125 - Die Stunde der Wölfe
könnte.«
Baxter lachte. »Neuerdings bist du häufig blank. Woher kommt das?«
»Ich hab’ da ein Mädchen kennengelernt, ein wahres Juwel, leider ein bißchen verwöhnt. Sie geht schrecklich gern aus, und ich kann ihr keinen Wunsch abschlagen. Ich bin verrückt nach ihr. Für sie würde ich glatt ein Verbrechen begehen.«
»Deshalb auch diese Unzufriedenheit«, sagte Baxter. »Du arbeitest von früh bis spät, aber es kommt dabei nicht genug in die Kasse. Wahrscheinlich schafft es deine Freundin spielend, dir an einem Abend einen ganzen Monatslohn abzuknöpfen.«
»Sie ist jeden Penny, den ich für sie ausgebe, wert.«
»Du mußt sie mir unbedingt mal vorstellen.«
»Du denkst wohl, ich bin bescheuert«, sagte Spound. »Damit du dich dann hinter meinem Rücken an sie ranmachst? Ich verrate dir nicht einmal ihren Namen.«
»Und du willst mein Freund sein.«
»Ein Fahrrad und seine Braut borgt man nicht her«, erwiderte Spound. »Ich möchte dieses Mädchen nicht verlieren.«
»Das wirst du aber früher oder später. Es braucht nur einer zu kommen, der mehr Zaster hat als du«, sagte Baxter. »Ich will dich damit nicht ärgern. Aber so geht es zu im Leben.«
»Deshalb möchte ich ihr ja mehr bieten.« Richard Spound kniff die Augen zusammen und knirschte mit den Zähnen. »Ich brauche Geld, Bob.«
»Ich wüßte schon, wo was zu holen wäre.«
Spound schaute den Freund groß an. »Tatsächlich? Wo?«
»Im Wolfscamp«, sagte Bob Baxter.
***
Das von Baxter erwähnte Camp war Privatbesitz. Es gehörte einer Organisation, deren Namen Baxter nicht kannte. Angeblich wurde das Areal von Wölfen bewacht, und natürlich gaben die Menschen, die in der Nähe des Camps wohnten, ihren Senf dazu.
So hieß es, jeder, der das Gelände unerlaubt betrat, wäre des Todes; die Wölfe würden über ihn herfallen und ihn zerreißen. Ja es gab sogar Leute, die Stein und Bein schworen, es handle sich bei diesen Tieren um keine gewöhnlichen Tiere, sondern um Wölfe aus der Hölle.
Baxter, der bei einer bekannten Ge, tränkefirma als Verkaufsfahrer arbeitete, hatte bereits einige Male auf dem Gelände zu tun gehabt, aber einen Wolf hatte er nicht gesehen. Nicht einmal einen wolfsähnlichen Hund.
Wohi aber war ihm aufgefallen, daß das Camp scharf bewacht wurde.
»Was treiben die dort eigentlich?« wollte Richard Spound wissen.
»Ängebiich wird in den Hallen an einem supergeheimen neuen Mikrochip gearbeitet. Du kannst dir vorstellen, daß die Leute, die dort arbeiten, eine Menge Mäuse verdienen. Diese Eierköpfe sind nicht billig, sie lassen sich ihr Wissen gut bezahlen. Ich war an einem Zahltag da. Mir kamen die Tränen, als ich die vielen schönen Scheine knistern hörte, und kein einziger kam zu mir rüber. Morgen ist wieder Zahltag, folglich ist das Geld heute schon im Camp, und ich weiß genau, wo. Es befindet sich in einem kleinen Safe, den man spielend mit Hammer und Meißel aufkriegt. Man denkt wahrscheinlich, wenn das Areal schon so gut bewacht wird, braucht man nicht auch noch einen Panzerschrank, der alle Stücke spielt.«
Spound leckte sich aufgeregt die Lippen. »Was schätzt du, wieviel Geld drin ist?«
»Bestimmt genug, daß du mit der Hälfte davon deine Freundin etliche Jahre verwöhnen kannst«, antwortete Baxter.
»Angenommen, wir kommen rein, was dann? Wir können den Safe nicht an Ort und Stelle knacken.«
»Wir nehmen ihn mit und rücken ihm bei mir zu Hause zu Leibe.«
»Wir tragen ihn? Ist das Ding nicht unheimlich schwer?«
»Ich hab’ ’nen zweirädrigen Transportkarren mit Ballonreifen. Da kippen wir den Safe drauf und hauen ab.« Spound musterte den Freund. »Glaubst du, daß das klappt?«
»Probieren geht über Studieren.«
***
Vielleicht hätte sich Richard Spound alles noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen, aber die Zeit drängte. Morgen war Zahltag. Wenn sie nicht in dieser Nacht versuchten, an das Geld zu kommen, mußten sie einen Monat warten, und das wollte Spound nicht.
Ihre Ausrüstung war dürftig, schließlich waren sie keine Berufsverbrecher. Baxter hatte versucht, einen Revolver aufzutreiben, doch es war ihm in der kurzen Zeit nicht gelungen. Er brachte zwei Springmesser mit und gab eines seinem Freund.
»Was soll ich damit?« fragte Spound. »Ich habe nicht die Absicht, jemanden umzulegen.«
»Aber du kannst eventuell einen Kerl in Schach halten und verhindern, daß er Alarm schlägt«, sagte Baxter. »Vielleicht mußt du dir auch einen Hund vom Leib
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