1247 - Die Druiden-Maske
später erkannten. Dass das Kleid eine Seitentasche besaß, war uns nicht aufgefallen.
Allerdings sahen wir jetzt den Grund, weshalb es diese Tasche gab. Darin war das Messer verborgen gewesen, das sie nun hervorzog.
Im Schein der Fackel bekam die Klinge ein regelrechtes Eigenleben. Sie schien sich zu bewegen und leicht zu tanzen, und jetzt baute sich die Frage auf, was Hella Fontaine mit der Waffe vorhatte.
Dass sie uns angreifen würde, damit war nicht zu rechnen.
Das hätte sie schon vorher bequemer haben können. Es musste etwas anderes sein, und wir bekamen es präsentiert.
Beide Arme hob sie in die Höhe und drehte ihre Hände dann in die verschiedenen Richtungen nach innen, so dass sie sich gegenüberstanden.
Die Spitze der Messerklinge zielte genau auf eine Handfläche. Noch bewegten sich die Hände nicht. Einen Moment später ruckte die Rechte vor und sie stoppte auch nicht vor der linken Hand, so dass die Messerspitze in das Fleisch eindrang.
Unwillkürlich zuckte ich zusammen. Ich erwartete einen Laut des Schmerzes zu hören, doch das trat nicht ein.
»Die ist verdammt hart im Nehmen!«, hauchte Suko.
Wie hart sie war, bewies Hella Sekunden später, denn sie hatte das Messer noch nicht aus ihrer Wunde hervorgezogen und bewegte es jetzt auf das Gelenk zu, um sich so eine Schnittwunde im Fleisch zuzufügen.
Erst jetzt, wo es keinen Gegendruck mehr gab, konnte das Blut frei fließen. Es quoll aus der Wunde und es brauchte sich nicht erst lange zu sammeln, um der Gravitation Folge zu leisten.
Erst rann der rote Saft noch am Gelenk entlang, dann reichte das Gewicht aus, um ihn abfallen zu lassen.
Suko und ich verfolgten den Weg der Tropfen und hörten auch, wie sie auf den Steinboden aufschlugen.
Auch das war nicht normal. Es entstand kein Klatschen, sondern ein Zischen und es hätte mich nicht gewundert, wenn plötzlich Qualm in, die Höhe gestiegen wäre.
Hella begann zu sprechen. Wieder nicht mit der normalen Stimme, sondern mit der so fremd klingenden. »Mein Blut zu dem der anderen Welt. Mein Lebenssaft soll sich mit der Kraft der Druiden vermischen und das freigeben, was vor langer Zeit schon die Alten gesehen und auch angebetet haben. Mein Blut für die Maske…«
Sie ließ es weiterhin tropfen und wartete ab, was geschah.
Auf dem Boden war es leider zu dunkel, so dass wir nicht wirklich erkannten, was mit dem Blut passierte.
Blieb es liegen? Sickerte es ein? Breitete es sich noch weiter aus, weil es sich in Bewegung befand und von der Kraft der Druiden geleitet wurde.
Es konnte alles so sein und auch alles nicht stimmen. Im Moment mussten die beiden gegensätzlichen Pole erst eine Verbindung finden. Darauf brauchten wir nicht lange zu warten.
Es passierte nicht direkt bei Hella Fontaine, sondern weiter vor ihr. Genau dort, wo sich die Tür befand, die eigentlich keine war. Jetzt schon. Plötzlich hörten wir ein unheimlich klingendes Knarzen und Knarren, das uns durch Mark und Bein schnitt.
Dann passierte das Ungeheuerliche.
Die Tür, die eigentlich keine war - um das noch mal zu betonen - öffnete sich langsam.
Ein langer, sehr heller Lichtschein breitete sich aus. Er strahlte aus dem hervor, was hinter der Tür lag, umfing die starr stehende Hella Fontaine und hörte dort auf, wo sich die beiden Särge befanden, die, ebenso wie die Skelette, auch erfasst wurden.
Suko und ich standen abseits und wussten nicht so recht, wohin wir schauen sollten.
Nach links zur Tür hin oder nach rechts zu den Skeletten?
Suko ließ die Tür nicht aus den Augen. Ich wollte sehen, was mit den Gestalten geschah und hörte ein Geräusch, bei dem sich mein Magen zusammenzog.
Es war ein leises Knirschen und zugleich ein Schaben, denn die alten Knochen, die bisher so starr gewesen waren, bewegten sich. Doch das war nicht alles.
Zugleich wuchs aus dem Nichts etwas hervor. Es war eine grünliche Masse, die sich auf die Knochen legte und zugleich die Lücken zwischen ihnen ausfüllte.
Jetzt war mir klar, was hier ablief.
Man konnte es als umgekehrten Vorgang der Verwesung bezeichnen. Beide Skelette erhielten ihr Fleisch, ihre Haut oder was immer es sein musste, zurück.
Sie mutierten dabei zu Aibon-Monstern aus der Welt des Druidenfürsten Guywano…
***
Genau das hatte uns noch gefehlt!
Es war nie gut, an zwei Schauplätzen zugleich zu kämpfen.
Deshalb machte ich Suko durch einen Zischlaut auf die neue Situation aufmerksam. Zu erklären brauchte ich ihm nichts.
»Ich kümmere mich darum,
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