1247 - Die Druiden-Maske
Es sind Unikate.«
»Gibt es das denn heute noch?«, fragte ich.
»Klar.«
Die Särge wurden abgestellt und sanken etwas in den Schnee ein. »Wo kann man sie machen lassen?«, erkundigte sich Suko.
»Ich habe da meine Beziehungen spielen lassen. Aber der gute Mann lebt nicht mehr. Es ist sein letzter Auftrag gewesen.« Sie fügte als Kommentar ein so hämisches Lachen hinzu, dass wir misstrauisch wurden und uns schon Gedanken darüber machten, wie wir diese Worte auslegen sollten.
Die Frau ging aber nicht näher darauf ein, sondern ließ uns stehen. Schwerfällig bewegte sie sich durch den tiefen Schnee auf den Eingang der kleinen Kirche zu. Es gab ihn praktisch nicht mehr. In der Mauer befand sich nur ein viereckiges Loch, durch das der Wind Schnee in das Innere geweht hatte.
Die Frau blieb zunächst verschwunden, und wir wandten uns an Jean Blainaut.
»Kennen Sie Hella Fontaine schon länger?«, fragte ich.
Der Kutscher zuckte mit den Schultern. »Ja, wie man's nimmt.«
»Nur beruflich?«
»Klar. Ich habe hin und wieder Fuhren für sie erledigt, wenn größere Teile zu transportieren waren. Aber immer mit meinem Wagen und nicht mit dem Fuhrwerk. Das ist nur für Notfälle gedacht.« Er legte den Kopf zurück und lachte. »Und so ein Notfall ist tatsächlich eingetreten. Hätte ich auch nicht gedacht.«
»Haben Sie schon mal Särge transportiert?«
Jean schaute mich an und schüttelte den Kopf. »Nein, das hier ist eine Premiere. Wenn ich ehrlich sein soll, dann habe ich ein komisches Gefühl. Aber was soll ich machen? Ich bekomme gutes Geld dafür. Und jetzt ist die Sache auch erledigt. Ich werde wieder nach Hause fahren und mir in der warmen Bude einen guten Rotwein und eine Zigarre gönnen. Das habe ich mir verdient.«
»Stimmt.«
»Was ist denn mit euch?«
»Wir bleiben noch.«
»Hat sie euch engagiert?«
»Kann man fast so sagen.«
Ich hörte ihm nicht mehr zu, weil Suko wieder zurückkehrte.
Er war bis zum Eingang dieser kleinen Kirche gegangen, die mehr einer Ruine glich. So etwas begegnete uns nicht zum ersten Mal. Als er neben mir stehen blieb, fragte ich:
»Hast du nichts gesehen?«
»Doch. Ab er ich weiß nicht, wie ich es einordnen soll. Wie es aussieht, ist schon seit langer Zeit niemand mehr in der Kirche gewesen. Sie ist einfach nur leer. Keine Bänke, keine Stühle, keine Bilder an den Wänden, keine Kreuze und so weiter…«
Er schaute Blainaut fragend an. »Kennen Sie sich mit dieser Kirche hier aus?«
»Nicht besonders.«
»Warum nicht?«
Jean schaute nach links. »Nun ja, man braucht nicht eben ein großer Rater zu sein, um erkennen zu können, dass sie nicht mehr benutzt wird. Schon seit langer Zeit nicht mehr. Ich bin hier groß geworden und kann mich nicht erinnern, dass die Kirche jemals als ein Ort für eine Messe gedient hat.«
»Dann hat man sie verfallen lassen?«
»Ja, muss wohl so sein.«
Wir merkten beide, dass Jean nicht so recht mit der Sprache herausrücken wollte.
»Hören Sie«, sagte ich, »etwas stimmt doch mit diesem seltsamen Bau nicht. Das können wir aus Ihren Worten heraushören.«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen«, erwiderte er verstockt und schaute zu Boden.
Das wollte ich nicht akzeptieren. Deshalb setzte ich nach.
»Gibt es keine Geschichte, die sich um die Kirche rankt?«
Da hatte ich einen wunden Punkt getroffen. Er senkte den Kopf, blickte auf den Schnee und nickte schließlich, bevor er sich zu einer Antwort bequemte.
»Ich kenne die Geschichte auch nur aus Erzählungen, aber ich habe gehört, dass man sie schon vor Jahren entweiht haben soll.«
»Was hat man getan?«
Jean schaute mich an und winkte zugleich ab. »Ich weiß ja nicht, ob das alles der Wahrheit entspricht, aber etwas muss schon dran sein, sonst hätten die Leute die Kirche ja nicht gemieden und auch verfallen lassen.«
»Reden Sie doch!« Ich wollte eine Antwort haben, bevor Hella Fontaine zurückkehrte.
»Das ist eine böse Geschichte.«
»Auch wahr?«
»Kann sein.« Er schaute sich unangenehm berührt um. »Nun ja, man soll hier alles auf den Kopf gestellt haben. Da sind Menschen gekommen, um einen Götzen anzubeten.«
»Den Teufel?«
»Weiß ich nicht. Hoffentlich nicht. Aber die normalen Leute haben die kleine Kirche nie mehr betreten. Das muss schlimm gewesen sein. Man hat immer von einem schrecklichen Heulen gesprochen, das in manch finsteren Nächten zu hören gewesen war.« Er blies die Luft aus, die mir als warmer Strom entgegenwehte. »Genaues kann
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