1241 - Der Smiler und die Sphinx
Schrei, der laut durch die City gellte, dieser Klageton teilte Srimavo all das mit, was ihr gerade durch den Kopf gegangen war.
Sri wurde sich bewußt, daß sie ungewollt auf die Emotionen der schiebenden und drängenden Menge gelauscht hatte. Sie hatte die Gefühle aufgesaugt und verarbeitet, und aus der Summe der auf sie einströmenden Empfindungen war ein Gedankenstrom entstanden, der sie mit Schwermut erfüllte.
„Wenn erst die Endlose Armada eintrifft, wird alles gut. Taurec ist bereits mit den Kursdaten unterwegs", sagte Sri. Aber sie dachte: Vishna! Gesil! Habt ihr meinen Schrei nicht gehört? Warum habt ihr mir nicht beigestanden.
Weil es zu deinem Reifeprozeß gehört, mit den auf dich einströmenden Einflüssen selbst fertig zu werden.
DIZZYLANDS!
Die Schrift flammte über einem Torbogen, der die Illusion erwecken sollte, bis in den Orbit der Raumfähren zu ragen. Die Schrift zerrann, wurde zu einer Woge, rollte auf Sri zu und schwappte über sie hinweg. Sie badete in den zuckenden Buchstaben dieses Wortes, und die Buchstaben formierten sich immer neu und bildeten in rasender Abfolge die verschiedensten Kombinationen.
Sri trat durch das Portal und fand sich im Holorama einer weitläufigen Halle mit altmodischen Kronleuchtern aus Kristall wieder. Eine leicht verzerrte Robotstimme holte sie auf den Boden der Tatsachen.
„Dizzylands ist ein Swinger-Club, in den nur Mitglieder Zutritt haben. Die Einschreibgebühr kostet hundert Galax, der wöchentliche Beitrag beläuft sich auf zweihundert Galax. Als Kaution sind tausend Galax zu hinterlegen. Von diesem Guthaben wird die Gebühr für die technischen Einrichtungen abgezogen. Sonderservice wird extra verrechnet. Bei Lösung einer VIP-Mitgliedschaft ist alles Inbegriffen. Die VIP-Mitgliedschaft kostet das Dreifache. Wir buchen direkt von der Kreditkarte ab."
Sri erwarb die VIP-Mitgliedschaft. Sie konnte es sich leisten. Tek hatte ihr eine Kreditkarte mit einem Guthaben von 100.000 Galax besorgt.
*
Hogar Kraeff hatte sich im „Dizzylands" nie groß hervorgetan, so daß Tekener nicht befürchten mußte, daß seine Maske durchschaut wurde. An ihm war nur die zu einem Barett geformte Swing-Krone original; er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sich eine Tonsur zu rasieren, weil man ihm versicherte, daß man zur Not auch ohne swingen konnte.
Taras Pooka hatte ihm bei seiner Ankunft mitgeteilt, daß Patricia Kolmeth und Mong Deville bereits hier waren, aber Tek konnte sie nirgends entdecken, obwohl er alle Räumlichkeiten bereits dreimal durchwandert hatte. Es mußte also auch geheime Räumlichkeiten geben. Darüber würde ihm der angebliche Hausdiener Horst Lanta zum richtigen Zeitpunkt gewiß Auskunft geben können. Aber Tek wollte erst einmal warten, bis Sri eintraf; die zehn Hanse-Spezialisten unter Pooka waren längst auf ihren Posten.
Horst Lanta eilte scheinbar dienstbeflissen von einem Gast zum anderen, um persönlich auf die Wünsche eines jeden einzugehen. Tek wußte aber, daß das nur Show war. Lanta war auch als Geschäftsführer eingetragen und, um fünf Ecken herum und hinter einer Computer-Scheinfirma versteckt, auch der Besitzer. Er dirigierte die Dienstroboter und steuerte zwischendurch auch das Beobachtungssystem. Bestimmt hatte er irgendwo auch seinen privaten Holo-Projektor, um seiner Leidenschaft des Swingens zu fröhnen. Nach außen hin tat er völlig uninteressiert.
Tek saß gerade an der Bar, als Sri ankam. Trotz ihrer schreienden Aufmachung verursachte sie keinerlei Aufsehen, im „Dizzylands" waren die Mitglieder geschlechtslos.
Wenn man einen Partnertrip machen wollte, nahm man sich seine eigene Dizzy-Daisy mit oder ließ sich eine solche von Lanta vermitteln.
„Du bist neu hier?" sprach Tek Sri an und registrierte, daß im Hintergrund das angebliche Hausfaktotum Lanta aufgetaucht war. „Ich könnte mich dazu überreden lassen, dich in die Geheimnisse des Swingens einzuweihen."
„Ich habe gerade einen Emotio-Trip durch Off-Terrania hinter mir", erwiderte Sri. „Das war mir Horror genug. Aber eine Erfrischung könnte ich gebrauchen." Mit gesenkter Stimme fügfe sie hinzu: „Mir ist der Alte am Eingang unheimlich, Tek. Er hat so etwas an sich..."
„Horst, was könntest du meiner frischgebackenen Daisy als Einstandstrunk empfehlen?"
rief Tekener dem Clubdiener zu.
„Einen ‚Bederon Spezial’", sagte dieser und kam eilfertig hinter die Theke, um die beiden zu bedienen. Sri zuckte bei seinen Worten
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