1241 - Der Smiler und die Sphinx
Frau saß.
„Eine alte Jungfer, trotz ihrer relativen Jugend", konstatierte Sri. Sie zögerte, dann fügte sie hinzu: „Sie glaubt an das, was sie tut, ist mit ganzem Herzen dabei. Sie fühlt sich geradezu als Missionarin. Aber... es ist mit ihr dasselbe wie mit Timo - auch sie hat ein Loch in ihrem Geist. Irgend jemand hat ein Stück ihrer Gefühlswelt herausgebrannt."
Die Hohlkugel verdunkelte sich. Das Hologramm einer vornehm gekleideten alten Dame erschien im Zentrum; das graue Haar hatte sie zu einem Knoten verschlungen. Sie stellte sich als Clubpräsidentin Suva Domman vor und kündigte nach ermüdenden einleitenden Worten die heutige Show an.
„Erlebt nun ‚Die Begegnung mit einem Fremd-Humanoiden’. Am Simulator: Celeste Gruelfin!"
Aus allen Kugellogen kam elektronischer Applaus, und auch Sri ließ es sich nicht nehmen, den Sensor „Applaus Stärke acht" zu drücken. Dazu klatschte sie in die Hände, hielt aber sofort inne, als sie Teks steinerne Miene sah.
„Achte lieber auf Celestes Emotionen", sagte er knapp.
Er hatte Pooka und noch zwei seiner Leute in „Unserer Hohlwelt" verteilt, die sowohl Celeste Gruelfins Show als auch alle medialen Nebeneffekte einfangen und aufzeichnen sollten.
Die Show begann ohne Einleitung, denn es wurde vorausgesetzt, daß allen klar war, daß es sich nur um die Simulation eines außergalaktischen Humanoiden handelte, wie man ihn unter gewissen Voraussetzungen in den Tiefen des Raumes, auf einer exotischen, aber erdähnlichen Sauerstoffwelt antreffen konnte.
Eine Computerstimme erklärte nur, daß Celeste Gruelfin zuerst den Fremd-Humanoiden und dann seine Heimatwelt vorstellen wolle.
Und dann stand unvermittelt eine überdimensionale menschliche Gestalt inmitten „Unserer Hohlwelt". Auf den ersten Blick wirkte sie tatsächlich wie ein Mensch; erst als Celeste sie anatomisch zergliederte, fielen die verschiedenen unterschiedlichen Merkmale auf.
*
Der Exo-Galaktiker wurde als zwei Meter groß bezeichnet. Er war schlank, hatte auffallend schmale Schultern, einen vorgewölbten, ebenfalls schmalen Brustkorb und zarte Glieder. Seine langen, feingliedrigen Hände waren fünffingrig, die großen, schmalen Füße fünfzehig. Seine dünnen Oberarme waren nur halb so lang wie die Unterarme, was seinen Bewegungen etwas Theatralisches verlieh. Seine dünnen Beine besaßen ebenso kurze Oberschenkel und entsprechend lange Unterschenkel, so daß es in der Bewegung fast so aussah, als befänden sich die Knie mit dem Becken auf gleicher Höhe.
Celeste vollführte mit dem Fremd-Humanoiden einige akrobatische Bewegungen - er war sehr gelenkig, sein Gang war aber mehr ein Staksen, ein Stolzieren als ein Gehen.
Tekener konzentrierte sich, nachdem er sich an dem Bewegungsablauf satt gesehen hatte, auf den Schädel. Er war haarlos und schien für den schlanken Körper etwas zu groß geraten. Der Hals war lang und kräftig, ebenfalls etwas zu dicke im Verhältnis zum schmächtigen Körper, und er war nach vorne gerichtet, so daß es aussah, als recke der Fremde den Kopf in steter Herausforderung.
Aber dagegen wiederum sprach der gutmütige Gesichtsausdruck. Das Gesicht war es überhaupt, das gewisse Widersprüchlichkeiten der Körpersprache vergessen machte.
Es war ein absolut menschliches Gesicht, wenngleich ohne Augenbrauen und vielleicht darum etwas derb wirkend. Der Fremde hatte auch kein Haupthaar über der fliehenden Stirn. Seine Nase war etwas zu groß geraten, die Mundpartie mit den vollen, sinnlichen Lippen ausladend, das Kinn ebenfalls leicht fliehend.
Sanftmut, Friedfertigkeit - und eben Gutmütigkeit, das waren die Tugenden, die dieses Gesicht prägten.
Der Fremde war nackt, jedoch ohne irgendwelche Geschlechtsmerkmale.
„Gar so toll finde ich es gar nicht, was die Maranitares uns vorzaubert", sagte Sri, als aus allen Logen frenetischer Applaus der Stärke 11 aufbrandete. „Ich hätte wenigstens einen Mann aus ihm gemacht."
„Sage mir lieber, was Celeste dabei fühlt", verlangte Tekener.
„Entschuldige, ich meinte ja nur..." Sri konzentrierte sich. „Eigentlich fühlte sie nichts weiter als Unbehagen. Jawohl, sie fühlt sich unbehaglich. Sie ist verunsichert und weiß selbst nicht recht, was sie da gerade schafft. Der Fremde hat keinen Namen... Und jetzt will sie ihn auch noch ankleiden!"
Die überdimensionale Holographie machte einige seltsame Verrenkungen, wie eine Marionette an Schnüren. Die Zuschauer spendeten elektronisches Gelächter. Sie
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