1235 - Das Mord-Phantom
er nahm den feuchten Geruch des Erdbodens wahr. Es war die Zeit, in der sich erste Dunstschleier bildeten und über dem Erdboden ausbreiteten. Noch störten sie nicht. Erst in den Morgenstunden würden sie sich zu herbstlichen Nebelschwaden verdichten.
Der Leibwächter hatte seinen Platz vor der Kühlerhaube des Mercedes gefunden. Dort stand er unbeweglich wie eine Statue. Es bewegten sich nur seine Augen, und es blieb weiterhin so ungewöhnlich still um die Mauern herum. Sie schluckten jeden Laut. Selbst Schreie würde er nicht hören.
Am liebsten wäre er hineingegangen, nur kannte er den Zahlencode nicht, um die Tür zu öffnen.
Die Umgebung in der Nähe des Hauses wirkte ungepflegt.
Das Gras hatte ungehindert wachsen können. Es hatte sich niemand gefunden, der es mähte oder altes Laub wegräumte.
So hatte die Natur wuchern können.
Die Gefahr war da. Sie stammte nicht von den manchmal zu vernehmenden leisen Geräuschen, wenn irgendwelche Tiere versteckt durch das Laub huschten, sie lauerte mehr im Unsichtbaren und lag wie ein schwerer Druck in der Umgebung.
Sabin schlenderte jetzt in der Nähe des Hauses entlang. Er spürte das Kribbeln auf seinen Händen und auf dem Rücken.
Es war etwas geschehen. Das hatte er zwar nicht gesehen, aber er spürte es deutlich.
Dann blieb er stehen.
Ein Geräusch hatte ihn gestört. Er befand sich an einer Stelle, von der aus die Tür nicht einsehbar war, aber aus dieser Richtung hatte ihn das Geräusch erreicht.
Aus diesem Grunde ging er den Weg wieder zurück, um den Beobachtungsposten an seinem Fahrzeug einzunehmen.
Seine Augen weiteten sich. Er war genau im richtigen Moment zurückgekehrt, denn jetzt bekam er mit, dass die Tür von innen aufgezogen wurde. Sehr langsam. Obwohl er die Person noch nicht sah, die das Haus verließ, war ihm klar, dass es nicht sein Chef war. Der ging anders, wenn er zurückkehrte.
Die Person, die dort kam, verhielt sich vorsichtiger. Wie jemand, der erst schauen wollte, was nahe des Hauses ablief.
Es war die Frau!
Und sie war nackt!
Sabin wollte es zuerst nicht glauben. Er schüttelte sogar den Kopf, denn er konnte sich keinen Reim darauf machen. Er kannte auch den Grund nicht, er würde ihn nicht akzeptieren, aber die Person trug tatsächlich so gut wie nichts am Leib. Nur ihre Scham war durch eine Hose oder ein Tuch bedeckt.
Für einen Moment hatte Sabin gehofft, seinen Chef hinter der Frau zu sehen. Den Gefallen wurde ihm leider nicht getan. Die Tür fiel langsam wieder zu, ohne dass Stratton erschienen war.
Sabin wartete. Aber er war auf der Hut, auch wenn er starr auf dem Fleck stand und sich nicht bewegte. Er spürte es kalt seinen Rücken hinabrieseln. Eine Gefahr war nicht zu sehen, für ihn allerdings zu spüren, und sie ging von der Blonden aus, die Sabin gesehen haben musste, sich davon jedoch nicht abhalten ließ, die Nähe des Hauses zu verlassen und auf ihn zuzugehen.
Es war dunkel. Der Inder sah nicht viel von ihr. In der rechten Hand hielt sie einen Gegenstand fest, den Sabin nicht identifizieren konnte. Er ragte aus der Hand hervor und zeigte nach unten. Es war keine Schusswaffe.
Die Blonde ging weiter. Sie wollte zu ihm und blieb schließlich vor ihm stehen.
Beide schauten sich an.
Die Nacktheit der Frau ließ Sabin kalt. Aber er spürte sehr deutlich, dass etwas Bestimmtes von ihr ausging, das er persönlich nicht erfassen konnte. Es war die Aura vorhanden, und sie konnte durchaus eine gewisse Gewalt beinhalten.
»Er ist tot«, sagte sie.
Sabin erwiderte nichts, obwohl er überrascht war. Er schloss nur für einen Moment die Augen, fühlte die Leere in sich, das war auch alles.
»Hast du gehört?«
»Ja.«
»Auch du wirst sterben!«
Selbst diese Drohung ließ ihn äußerlich unbeeindruckt. Er fragte nur: »Hast du ihn getötet?«
»Habe ich.« Samantha bewegte ihren rechten Arm und hob ihn so weit an, dass der Inder das Messer mit der langen Klinge jetzt besser erkennen konnte. Das Metall zeigte einige dunkle Flecken. Da wusste er, dass es das Blut seines Chefs war.
»Warum hast du ihn getötet?«
»Ich musste es tun. Ich musste meine Dankbarkeit zeigen.«
»Dankbarkeit - wem gegenüber?«
Sam lächelte. »Es ist zu persönlich, um es dir zu erklären, aber ich kann dir sagen, dass er auch dich will. Nicht nur Robert, auch du bist an der Reihe.«
Sabin blieb noch immer die Ruhe selbst, als er erklärte: »Du wirst es nicht schaffen, mich zu töten. Ich bin darauf gefasst und…«
»Ich will es
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