1241 - Der Smiler und die Sphinx
zu ihren drei Körpern ein vierter gesellt hatte. Es war der Körper des schlanken Mädchens in der schreienden Aufmachung. Mehr konnte Patricia jedoch nicht mehr registrieren, denn ihre zwei Begleiter rissen sie wieder mit sich.
„Wir schaffen es!"
„Wäre doch gelacht!"
Patricia hatte keine Ahnung mehr, in welche Bereiche sie entführt wurde. Ein Schwindel hatte sie erfaßt und ließ sie nicht mehr los. Und die Kälte schlich sich wieder in ihren Geist.
„Patricia! Patricia Kolmeth!"
Das Signal war sehr scharf und deutlich - und überaus eindringlich.
„Patricia, hörst du mich? Hier ist Srimavo, die Inkarnation von Vishna. Antworte mir, ich will dir helfen."
„Srimavo..."
Ein Sog zerrte Patricia mit sich, und sie fühlte die Nähe ihrer beiden Partner wieder verstärkt.
„Wir brechen aus!" behauptete Mong Deville. „Wir haben eine Lücke gefunden. Gleich ist es soweit."
Für einen Moment lichtete sich der monotone Laserstrom. Patricia fand sich plötzlich in einem terranischen Haushalt wieder. Ein Mann, eine Frau und ein kleiner Junge starrten sie unverwandt an. Plötzlich zeigte sich ungläubige Überraschung auf ihren Gesichtern.
„Ein Störsender", sagte der Mann. „Doch nicht schon wieder der Warner ..."
„Diesmal komme ich nicht als Warner", sagte Patricia rasch. „Ich brauche Hilfe..."
Aber da hatte sich die Szene schon wieder aufgelöst, ihr unfreiwilliger Höllentrip ging weiter.
„Patricia!"
„Wir brechen durch!"
„Srimavo! Hilf mir!"
Patricia spürte die Blockade mit ihrem Geist. Sie erkannte aber auch, wie sie sich unter den Anstrengungen der beiden Männer aufzulösen begann.
„Jetzt!"
Mong und Bombart hatten es geschafft, die Blockade existierte nicht mehr. Etwas griff nach Patricia und wollte sie mit sich fortziehen. Aber sie sträubte sich dagegen. Da manifestierte sich plötzlich eine zweite Kraft, die der der beiden Blockadebrecher entgegenwirkte. Es fand ein kurzes Ringen statt, das abrupt endete, als Mong und Bombart erkannten, daß sie auf verlorenem Posten standen.
„Nichts wie weg - für immer!"
Patricia blieb allein zurück, bis sie dann auf einmal die Nähe von Srimavo verstärkt fühlte.
„Kehre mit mir zurück, Patricia."
Da erst atmete die Hanse-Sprecherin auf. Sie ließ sich willig von Srimavo führen, war froh, die Wärme ihrer Nähe zu spüren. Patricia empfand es als Erleichterung, förmlich als Erlösung, als sie aus der fremdartigen Welt der Swinger zurück in ihren Körper sank. Sie fühlte sich müde werden, der Pulsschlag kehrte in sie zurück, und das allmählich zurückkehrende Gefühl der Körperlichkeit war das schönste Erlebnis ihres Lebens. Sie konnte sich nicht erinnern, je zuvor ein solches Wonnegefühl verspürt zu haben.
Sie schlug die Augen auf und sah Ronald Tekener über sich.
„Ich bin der Warner", sagte sie als erstes. Sie ließ die Worte in ihrem Geist nachhallen, bevor sie fortfuhr: „Und Celeste ist der Warner. Und Timo ist der Warner. Wir alle drei sind der Warner, und wir wechselten uns in dieser Rolle ab. Als du, Tek, uns auf die Spur kamst, da beschlossen wir, unsere Erinnerung daran vorübergehend zu löschen. Aber es hat nicht funktioniert."
„Warum?" wollte Tekener wissen.
„Warum wir den Warner erschaffen haben?" fragte Patricia zurück, und als er nickte, erklärte sie. „Meysenhart hat uns auf die Idee gebracht. Auch wir wollten die Terraner aufrütteln. Wir hatten nur die besten Absichten, glaube mir das. Aber ich fürchte, es war ein Schuß nach hinten. Wie auch immer, es ist vorbei."
„Es könnte noch ein Nachspiel geben", sagte Tekener.
„Ich bin mir der möglichen Konsequenzen bewußt, Tek." Patricia blickte auf die Liegen links und rechts von sich, die von den noch immer reglosen Körpern Mong Devilles und Bombart Trenks belegt waren. Srimavo erhob sich gerade von der vierten Liege, sie machte ein bedrücktes Gesicht. „Gibt es für Bom und Mong eine Chance?"
Tekener schüttelte den Kopf.
„Ihre Körper werden zur Betreuung nach Tahun überstellt werden müssen. Aber weitere Swing-Opfer wird es nicht mehr so schnell wieder geben. Wir sperren das ‚Dizzylands’."
Patricia Kolmeth schloß die Augen und sank zurück. Sie war müde, sie wollte schlafen.
Ihr war es im Augenblick egal, was mit ihr passieren würde. Sie wollte nur ihre Ruhe haben.
*
Homer G. Adams hatte die Untersuchungen abgeschlossen und einen umfassenden Bericht anfertigen lassen. Nun bat er Ronald Tekener und
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