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125 - Die Stunde der Wölfe

125 - Die Stunde der Wölfe

Titel: 125 - Die Stunde der Wölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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langsam ging es mit ihm aufwärts. Er merkte es kaum. Die Schmerzen ließen nach und verebbten, aber es dauerte noch lange, bis er aufstehen konnte.
    Die Dämmerung setzte ein. Burstyn schleppte sich durch die Wohnung und lehnte sich neben dem Fenster an die Wand. Er blickte auf die Straße hinunter.
    Ihm fiel nichts Ungewöhnliches auf. Kaum zu glauben, daß er vor wenigen Stunden Bumpy Douglas gekillt hatte und Spencer Cook vom Balkon werfen wollte. Das war ein ganz anderer Gene Burstyn gewesen. Den konnte man mit jenem, der jetzt durch seine finstere Wohnung schlich, nicht vergleichen.
    Er hätte sich gern gemeldet, aber er befürchtete, daß man inzwischen sein Telefon abhörte. Es war wohl besser, aus dem Haus zu gehen und die OdS-Leute persönlich zu kontaktieren.
    Was sage ich, wenn sie wissen wollen, wieso ich auf einmal schwächer als ein Greis bin? überlegte er. Es war bestimmt nicht klug, Boram zu erwähnen. Vielleicht kannte jemand diese rätselhafte Gestalt. Man würde denken, Boram hätte ihn zum Reden gebracht.
    Nein, er würde diesen Gegner mit keiner Silbe erwähnen.
    Krank, dachte er. Ich werde sagen, ich wurde ganz plötzlich krank. Davor ist keiner gefeit. Sie müssen bis auf weiteres auf mich verzichten.
    Er wankte ins Bad, machte Licht und betrachtete sich im Spiegel.
    »Meine Güte, siehst du aus«, stöhnte er.
    Die Rötung der Haut war zurückgegangen, ein Großteil der Bläschen war nicht mehr zu sehen.
    Burstyn wusch sein Gesicht mit eiskaltem Wasser. Normalerweise wirkte das Wunder, wenn er müde und abgeschlagen war, doch diesmal vermochte die Kälte seine Lebensgeister nicht zu wecken.
    Nachdem er sich abgetrocknet hatte, mußte er rasten. Er stützte sich auf den Rand der Waschmuschel und suchte vergeblich nach dem lebendigen Feuer, das normalerweise in seinen Augen war.
    Wieder läutete das Telefon, doch bis Burstyn den Apparat erreichte, hatte der Anrufer bereits aufgelegt.
    Eine Stunde später hatte sich Gene Burstyn so weit erholt, daß er die Wohnung verlassen konnte.
    ***
    »Da ist er!« sagte ich, als Burstyn aus dem Haus trat. »Er hat die Krise überwunden, scheint mir aber noch ein Schatten seiner selbst zu sein.«
    »Heute ist er für die Organisation wertlos«, behauptete Boram. Er kannte die Wirkung seines Gifts, das auch ich schon zu spüren bekommen hatte, denn als wir einander zum erstenmal begegneten, waren wir Feinde.
    Der Zauberer Angelo d’Allessandro hatte Boram geschaffen, um mich zu vernichten - und ich hatte den Zauberer gezwungen, aus dem schwarzen einen weißen Vampir zu machen. Seither konnte ich dem Nessel-Vampir blind vertrauen.
    Müde, als hätte er einen harten Arbeitstag hinter sich, begab sich Gene Burstyn zu seinem Wagen. Als er einstieg, startete ich den Motor meines Rovers und wartete.
    Burstyn fuhr los. Ich gab ihm einen kleinen Vorsprung, schaltete die Fahrzeugbeleuchtung ein und folgte dem OdS-Mann.
    Burstyn fuhr die Themse entlang und überquerte den Fluß kurz darauf. Ich blieb hinter ihm, ohne daß es ihm auf, fiel. Wir erreichten gemeinsam die Great Dover Street, Burstyn bog noch einmal um die Ecke und war am Ziel.
    Ich sah, wie er seinen Wagen vor einer Bar anhielt. Ein vornehmes Lokal war das nicht. Nutten lungerten davor herum, zeigten jedoch kein Interesse an Burstyn.
    Keine Dirne quatschte ihn an. Das war ein Beweis für mich, daß die Mädchen ihn kannten und wußten, daß mit ihm kein Geschäft zu machen war.
    »Was sagt man dazu?« bemerkte ich. »Kull ist auch als Zuhälter tätig.«
    Boram schaute mich fragend an.
    »Man darf es allerdings nicht so eng sehen«, sagte ich. »Die Bar gehört mit Sicherheit einem OdS-Strohmann. Folglich gehört sie auch der Organisation. Wenn hier also Dirnen arbeiten, kannst du sicher sein, daß ein Teil ihrer Einnahmen an Kull geht.«
    Burstyn verschwand in der Bar, und ich fuhr daran vorbei.
    »Folgst du dem Mann nicht mehr, Herr?« wollte Boram wissen.
    »Erfahrungsgemäß besitzen solche Lokale auch einen Hintereingang. Durch diesen werden wir die Bar betreten«, sagte ich. »Ich könnte mir vorstellen, daß wir einiges Wissenswertes erfahren, wenn wir uns unauffällig verhalten.«
    Ich lenkte den Rover in eine dunkle, enge Straße. Wir stiegen aus, und ich überkletterte eine Backsteinmauer, die mit Friedensparolen besprayt war.
    Um Boram brauchte ich mich nicht zu kümmern, der konnte sehr gut selbst auf sich aufpassen.
    Jenseits der Mauer war es so dunkel wie in der Mitte eines Tunnels. Ich sah

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