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124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

Titel: 124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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hatte kein Interesse, hier
eine Sisyphusarbeit zu beginnen. Die nach dem sagenhaften altgriechischen
Straßenräuber Sisyphus bezeichnete sinnlose Tätigkeit ging auf dessen Strafe
zurück, zu der er in der Unterwelt verurteilt war. Dort musste er einen immer
wieder zurückrollenden Stein auf einen Berg schieben. Eine Mühsal ohne Ende.
Für Bernauer wäre es eine nicht minder große Plage gewesen, jetzt zu versuchen,
in die unten liegenden Verliese einzudringen.
    Er machte kehrt
und sah sich in den Turmkammern um, die leichter zugänglich waren. Nur eine
Treppe höher - etwa vier Meter über dem Boden - gab es eine von Wind und Wetter
angenagte, schimmlig aussehende Tür, die in eine runde Kammer führte, deren
winziges Fensterloch den Blick nach Westen öffnete. Hier war der Hügel höher,
und die alten Bäume reichten bis an das klobige Gemäuer heran. Die Kammer war
leer. Auf dem Boden standen schmutzige Pfützen, die schräg durchs Fenster
fallender Regen verursacht hatte. Im Wasser schwammen tote Mücken und Fliegen,
ein paar Blätter, die der Wind durchs Fenster getrieben hatte. Martin Bernauer
suchte im Licht der Taschenlampe die klobig gemauerten Wände ab. Sein
besonderes Interesse galt dabei der Innenwand. Wenn es den inneren hohlen Kern
der Turmruine wirklich gab, musste auch irgendwo ein Zugang existieren. Es war
mühselig, jetzt danach zu suchen. Aber das war es auch zu jeder anderen Zeit.
Er klopfte die Quader ab. Dem Geräusch nach zu urteilen, befand sich zumindest
hinter dieser Wand kein Hohlraum. Martin Bernauer wollte weitergehen, wandte
sich um - und erstarrte.
    Er war nicht
mehr allein. Ihm gegenüber - direkt auf der Türschwelle - stand jemand.
    Der Geist von
Lady Myra, der Weißen Frau...
     
    ●
     
    Henry
Parker-Johnson hatte Vertrauen zu dem Mann gewonnen, der als Dr. Larry Brent,
Nervenspezialist, auftrat, in Wirklichkeit aber Angehöriger einer Vereinigung
war, die geheimnisvolle Vorgänge überall in der Welt untersuchte. Dass es so
etwas gab, hatte der Mann bisher nicht gewusst.
    Die Aufmunterungsspritze,
die er am frühen Abend in der Anstalt erhielt, hatte auf dem Weg hierher
nachgelassen, und Henry Parker-Johnson merkte, dass ihm gewisse Kraftreserven
fehlten. Die Strapazen der vergangenen Monate waren nicht spurlos an ihm
vorübergegangen. Die Linien, die das Schicksal und die Entbehrungen, der
nagende Hass und die Ängste in sein Gesicht gegraben hatten, waren wieder
stärker hervorgetreten.
    Auch Larry
Brent, der nicht von seiner Seite wich, merkte, wie die Kräfte seines
Schützlings nachließen. Hohlwangig und mager war er die ganze Zeit über schon
gewesen, aber das wächserne Aussehen trat nun verstärkt in Erscheinung.
X-RAY-3, der auf dem Weg zum Haus mit Parker-Johnson noch mal Einzelheiten
durchgegangen war, bekam plötzlich Zweifel.
    „Glauben Sie,
dass Sie durchhalten?“, fragte er besorgt. „Wir können das ganze Unternehmen
abblasen. Ich verstecke Sie an einem sicheren Ort, und wir können unseren Plan
zu einem späteren Zeitpunkt realisieren.“
    „Nein“,
schüttelte der Angesprochene den Kopf. „Kommt nicht in Frage, Mister Brent!
Dann erreichen wir beide wohl nicht mehr das, was wir eigentlich bezwecken. Nur
im Überraschungseffekt liegt die Chance - so glaube ich jedenfalls begriffen zu
haben - das herauszufinden, worauf Sie und erst recht ich ein Anrecht haben.
Nein, nein, es bleibt bei unserem Vorhaben! Morgen kann es zu spät sein ...
Wenn Harriet und ihr Mann unter einer Decke stecken und Dr. Brennan mit ihnen
zusammenarbeitet, dann sind diejenigen, die es angeht, gewarnt.“
    Larry nickte.
Parker-Johnson sah die Dinge bei klarem Verstand. Was sie heute Nacht nicht
ausführten, blieb auf der Strecke. Mit der überraschenden Rückkehr des
angeblich verrückten Henry Parker-Johnson mussten sich blitzartig Situationen
ergeben, mit denen die Betroffenen nicht rechneten.
    Der Weg zum
Haus führte halbkreisförmig um einige riesige Blumenrabatte. Rechts neben dem
einstöckigen, aus drei nacheinander errichteten Gebäuden bestehenden Landhaus
standen zwei moderne Garagen. Der Haupteingang war durch zwei laternenförmige
Lampen taghell ausgeleuchtet. Über der Tür prangte das Familienwappen der
Parker-Johnsons. Zwei gekreuzte Schwerter über einem gelbrot ausgelegten
Rautenmuster. Über den gekreuzten Klingen ein Adler mit ausgebreiteten
Schwingen. Vor allen Fenstern sowohl im Parterre als auch in der ersten Etage
waren Fensterläden geklappt. Sie waren in

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