125 - Todesschreie aus dem Blutmoor
rauschen.
Irgendein Gast holte den Aufzug nach oben, so jedenfalls glaubte
sie.
In Wirklichkeit war es die unheimliche Moorleiche, die zur zweiten
Etage fuhr.
Zimmer 205 ... so hatte es jener teuflische Geist behalten. In
diesem Zimmer logierte Horst Linkert.
Die Tür zum Aufzug glitt zurück.
Die unförmige, schlaffe Gestalt löste sich aus dem Fahrkorb,
wandte den Kopf nach links, dann nach rechts und setzte seinen plumpen Fuß auf
den Teppich, der den langen Korridor bedeckte. Das Ungeheuer steuerte direkt
auf die Tür mit dem Schild »205« zu.
Die breite, unförmige Hand legte sich auf die Klinke und drückte
sie schwer und langsam herab.
Die Tür ließ sich öffnen .
In seinem Schreck vorhin hatte Horst Linkert vergessen, die
Schlüssel abzuziehen, die er automatisch beim Eintreten von innen ins Schloß
gesteckt hatte.
Der Raum hinter der Tür war dunkel.
Die Aufmerksamkeit des Moorungeheuers galt dem in der Ecke
stehenden Bett.
Es war leer.
Der Benutzer des Zimmers hatte sich noch nicht schlafen gelegt.
Das furchteinflößende Geschöpf betrat den Raum und drückte die Tür
hinter sich ins Schloß.
Wie ein schwarzer, zu Materie gewordener Schatten bewegte der
Unförmige sich quer durch den Raum und schien sich selbst im Dunkel
hervorragend zurechtzufinden.
Er stieß nirgends an, obwohl sein Kopf Richtung Fenster gerichtet
war, als wolle er sich informieren, ob es auch wirklich geschlossen war.
Er zog den Vorhang zur Seite und drückte den Griff zur Balkontür
in die Höhe, so daß sie aufsprang.
Kalte, feuchte Nachtluft wehte in den hochtemperierten Raum. Ein
schmaler Balkon lief um die gesamte Hauswand und wurde zwischen den einzelnen
Apartments nur durch ein Gittergeflecht, das mit farbigem, geriffeltem Glas
versehen war, abgeteilt.
Es schien, als wolle sich das Monster aus dem Moor auch darüber
genaue Informationen holen, wie um seinen Rückzug zu sichern .
Der unheimliche Eindringling ordnete alles wieder so, wie er es
angetroffen hatte, und verbarg sich dann in der Ecke neben Schrank und Wand, um
die Rückkehr des Gastes abzuwarten, dessen Leben er auszulöschen gedachte .
●
Gellende, markerschütternde Schreie hallten durch Nacht und Nebel.
»So warten Sie doch! Hallo - Mister Brent«, rief einer der beiden
Beamten hinter XRAY-3 her. »Laufen Sie doch nicht so! Wir verlieren uns ja aus
den Augen.«
Der PSA-Agent verhielt im Schritt.
Die beiden Uniformierten tauchten gleich darauf neben ihm auf.
»Hier kann man nicht einfach so losstürmen«, machte der ältere
Polizist sich bemerkbar.
»Sie nutzen weder jener Frau, die offensichtlich Hilfe braucht,
noch sich selbst. Wir wissen Ihre Hilfe zu schätzen, aber unser Vorgehen muß
überlegt sein .«
Sie erreichten den Eingang des umzäunten Moores, und die eiserne
Drehtür bewegte sich knirschend in ihrem rostigen Lager, als einer nach dem
anderen von ihnen sie benutzte.
»Hiiilllfffeeel Hiiilllfffeeel« tönte es noch immer im Moor.
Den drei Männern kam es so vor, als befände sich die Stimme in
ihrer Nähe.
Doch die Akustik täuschte.
Die Polizisten hatten ihre Handlampen eingeschaltet. Auch Larry
Brents Taschenlampe brannte.
Bei Licht nahmen sie schließlich den etwa einen Meter breiten Bohlenpfad
wahr, der sich durch die Moorlandschaft schlängelte.
Er begann etwa fünfzig Meter hinter dem Eingang.
Hier war der Boden noch fest und das Gras niedergetrampelt von den
Füßen der Besucher, die Tag für Tag Spaziergänge durch diese unverändert natürliche
Landschaft machten.
»Hallo?!« rief der PSA-Agent in den Nebel. »Können Sie uns hören?
Hallo!«
»Hiiilllfffeeel« tönte es als Antwort zurück.
Sonst erfolgte keine Reaktion auf seine Worte. Die Todesschreie
hallten durch die Nacht, und den Männern liefen eisige Schauer über den Rücken.
Die drei Besucher des Moores ließen die Lampen kreisen.
Die grellen Lichtstrahlen tauchten ein in den wallenden Nebel - wurden
von ihm aber geschluckt.
Es war kaum möglich, die mehr als zehn Meter entfernt stehenden
Bäume zu erkennen.
Dunkel und plump ragten die kräftigen Stämme links und rechts
neben dem hölzernen Pfad auf. Die Wipfel über ihnen verzweigten sich, so daß
sie ein regelrechtes Dach über den drei Menschen bildeten. Es folgte ein Stück
Wald, das eine Länge von etwa zweihundert Metern hatte. Larry und seine
Begleiter meinten, Stunden unterwegs zu sein, ehe sie das mitten im Moor
befindliche Waldstück durchquert hatten.
Die Stimme der
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