1241 - Der Smiler und die Sphinx
sich einen Weg durch den Sicherheitskordon erkämpft und an ihn herangemacht, und er hatte gesagt: Stronker, erkennst du mich wieder, hatte er gesagt, ich pfeife auf den Sturmreiter-Status, ich hab' was viel Besseres gefunden.
Und Stronker hatte gewußt, was er meinte, denn inzwischen waren die Swinger nicht mehr ganz unbekannt. Sie bildeten, wenn auch im Untergrund und nicht legalisiert, eine Gemeinschaft, die in die Zehntausende ging. Swinger-Clubs schossen wie Pike aus dem Boden.
Swinger zu sein, das war eine eigene Lebensart, eine Weltanschauung. Es machte süchtig, es verführte dazu, immer mehr zu wollen, in immer unerreichbarere Dizzylands vorzustoßen.
Und Mong war da völlig neue Wege gegangen. Er war ein Pionier unter den Swingern.
Er sah seinem Spiegelbild noch einmal bewundernd zu, wie es mit dem Tecom wie mit einer Kastagnette spielte, dann rauschte er beschwingt ab in den „Dizzylands-Club".
*
„He, Mong, was macht deine Dizzy-Daisy?" rief ihm Swert Dorlan zur Begrüßung zu; seine Swing-Krone war wie ein Narrenhut geformt.
„Abgeschoben", sagte Mong Deville knapp.
„Und wer ist die neue Flamme?"
Mong wollte schon einen Namen nennen. Daisy Capella lag ihm bereits auf der Zunge, aber dann sagte er statt dessen: „Bin erst am Peilen."
Es war an diesem Tag nicht viel los im Club, nur vier Dutzend Swinger verteilten sich auf die verschiedenen Räume. Mong wurde noch von verschiedenen anderen Seiten begrüßt, überwiegend kühl, distanziert, die meisten ignorierten ihn überhaupt. Nur eine Swingerin bewunderte seinen Hahnenkamm.
Obwohl ein Swinger der ersten Stunde, war Mong nicht sehr populär. Andere hatten sich lautstark in den Vordergrund gedrängt, und spielten sich als Kapos auf. Von den Neuen wußte kaum einer um seine Verdienste Bescheid, und von den Alten gab es nur noch wenige. An diesem Abend war keiner von ihnen im Club, aber das machte Mong nichts, denn er war an Gesprächen nicht interessiert.
„Guten Abend, Mong", begrüßte ihn Horst Lanta, das Faktotum des Clubs. Horst hatte selbst noch nie eine Swing-Krone getragen und weigerte sich standhaft, mal in die Dizzylands abzuschwirren. Aber er war brauchbar, denn er stellte keine Fragen, war diskret und loyal. Er vermittelte Bekanntschaften, betreute die Neumitglieder und überprüfte sie. Mal hatte er einen Hanse-Spezialisten entlarvt, der im Club herumschnüffeln wollte, und nachdem erst einmal sein Inkognito gelüftet war, brauchte es nicht lange, bis ihn die Swinger hinausgeekelt hatten. Man tat nichts Verbotenes, jedermann konnte Swinger werden, aber wer sich unter falschen Voraussetzungen einschlich, der bekam seinen Denkzettel.
„'n Abend, Horst."
„Ich habe was für dich, Mong", sagte der Clubdiener. „Eine recht flotte Daisy. Heißt Patricia. Sie möchte gerne swingen und sich von dir einweisen lassen. Macht einen seriösen Eindruck. Ich habe ihre Daten deinem Speicher eingegeben. Du kannst sie mal bei Gelegenheit anpeilen."
„Danke, Horst."
Mong schlenderte durch die Räume, nickte diesem oder jenem zu, ärgerte sich über manchen Ignoranten, der ihm keine Beachtung schenkte, durchquerte den „Tanzboden", wie der Vorführraum mit den zwei Dutzend Holo-Projektoren genannt wurde, ohne sich entschließen zu können, sich an einem der verwaisten Geräte niederzulassen.
Es war noch zu früh. Er suchte die Bar auf und bereute diesen Entschluß sofort wieder, weil er dort Bombart Trenk in die Arme lief.
„Dizzygreasybepopalula, Mong!"
„Hallo, Bom."
Trenk war ein junger Schnösel mit Igel-Swing-Krone und von genau jener Wesensart, die seine seltsame Begrüßung andeutete. Er hielt sich für völlig ausgeflippt, ohne zu merken, daß er unter den Swingern als die personifizierte Dummheit galt. Und gerade dieser Swinger hängte sich an Mong an wie eine Klette und war, um mal ganz ehrlich zu sein, der einzige der ihn auch wirklich als Kapo sah.
„Ich mache es", sagte Bom unter Körperzuckungen und spielte dabei hektisch mit seinem Tecom. „Ich mache es ganz bestimmt. Bei der letzten Warner-Sendung bin ich bis ganz an die Grenze gegangen. Bedazzeld! Das war Dizzyland pur. Ich geh' noch weiter, ganz bestimmt. Was meinst du, Mong?"
„Laß es Junge!"
„Es ist mein Ernst!" Bom verfiel geradezu in konvulsivische Zuckungen - keine Frage, das Nervenleiden hatte er vom Swingen.
„Du solltest aussteigen, Bom", riet ihm Mong.
„Verrückt! Nie und nimmer. Jetzt geht's für mich erst los. Ich mache es Colin
Weitere Kostenlose Bücher