Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1241 - Der Smiler und die Sphinx

Titel: 1241 - Der Smiler und die Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Dutzend weiterer Swinger waren ebenfalls mit schweren psychischen Schäden auf Tahun in Behandlang. Vier davon waren im selben Club wie Colin Bederon Mitglieder gewesen. Der Club hieß „Dizzylands".
    Und dorthin war Sri unterwegs. Dort sollte sie Tek treffen, und gemeinsam wollten sie Patricia Kolmeth überführen.
    Sri versuchte, die auf sie einströmenden Gefühle zu ignorieren, obwohl sie andererseits das Bedürfnis hatte, die Ursache für den Erlebnishunger der Bürger von Terrania kennenzulernen.
    Eigentlich hätte man annehmen müssen, daß sie nach den vielen Leiden und Prüfungen, die die Erdenbewohner hinter sich hatten, nichts als ihre Ruhe haben wollten.
    Wenn man an die Porleyter dachte, an die Bedrohung durch die Robot-Dynastien, an den Sturz in den Grauen Korridor und Vishnas sieben Plagen, dann mußte man meinen, daß die Terraner genug an Nervenkitzel genossen hatten. Aber das Gegenteil war der Fall, statt in eine Phase der Besinnung gerieten sie in einen gesteigerten Sinnestaumel.
    Wenn sich Sri an Leos Kindergarten zurückerinnerte, so schien es ihr, daß die als „terrageschädigt" eingestuften Zöglinge die einzig normalen Terraner waren. Alle anderen waren Zerrissene, Desorientierte, Sucher, die sich im Kreis bewegten.
    Zumindest gewann sie diesen Eindruck in Off-Terrania. Hier gedieh ein Moloch, der den Terranern das verbliebene Quäntchen an Selbstbewußtsein aus den Herzen fraß. Die Verunsicherung griff um sich und ließ die Menschen das Vergessen um die innere Leere in den obskursten Vergnügungen suchen - wohlgemerkt, alles im Rahmen des Zulässigen. Es gab keine Gesetzesbrecher, keine Ganoven und Verbrecher, keine skrupellosen Verführer. Kein Terraner konnte bewußt gegen die bestehenden Gesetze verstoßen, aber es konnte nicht alles gesetzlich geregelt werden. Und es gab viele, die nicht wußten, was gut war für sie oder schlecht, weil es eben für vieles keine Richtlinien gab. Und es gab selbstverständlich kein Patentrezept dafür, wie man die Einsamkeit, die namenlose Furcht, die Schlaflosigkeit und die Leere meistern konnte. Womit füllt man den menschlichen Hohlkörper auf? Man kann ihn zum Beispiel in Off-Terrania mit allem möglichen voll stopfen lassen. Der Katzenjammer folgt bestimmt, aber wenn er vorbei ist, mußt du eben die doppelte Dosis an Füllmaterial nehmen, und so weiter.
    „So müßtest du mich mal hören, Tek!" sagte Sri und ignorierte einen jungen Burschen mit Perry-Rhodan-Maske, der sie an die „Quelle der Mental-Prints des Chronofossils Terra" locken wollte und ihr „den Touch" schon vor der Aktivierung des Mutterplaneten versprach.
    Durfte es nach all diesen Auswüchsen verwundern, daß die Terraner die Endlose Armada herbeisehnten? Ordobans Wachflotte war für sie ein Strohhalm, an den sie sich klammerten, weil sie sich davon eine Änderung des untragbaren Status quo erhofften. Die Aktivierung des Chronofossils Terra sollte die große Wende bringen, den Beginn eines neuen Zeitalters, wie damals im Jahr 1 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung die Gründung der Kosmischen Hanse.
    Und konnte man es den Terranern verdenken, daß sie auf die Armadisten neidisch zu werden begannen, oder sie zumindest um ihre Freiheit beneideten? Die Terraner hatten gesehen, wie wenig Sicherheit ihnen die ach so wohlbehütete Erde bieten konnte. Und wenn schon nicht unbedingt das, so begannen sie sich zu fragen, welchen Preis sie für das Gebotene zu zahlen hatten. Die Erde ernährte ihre Kinder, gab ihnen Gesundheit und ein langes Leben und Wohlstand und Luxus in Überfluß.
    Aber Mutter Erde verlangte dafür die Vernabelung mit ihren Kindern und würde sie irgendwann zurück in den Mutterleib holen.
    Und so wuchs ein Moloch, der Unselbständigkeit und Unsicherheit hieß, aber auch Unzufriedenheit und Auflehnung, und vielleicht würde der Moloch Gestalt annehmen, wie es der Warner prophezeite.
    Meinten es Timo, Celeste und Patricia also gut mit den Terranern, daß sie ihnen den Warner geschickt hatten?
    Steckten sie überhaupt hinter dem Warner?
    Und Sri fragte sich: Bin ich selbst vielleicht Terranerin, weil ich so denke?
    Sie horchte hinaus in die geballte Gefühlswelt von Off-Terrania, und da sah sie den Moloch, ein Ungeheuer aus miteinander wetteifernden Gefühlen, im Widerstreit liegend, sich einander verleugnend und um gegenseitige Bestätigung buhlend. Das Monster aus Emotionen war der Sprache nicht mächtig, es konnte sich nicht artikulieren, es schrie bloß, und der

Weitere Kostenlose Bücher