1240 - Das Knochenkreuz
Dann erfuhr er von mir ebenfalls in Stichworten den Grund und war plötzlich hellwach, als zwei bestimmte Namen fielen. Bei van Akkeren und Baphomet konnte man einfach nicht ruhig bleiben.
Suko wollte noch mehr über die Knochenkirche wissen, aber da konnte ich ihm nicht helfen.
»Wir müssen sie uns vor Ort anschauen«, sagte ich ihm. »Es ist die einzige Chance.«
Damit war er nicht einverstanden. »Mal sehen, ob das Internet etwas über die Knochenkirche preisgibt.«
»Ist einen Versuch wert.«
»Dann bis gleich. Oder willst du noch…?«
»Ja, ich werde Krasna noch einen Besuch abstatten und ihm erklären, dass die Sache laufen wird.«
»Gut, dann sehen wir uns in den Morgenstunden. Oder brauchst du Hilfe?«
»Das bezweifle ich.«
Das Gespräch war beendet. Ich startete wieder und hörte das Klatschen der ersten Regentropfen auf die Frontscheibe und gegen das Verdeck meines Wagens.
Auch in die Bahnen der Scheinwerfer fielen sie hinein und sahen dort aus wie kostbare Diamanten. Den Rover lenkte ich in langsamer Fahrt über den Parkplatz und dachte dabei an das Knochenkreuz. War es wirklich das Gebilde, das van Akkeren unbedingt finden wollte? Die Antwort würde ich hier nicht bekommen, die musste ich mir in Tschechien holen…
***
Orel Krasna hatte seine Absteige erreicht, und er dachte über den Verlauf der bisherigen Nacht nach. Beschweren konnte er sich nicht. Er hatte sich davor gefürchtet, sich mit Sinclair zu treffen, aber der Mann hatte sich schon als kooperativ erwiesen. Da war er andere Polizisten gewohnt, doch daran wollte er nicht denken. Mit Sinclair zu fliegen, war auch eine gute Chance, das Land zu verlassen, und genau das wollte er.
Zurück in die Heimat. Dort fühlte er sich wohler, und auch da konnte man, wenn man es geschickt anstellte, das nötige Geld verdienen.
Eine Nacht lag noch vor ihm. Einige Stunden in der übel riechenden Absteige, in der sich alter Fettgeruch in den ebenfalls alten Tapeten festgesetzt hatte.
Auf seinem Weg zum Hotel hatte er auf Verfolger geachtet, aber keinen Menschen gesehen, der ihm verdächtig vorgekommen war. Um diese Zeit war die Gegend hier sowieso fast ausgestorben, da wären Verfolger aufgefallen, aber er erreichte ohne Probleme das Hotel, über dessen Eingangstür zwei rote Monde den Gast angrinsten.
Die Tür selbst besaß in der Mitte einen Glaseinsatz, der schon einige Sprünge zeigte. Er stieß sie auf und hörte wieder das schwappende Geräusch, als Luft zusammengedrückt wurde.
Wärme empfing ihn. Und natürlich der Fettgeruch. Zum Service gehörte ein Nachtportier, der nicht hinter der Anmeldung hockte, sondern in einem Sessel davor, Kaffee schlürfte und nur müde blinzelte, als der Tscheche das Hotel betrat. Auf einen Gruß verzichtete er, den erwartete man hier auch nicht.
Außerdem war das Hotel Anlaufstelle für die Mädchen vom Strich. Wenn sie einen zahlungskräftigen Freier aufgegabelt hatten, war es immer noch besser, die Nummer in einem stinkenden Zimmer zu schieben als im Auto oder im Freien.
Er kannte sich aus und lenkte seine Schritte sofort auf die schmale Treppe zu, deren Beginn in einer Nische lag. Alte, ausgetretene Stufen, ein Teppich, der ebenfalls nicht anders aussah, und ein Dämmerlicht, das nur deshalb so schlecht war, weil an den Lampen zu viel Dreck und Spinnweben klebten.
Den Schlüssel trug Orel immer bei sich. Er schlich über den Gang in der ersten Etage und wunderte sich über die Ruhe. Er hatte Nächte erlebt, da war es anders rundgegangen, aber das war hier nicht der Fall. Es konnte auch am Wetter liegen.
Mit einer zu tief hängenden Lampe hatte er immer seine Probleme. Wieder stieß er mit dem Kopf dagegen und sorgte dafür, dass sie in Schwingungen geriet.
Licht und Schatten huschten plötzlich als zuckendes Muster über den Boden hinweg und sprangen auch hoch bis zur Decke.
Die Tür, die er aufschließen musste, lag auf der rechten Seite.
Er bückte sich, um das Schlüsselloch zu finden, und grinste, als er bemerkte, dass die Tür auch abgeschlossen war. So hatte er sie verlassen. Es war also niemand eingedrungen.
Er bewohnte ein Zimmer.
Eine Toilette für ihn persönlich gab es nicht. Die befand sich am Gang. Waschen konnte er sich an einem alten Becken mit Grauschleier. Es war an der Wand befestigt.
Das Zimmer hatte auch ein Fenster. Es lag der Tür gegenüber.
Aus dieser Richtung wehte ihm auch die kalte Luft entgegen.
Orel Krasna blieb stehen!
Plötzlich wurde ihm kalt. Es hatte nichts
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