124 - Auf der Todesgaleere
Gnom zuversichtlich. »Sie haben es bisher immer geschafft.«
»Manchmal mit sehr viel Glück. Irgendwann einmal werden sie dieses Glück nicht haben.«
Cruv betrat mit dem Industriellen den teuren, antik eingerichteten Living-room. Tucker Peckinpah ließ sich in einen Sessel fallen und massierte seine heiße Stirn.
»Sie sollten nicht so schwarzsehen, Sir«, sagte der Gnom.
»Ich habe gern alles unter Kontrolle.«
»Das ist bei den Gegnern, die wir bekämpfen, nicht immer möglich, Sir«, bemerkte Cruv.
Der Gnom war dem Industriellen in diesen Augenblicken der Resignation eine große Hilfe. Es gelang ihm, Tucker Peckinpah allmählich wieder aufzurichten.
Langsam kehrte Peckinpahs Optimismus zurück. Tony Ballard und Mr. Silver hatten schon viele Kämpfe bestritten und waren durch etliche Höllen gegangen.
Warum sollten sie diesmal nicht durchkommen?
***
Eine zweite Riesenlibelle tauchte auf und ließ sich auf dem Heck des Geisterschiffes nieder. Einer der Seeräuber sah das Insekt und schlug Alarm.
Alle drehten sich gleichzeitig um. Auch Terence Pasquanell!
Natürlich sahen sie mich und erkannten, was ich vorhatte. Pasquanell reagierte ohne Verzögerung. Er federte zur Seite, und Shavenaar verfehlte ihn.
Nun sollte ich die Kraft der Todesaugen zu spüren kriegen, doch da passierte etwas, das niemand vorhersehen konnte. Dieses Ereignis stellte alles auf den Kopf!
Mit einem ohrenbetäubenden Kreischen schoß vor der Galeere ein gewaltiges Meeresungeheuer hoch, eine riesige Seeschlange, viel größer und länger als das Geisterschiff.
Hoch wie ein Haus ragte das Monstrum vor uns auf, häßlich, grauenerregend. Sein Maul war so breit, daß der Bug des Schiffes hineingepaßt hätte. Es war mit großen, kräftigen Zähnen gespickt, die bestimmt alles an Bord zermalmen konnten.
Rot glühten die bösen kleinen Augen des Ungeheuers, und vom Schädel weg ragte ein scharfer Kamm hoch, der sich über die ganze Länge des Scheusals erstreckte.
Das Ungeheuer von Loch Ness war dagegen ein Kuschelmonster.
Die Seeschlange stieß kreischende Laute aus, die mir entsetzlich in den Ohren schmerzten. Terence Pasquanell dachte nicht mehr daran, mich mit seinen magischen Augen zu töten.
Niemand dachte mehr daran, mir etwas anzutun, nicht einmal Yora.
Wir hatten alle zusammen einen neuen Feind. Einen Feind, der das Schiff zerstören und vernichten konnte.
Der Körper des Meeresungeheuers spannte sich wie ein Stahlfeder. Die Geisterpiraten hetzten über das Deck und wollten sich in Sicherheit bringen, doch man war nirgendwo auf der Galeere vor diesem schrecklichen Scheusal sicher.
Deshalb floh ich nicht, sondern versuchte das Beste aus dieser Situation zu machen: Ich wollte Mr. Silver befreien. Mit langen Sätzen rannte ich auf das Netz zu.
Da traf ein gewaltiger Schlag das Schiff, und es bäumte sich wie ein gequältes Lebewesen auf. Ich stürzte, krachte auf die ächzenden Planken, und ein ungeheurer Wasserschwall sauste über mich hinweg.
Ich versuchte mich festzuhalten, um vom Wasser nicht mitgerissen zu werden. Gleichzeitig ließ ich aber auch Shavenaar nicht los, denn ich brauchte das Höllenschwert jetzt mehr denn je.
Ich schluckte Salzwasser, spuckte, hustete und glaubte zu ersticken. Durch einen dichten Wasserschleier sah ich, wie diese gischtende Flut einige Zombies und Geisterpiraten ins Meer schleuderte, und beim nächsten Hieb, den das Meeresungeheuer gegen die Galeere führte, befürchtete ich, daß das Schiff auseinanderbrechen würde.
Wieder schoß eine Wasserwand hoch und kippte vornüber auf die Galeere. Das Schiff wurde zum Spielball entfesselter Höllengewalten. Ein grauenvolles Ende schien uns allen sicher zu sein.
Als der Schädel der Seeschlange auf den Bug herabsauste, splitterte das Holz ab. Die Reling brach, und die Galeere senkte sich, während das vom Ungeheuer aufgepeitschte Wasser immer mehr Piraten von Bord schwemmte.
Es grenzte für mich an ein Wunder, daß ich mich noch auf der Galeere befand. Wo Yora, Terence Pasquanell und Pan Allac waren, konnte ich nicht sehen.
Das Wasser zerrte an meinem Körper. Ich kämpfte verbissen dagegen an, wollte zu Mr. Silver zurückkriechen, doch der nächste Schwall schob sich wie ein Keil unter mich und hob mich hoch.
Ich schaffte es nicht mehr, mich festzuhalten. Auf einem dicken Wasserteppich raste ich über das Deck zum Bug vor - direkt auf das offene Maul der Höllenschlange zu!
***
Von allen Seiten schoß zwischen den aufklaffenden
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