125 - Todesschreie aus dem Blutmoor
Hauptsache ist, man hält
sich dort nicht auf, wenn es anfängt gefährlich zu werden.«
»Kann es sein, daß eine Moorleiche auch Auto fährt?«
Larry Brent stellte die Frage unvermittelt und blitzschnell.
Ein erstaunter Blick aus den Augen der jungen Wirtstochter traf
ihn.
»Möglich ist alles«, sagte sie leise, so daß man sie kaum
verstehen konnte; es schien, als wäre sie mit ihren Gedanken meilenweit
entfernt. »Wieso kommen Sie gerade darauf?«
Larry Brent berichtete von den Ereignissen, die ihnen widerfahren
waren. Die Veränderung in Petra Gesslers Gesicht wurde vor jedem sichtbar.
Ihr Blick wurde unstet, und um ihre Mundwinkel zuckte es.
»Dann kann ich Ihnen nur eine Empfehlung geben«, stieß sie hervor.
»Fahren Sie so schnell wie möglich nach Hause! Halten Sie sich keine Stunde
länger als unbedingt notwendig in dieser Gegend auf! Für mich gibt’s keinen
Zweifel: Sie hatten eine Begegnung mit einer Moorleiche, auch wenn sie sich bis
jetzt noch nicht gezeigt hat. Jeder, der ausgesucht war, neues Opfer zu werden,
ist es auch geworden. Es gab bisher keinen, der ihnen entkam, wenn sie diese
Entscheidung mal getroffen hatten. Und es gibt keinen Grund anzunehmen, daß
das, was in der Vergangenheit funktionierte - nun in der Gegenwart und Zukunft
anders sein sollte.
Gehen Sie! Gehen Sie so schnell wie möglich! Das ist das einzige,
worum ich Sie jetzt noch bitten kann.«
Ihre Stimme klang beinahe flehentlich.
»Was macht Sie so sicher?«
»Die Tatsache, daß meine eigene Familie schon genügend Opfer
gebracht hat Und wir können nicht einfach nur von hier fortgehen und ein neues
Leben anfangen. Wir gehören hierher. Die Geister der Toten, die ruhelosen
Gespenster, die aus dem Moor kommen, können uns trotz allem weniger anhaben als
Ihnen, weil es zwischen uns und Ihnen .«
Sie unterbrach sich plötzlich und hielt erschrocken die Hand an
den Mund gepreßt, wandte sich dann blitzschnell um und sagte kein einziges Wort
mehr.
Ihr Erschrecken war eindeutig daraufhin zurückzuführen, daß sie
sich dabei ertappte, mehr gesagt zu haben, als sie eigentlich sagen wollte ...
●
»Hier gibt’s nicht nur einen hervorragenden Schnaps zu trinken,
sondern auch alle Anzeichen dafür, eine interessante Arbeit zu erledigen«,
bemerkte Iwan Kunaritschew alias X- RAY-7.
»Ob sie mir heute noch ein Zimmer zur Verfügung stellt nach dieser
eindeutigen Warnung? Nun, wir werden sehen ...«
Petra Gessler war mehr als erschrocken, als Iwan Kunaritschew die
Nacht unbedingt in der »Rhönklause« verbringen wollte. Sie zuckte die Achseln,
ohne ein weiteres Wort zu sagen und zeigte dem Russen dann das Zimmer.
Es ging eine steile Holztreppe aufwärts durch einen schmalen
Korridor, der von einer dunklen Eichentür begrenzt wurde. Dahinter machte der
Flur einen Knick.
Hier lagen die drei Zimmer nebeneinander, die bisher in dem alten
Haus zur Verfügung standen.
Petra Gessler gab Kunaritschew zu verstehen, daß in nächster
Zukunft mit einem Anbau zu rechnen sei, um die Bettenkapazität zu erhöhen. Kein
Wort mehr folgte über die Bedrohung, keines mehr über das »Blutmoor«; keine
Entschuldigung über ihr eigenartiges Verhalten zuletzt ...
Iwan nahm das Zimmer. Als er nach unten ins Lokal zurückkehrte,
traf gerade die Polizeistreife ein.
Larry Brent schloß sich den deutschen Kollegen an, während
Kunaritschew am Tisch zurückblieb.
Jeff Hunter verabschiedete sich von Larry und versprach, wenn er
Morna abgeliefert hätte, nochmal zurückzukommen, um ihn dann mit in das
Ferienhaus zu nehmen. Der Leihwagen sollte für Kunaritschew zurückbleiben, und
wenn Larry auf einen fahrbaren Untersatz angewiesen war, stellte Hunter ihm
sein Auto zur Verfügung.
X-RAY-3 nahm auf dem Rücksitz des Streifenwagens Platz, und gleich
darauf ging die Fahrt los.
Während der Fahrt wurden nur wenige Worte gewechselt.
Der rechts neben dem Fahrer sitzende Polizist stellte einige
knappe Fragen an Larry und vergewisserte sich insgesamt zweimal, ob er auch
richtig das polizeiliche Kennzeichen des Unglücksfahrzeuges durchgegeben hätte.
X-RAY-3 wiederholte die Buchstaben und Zahlenfolge und der ihn
Fragende mußte bestätigen, daß es sich tatsächlich um die Nummer handelte, über
die sie inzwischen weitere Informationen erhalten hatten.
»Der Besitzer steht also schon fest?« sagte Larry Brent.
»Ja«, erhielt er knapp zur Antwort.
»Und wer ist es?«
»Warum interessiert Sie das?«
»Ganz einfach deshalb, weil ich
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