1247 - Die Druiden-Maske
getropft und es war dann auch so etwas wie ein Türöffner geworden.
Es war Zeit vergangen, aber daran dachte ich nicht. Alles lief normal ab und trotzdem langsamer. Ich erlebte die Sekunden in einer starken Intensität und wagte auch nicht, selbst einzugreifen oder etwas zu verhindern.
Schließlich setzte sich Hella Fontaine in Bewegung. Es hatte bei ihr einen kurzen Ruck gegeben. Wie bei einem Auto, bei dem der Zündschlüssel umgedreht worden war. Die Starre war vorbei. Ebenso die Überraschung, denn sie hatte die Maske gesehen und sich auch daran gewöhnt. Für sie zählte nur noch der Besitz. Und wenn sie sie holen wollte, dann durfte sie nicht hier in der Welt bleiben, sondern würde die Schwelle zu Aibon übertreten müssen, um einzutauchen in dieses andere Land, in dem fremde Gesetze herrschten.
Sie drehte sich nicht einmal um. Schritt für Schritt ging sie auf die offene Tür zu. Die Maske blieb, aber selbst ich konnte nicht mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, ob sie nun echt war oder nur eine Projektion. Wenn ich die Größe verglich, dann konnte eher die zweite Möglichkeit zutreffen.
Bisher hatte ich mich außerhalb des Lichtscheins gehalten.
Um Hella folgen zu können - und das wollte ich auf jeden Fall -, musste ich dem Strahl folgen und bis zur Tür gehen.
Ich trat hinein.
Sofort merkte ich das Andere. Es entstand ein Kribbeln auf meinem Körper. Etwas rann über die Haut hinweg, und ich fragte mich, ob man Licht spüren kann.
Was lag hinter der Tür?
War es die Welt des Guywano? Gehörte dieser Teil tatsächlich schon zu Aibon und damit zur Hälfte des brutalen Druidenfürsten? Ich würde die Antwort finden, wenn ich Hella auf den Fersen blieb, und die dachte gar nicht daran, zu stoppen.
Je mehr sie vorging, desto mehr veränderte sich auch das Bild der großen Maske. Sie schrumpfte oberhalb der Tür zusammen.
Das Licht verdichtete sich dabei und erst jetzt kam ich zu dem Ergebnis, dass sie eine Projektion war.
Nicht echt. Ein Lockvogel aus Licht, der weiterhin im Licht blieb, sich aber immer mehr zurückzog und abtauchte in die andere Welt hinter der Tür.
Hella hatte mittlerweile die Schwelle erreicht. Sie war weiterhin auf der Lichtbahn geblieben, die ich ebenfalls nicht verlassen hatte. Ich aber wollte noch mal Kontakt mit ihr aufnehmen, bevor sie den endgültigen Schritt wagte.
»Hella…«
Ich hatte nicht zu laut gerufen, da ich sie nicht erschrecken wollte. An ihrer Reaktion stellte ich fest, dass sie mich sehr wohl gehört hatte, denn sie zuckte kurz zusammen.
»Bitte, Hella…«
Nach diesen Worten drehte sich die Frau um.- Auch das geschah langsam, als würde jemand sie daran hindern.
Zuerst schaute ich auf ihr Profil, dann blickte ich der Frau ins Gesicht und stellte fest, dass sie sich verändert hatte, denn sie war bleich wie eine Leiche geworden.
Das Gesicht wirkte selbst wie eine Maske, in der die Augen tief in die Höhlen gewandert waren. Sie sah schlecht aus, wie von einer langen Krankheit gezeichnet. Etwas musste sie erfasst und verändert haben. Der Gruß aus Aibon trug daran die Schuld und die Lippen zitterten leicht, als wäre dieses Beben eine Folge ihrer Angst.
Ich winkte ihr zu. »Bitte, Sie müssen zurückkommen, Hella. Sie müssen es. Die andere Welt ist zu gefährlich.«
Sie hatte mich gehört und auch verstanden, denn sie reagierte.
Leider nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte, denn sie schüttelte den Kopf. »Nein, Sinclair, nein. Ich komme nicht zurück. Ich werde in diese Welt hineingehen, denn ich will die Maske haben. Ich kann sie bekommen. Ich brauche sie nur zu holen.«
»Und dann? Was passiert dann?«
Auf einmal konnte sie wieder lächeln. »Dann kehre ich mit ihr zurück. Dann geht auf mich ein Teil dieser großen Kraft eines anderen Reiches über. Wenn ich sie aufsetze, werde ich ihn spüren. Ich spüre in mir die Kräfte eines Dämons. Sie fließen durch meinen Körper, und es wird keine Stelle geben, die sie nicht erreichen. So und nicht anders wird es aussehen, Sinclair.« Sie lächelte, dann senkte sie den Blick und schaute auf die Wunde in der Hand. »Mein Blut hat mir den Weg geebnet. Mein Opfer wurde angenommen. Ich habe es gewusst. Aibon verschließt sich nicht vor mir, und ich werde die Maske bekommen.«
Ich stand vor einer schwierigen Entscheidung. Sollte ich sie mit Gewalt zurückhalten?
Nein, das war nicht mein Ding. Wenn sie wollte, dann sollte sie gehen, und ein bestimmter Teil ihrer Erklärung hatte bei mir zudem
Weitere Kostenlose Bücher