1240 - Das Knochenkreuz
mit der Kühle des Zimmers zu tun, die Kälte erwischte ihn von innen. Er hatte genau gewusst, dass das Fenster beim Verlassen des Zimmers geschlossen gewesen war, aber jetzt musste es geöffnet worden sein.
Genau erkennen konnte er es nicht. Zumindest stand es nicht weit offen. Da sich Krasna noch nahe der Tür aufhielt, war der Griff zum Lichtschalter nicht weit. Es gab eine alte Schale nleuchte im Raum. Sie hing von der Decke herab und verstreute normalerweise ein gelbliches Licht.
In dieser Nacht blieb sie dunkel: Alarmsirenen schrillten in seinem Kopf. Krasna wusste, dass die andere Seite ihn gefunden hatte. Er musste jetzt so schnell wie nie zuvor in seinem Leben sein.
Er wirbelte auf der Stelle herum, um die Tür aufzureißen und in den Flur zu fliehen.
Er war nicht schnell genug.
Er sah zwei Schatten, die sich in der dunkelsten Ecke des Zimmers versteckt gehalten hatten, sich plötzlich lösten und auf ihn zuhuschten. Sie waren wahnsinnig schnell. Bevor der Tscheche auch nur eine Hand zur Abwehr heben konnte, packten ihn zwei Hände hart wie Metallklammern, stießen ihn zuerst in das Zimmer hinein, schleuderten ihn dann herum und wuchteten ihn auf das ungemachte Bett mit der alten Matratze.
Er schwang auf und nieder wie ein Trampolinspringer und kam von allein nicht zur Ruhe, denn die beiden Schatten waren bei ihm.
Wieder drückten ihn Hände auf das Bett zurück. Orel erhielt nicht den Anflug einer Chance, an sein Messer heranzukommen, stattdessen glotzte er nach oben und schaute dabei genau in die Gesichter der beiden Gestalten.
Gesichter?
Nein, das waren keine Gesichter. Das waren schreckliche Fratzen. Widerliche Fressen für ihn. Aus den Stirnen wuchsen jeweils krumme Hörner, und vom Kinn herab liefen die weißen Fäden struppiger Bärte.
Er sah leuchtende Augen und hörte eine Zischelstimme.
»Niemand verrät den großen Meister Baphomet. Niemand hast du gehört?«
Er wusste, dass sie eine Antwort erwartete, doch er konnte keine geben. Der Druck war zu groß. Erst als er sich auf seiner Brust ein wenig lockerte, gelang es ihm, zu sprechen. Aber auch diese Worte hörten sich alles andere als normal an.
»Ich habe nichts verraten - echt nicht. Ich schwöre. Ich kann doch gar nichts verraten haben, weil ich euch nicht kenne.«
»Du hast dich mit jemandem getroffen.«
»Ja, aber…«
»Keine Ausrede.«
»Es war ein Job!«
»Mit Sinclair?«
»Er ist doch ein Bulle.«
Das Lachen irritierte und störte ihn. Er wusste plötzlich, dass ihm die andere Seite keine Chance lassen würde. Sie hatten ihn tatsächlich beobachtet, und jetzt war es zu spät, um noch etwas zu unternehmen.
Keine Ausrede mehr.
Vor seinen Augen funkelte etwas. Zuerst dachte er an die Klinge eines Messers, aber es war keine. Es war ein dünner Faden, eine Schlinge, und dann riss ihn eine Hand in die Höhe, sodass eine andere blitzschnell die Schlinge um seinen Hals spannen konnte.
Nicht nur der Körper verkrampfte sich. Das Gleiche geschah auch mit Krasnas Gesicht. Und plötzlich raste die Angst in ihm hoch. Es war grauenhaft. Nie zuvor hatte er einen derartigen Horror erlebt. Er konnte sie nicht fassen, er wusste nur, dass die beiden schrecklichen Gestalten erschienen waren, um sein Leben zu beenden.
Orel Krasna wurde an der Schlinge in die Höhe gezogen. Er konnte nicht mehr schreien und nur noch würgen. Dann schleiften ihn die beiden Männer durch das Zimmer auf das Fenster zu, das einer von ihnen weit aufriss.
Krasna bekam dies noch mit. Was dann geschah, erlebte er nicht mehr bei klarem Bewusstsein. Selbst die Schmerzen am Hals traten in den Hintergrund zurück.
Er spürte noch den Ruck, der seinen Körper in die Tiefe zerrte. Dass er mit den Beinen strampelte, erlebte er nicht, und er hörte auch nicht, wie seine Füße gegen das Metall einer Feuerleiter schlugen.
Dann war es vorbei.
Der Tod riss Orel Krasna brutal hinein in sein finsteres Reich.
Seine Heimat, nach der er sich so stark gesehnt hatte, würde er nie mehr zu Gesicht bekommen…
***
Orel Krasna hatte mir das Ziel beschrieben, und ich hatte es auch gefunden. Das Hotel mit dem Namen Red Moon war mir nicht bekannt, aber freiwillig wäre ich nicht dort abgestiegen, das sah ich schon von außen, als ich meinen Wagen vor dem Eingang parkte und ihn mit der Schnauze zur Haus wand hin auf den Gehsteig fuhr. Ein anderer Platz war nicht zu finden gewesen.
Hinter dem Glaseinsatz der Tür leuchtete gelbliches Licht.
Noch war die Luft gut, doch das
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