125 - Todesschreie aus dem Blutmoor
Überlegung.
Der Unheimliche schien mit dem, was er hier vorfand, zufrieden zu
sein. Er schob die beiden großen Pappkartons ein wenig weiter nach vorn, so daß
sie gegen die Rückenlehne des Hintersitzes stießen, es war hier hinten Raum
genug, um einem erwachsenen Menschen Platz zu bieten. Diesen Platz nahm das
Moorgeschöpf ein, legte sich zusammengekauert auf die mit Teppichboden
ausgelegte Abstellfläche, griff mit seiner breiten, unförmigen Hand dann nach
der ausgeklappten Tür und zog sie wieder ins Schloß.
Hinter den Kartons sich völlig ruhig verhaltend wartete das
Moorgeschöpf, auf Horst Linkert, auf sein Opfer.
Er war auserwählt, er war - gegen seinen eigenen Willen - in das
Räderwerk einer dämonischen Mechanik geraten.
Als Linkert das Lokal verließ, prüfte er nicht nach, ob die
hinterste Tür verschlossen war, da warf er nicht erst einen Blick in das
stockfinstere Auto, um sich zu vergewissern, ob er auch allein drinsaß. Es gab
nicht den geringsten Grund, daß er sich so verhielt.
Warum hätte er mißtrauisch sein sollen?
Es war alles so wie immer, glaubte er .
●
Der Vorfall blieb so geheimnisvoll, wie er begonnen hatte.
Die beiden PSA-Agenten waren auf Vermutungen angewiesen, und sie
nahmen sich vor, nochmal bei Tagesanbruch und Nebelauflösung hierher zu kommen
und sich alles genau anzusehen. Von hier oben aus war es unmöglich, ein
Ferngespräch mit der zuständigen Polizeidienststelle zu führen. Es gab hier
nirgends eine Telefonzelle. Larry und Iwan setzten sich in den silbergrauen
Mercedes, verließen die Rasenfläche, und der Wagen rollte langsam auf die
glatte, asphaltierte Straße.
X-RAY-3 steuerte den Weg zurück, den sie gekommen waren. Zurück
blieb der am Baum hängende VW, in dem Larry den Motor ausgeschaltet hatte. Die
Polizei würde schnell herausfinden, wer der Besitzer des Fahrzeuges war.
Und das würde auch ihnen möglicherweise weiterhelfen.
Die roten Rücklichter wurden von den wallenden Nebeln schnell
geschluckt. Außer dem Fahrzeug war in der menschenleeren Bergeinöde noch
jemand, der zurückblieb und dem entschwindenden Fahrzeug nachsah. Dieser Jemand
stand nur wenige Schritte von dem VW-Wrack entfernt und löste sich langsam aus
der nebelgeschwängerten Finsternis.
Dem bleichen Gesicht mit den erstaunt aufgerissenen, großen Augen
sah man an, daß der Mann mit dem, was er hier vorfand und wovon er Zeuge
geworden war, offensichtlich nicht im entferntesten gerechnet hatte. Der da aus
der Dunkelheit stolperte und sein unbrauchbares Fahrzeug begutachtete, war
niemand anders als Martin Gessler .
●
Nach ihrer Rückkehr nahm Larry sofort den Telefonapparat in der
>Rhönklause< in Beschlag. In der Zwischenzeit erstattete Iwan
Kunaritschew seiner Kollegin Morna Ulbrandson Bericht. Das Gasthaus hatte sich
bis auf zwei weitere Gäste geleert. Auch Horst Linkert, der Vertreter, war
nicht mehr anwesend.
Er war zu seinem Hotel gefahren.
Petra Gessler bediente allein.
Auch hinter dem Tresen stand niemand mehr. Der Wirt hatte sich -
so Morna - nach dem unliebsamen Zwischenfall mit seinem Sohn nicht mehr blicken
lassen.
Dann kam Larry Brent an ihren Tisch.
»Die Polizei wird sich sofort auf den Weg machen. In der
Zwischenzeit habt ihr ja gehört, was uns wiederfahren ist. Iwan hatte noch mal
Glück. Von der blonden Geistererscheinung haben wir allerdings keine Spur
gefunden . Dem muß hinzugefügt werden, daß die Sicht dort oben miserabel ist.«
X-RAY-3 zog - so weit er es verantworten konnte - auch seinen
Freund Jeff Hunter ins Vertrauen. »Tut mir leid, Jeff! Durch den Zwischenfall
hat sich einiges grundlegend geändert. Es ist unerläßlich, daß wir nach dem
Vorfall hier im Gasthaus am Ball bleiben. Die Angelegenheit ist äußerst
mysteriös.«
»Das tut mir leid, Larry«, bemerkte Jeff Hunter. Man sah ihm die
Enttäuschung an, die ihm Brents Mitteilung bereitete.
»Wir werden Gelegenheit haben, noch das eine oder andere Gespräch
miteinander zu führen. Iwan hat sich bereit erklärt, heute nacht hier im
Gasthaus zu bleiben - vorausgesetzt, daß es möglich ist, noch ein Zimmer zu
bekommen. In dieser Jahreszeit dürfte das wohl keine Schwierigkeit bereiten. An
dich hätte ich eine Bitte, Jeff.«
»Und die wäre?«
»Daß du dich ein wenig um Morna kümmerst.«
»Mit dem größten Vergnügen, Larry! Da vergeß’ ich selbst den
brennenden Schmerz meines besten Freundes.« Er lachte laut. Petra Gessler, die
an der Theke ein Bier
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