1241 - Der Smiler und die Sphinx
sogar um jemanden, der an seine Mission glaubt.
Wie auch immer, es steht eindeutig fest - und das müßtet ihr auch selbst herausgefunden haben -, daß der Piratensender nicht die Einrichtung einer fremden Technik ist. Oder anders ausgedrückt, der Warner macht sich die bestehenden Anlagen zunutze, er bedient sich der terranischen Medien. Der Warner muß also jemand sein, oder er muß einen Verbündeten haben, der Zugang zu den entsprechenden Anlagen hat. Mehr kann ich selbst nicht mit Sicherheit sagen. Alles andere sind Vermutungen ohne Fundament, so daß ich sie lieber für mich behalten möchte. Aber ich bin sicher, daß ich im STALHOF weitere Aufschlüsse bekommen hätte."
„Du hältst es also auch für möglich, daß NATHAN der Warner ist?" sagte Tekener ungläubig. „Daß er sich noch immer gegenüber dem Virenimperium benachteiligt fühlt und darum als Prophet des Untergangs auftritt? Quasi um auf sich aufmerksam zu machen und sich ins Rampenlicht zu stellen? Daran glaubt doch nicht einmal mehr Tiff!"
„Ich habe nichts dergleichen gesagt, Smiler", sagte Taurec abwehrend. „Für mich ist nur klar, daß der Warner sich der bestehenden Einrichtungen speziell der Medienvielfalt bedient. Und da geht eben nichts ohne NATHAN. Das solltest du bei deinen Nachforschungen nie vergessen."
„Ich werde es beherzigen. Und mehr hast du mir nicht zu sagen?"
„Einen Tip habe ich noch für dich, und höre mir diesmal besser zu, Smiler", sagte Taurec. „Egal, wie weit du bei deinen Nachforschungen auch kommst und wie viel du herausfindest, denke daran, daß hinter dem Warner viel mehr stecken muß, als es vordergründig erscheint. Und zum Abschied noch ein altterranisches Sprichwort: Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken!"
Damit ließ er Tekener stehen und begab sich zu der Runde mit Bull, Tifflor, Deighton und Adams, um sich von ihnen zu verabschieden. Tekener beschloß in diesem Augenblick, sich alle Verantwortlichen einzeln vorzunehmen und deren persönliche Ansichten anzuhören.
Sein Blick wanderte zu den halbkreisförmigen Sitzreihen, und er entdeckte Sri bei einem jungen Mann, der in seinem Kontursessel zu einem Häufchen Elend zusammengesunken war, während sie in geradezu beschwörender Haltung über ihn gebeugt war.
Tekener war sofort klar, was das zu bedeuten hatte, und darum wollte er sich zuerst einmal Vishnas jüngste Inkarnation vornehmen, um ihr mal gehörig die Leviten zu lesen.
Es ging einfach nicht an, daß sie ihre erwachenden Fähigkeiten vornehmlich dazu benutzte, den Männern den Kopf zu verdrehen.
Als Tekener auf sie zustürmte, zuckte Srimavo zusammen und nahm sofort die scheinheilige Haltung einer Unbeteiligten ein.
„Das ist Hanse-Sprecher Timo Porante", stellte sie den jungen Mann mit engelhafter Unschuldsmiene vor, aber tief in ihren dunklen Augen blitzte es triumphierend. „Und ich bin sicher, daß er gerade eine Verabredung mit mir treffen wollte, als du wie ein Haluter in Drangwäsche in unser Idyll eingebrochen bist."
Timo Porante war gutaussehend, sein gebräuntes Jungengesicht wirkte offen und unbekümmert, seine Augen waren im Augenblick aber etwas verschleiert - um es deutlicher zu sagen: er stierte ausdruckslos ins Leere. Aber er fing sich sofort und zeigte ein freundliches Lächeln. Sein Blick klärte sich, und er sah Tekener fest in die Augen.
„Okay, Timo, du bist frei und kannst gehen", sagte Tekener freundlich. „Diese kleine Hexe entläßt dich aus ihrem Bann."
„Ja, es wird ohnehin Zeit für mich", sagte Porante mit einer tiefen, männlichen Stimme, die nicht recht zu seinem jugendlichen Äußeren passen wollte. Er erhob sich, nickte beiden zu und entfernte sich.
„Jetzt paß einmal auf, Sri...", begann Tekener, aber das Mädchen unterbrach ihn schon im Ansatz seiner Strafpredigt.
„Nein! Zuerst hörst du dir einmal an, was ich zu sagen habe", fiel sie ihm ins Wort. „Timo Porante war jener, der eine regelrechte Gefühlswallung bekam, als du den Warner beim Namen genannt hast. Nur darum habe ich mich an ihn herangemacht."
„So?" sagte Tekener als Ausdruck seiner Überraschung. „Weiter."
„Es war nicht schwer, Timo den Kopf zu verdrehen, denn ich gefalle ihm sehr", fuhr Srimavo fort. „Schade um ihn, ich könnte mich in ihn verlieben."
„Wieso schade?" fragte Tekener sachlich. „Was hat er mit dem Warner zu tun?"
„Das mußt du schon selbst herausfinden, oder glaubst du, ich mache alle Arbeit für dich?" hielt sie ihm vor. „Aber etwas habe ich
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