein einsamer Ort. Es herrscht ein ständiges Kommen und Abfahren, aber in meinem Fall hatte sich das Bild geändert. Um mich herum war es still. Alles Menschliche schien von mir fern gehalten werden zu sollen.
Ich hörte so gut wie nichts. Ich sah die Autos, das helle Licht, zwischen den abgestellten Karossen die Gänge, die
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