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125 - Todesschreie aus dem Blutmoor

125 - Todesschreie aus dem Blutmoor

Titel: 125 - Todesschreie aus dem Blutmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Gessler-Familie benutzt.
    »Und es ist deine Schuld ... ganz allein deine Schuld«, hörte er
plötzlich eine helle, aufgeregte Stimme.
    Er wußte genau, wer sprach. Es war Petra Gessler.
    Im Raum knallte eine Tür zu. Unwillkürlich verengten sich die
Augen des Russen. In der Wohnung darunter kam es zu einem heftigen Wortwechsel.
    »Du hattest es in deiner Hand! Doch du denkst überhaupt nicht
daran, irgend etwas zu verändern. Du läßt uns lieber alle vor die Hunde gehen

    Petra Gessler machte ihrem Herzen Luft.
    Jedes Wort war deutlich zu verstehen. Das Fenster unter Kunaritschew
stand offen.
    »Petra, zähme deine Worte!«
    »Nein, das tu’ ich nicht!
    Diesmal nicht! Ich kann nicht mehr . verstehst du denn nicht,
Vater . ich bin einfach am Ende. Der Gedanke, daß sich nie etwas ändern soll,
macht mich fertig.«
    Lautes Schluchzen drang zu dem PSA-Agenten empor.
    »Du bist eine Gessler! Du trägst diesen Namen bis in deine letzten
Tage.
    Also mußt du erdulden, was vor drei Generationen begann. Daran ist
nichts zu ändern ...« Die Stimme des Wirts klang hart und gefühllos. »Du bist
älter als Martin. Bei dir hat die Erkenntnis und das Wissen um die Dinge eher
angefangen. Bei Martin begann der erste >Anfall< - wenn ich’s mal so
bezeichnen darf - an diesem Abend. Und dann zu diesem ungeschickten Zeitpunkt, zwischen
all den Gästen .«
    »Irgendwann mußte ja so was mal passieren.«
    Man hörte Petra Gesslers Stimme an, daß sie triumphierte.
    »Sag das nicht, Petra! Mach nicht alles noch schlimmer, als es
schon ist.«
    »Schlimmer? Vater - was kann noch schlimmer werden?«
    »Der Tod! Vergiß ihn nicht .«
    »Ich muß dir etwas sagen, Vater. Das wußtest du bisher noch nicht.
Der >Anfall<, wie du ihn vorhin bezeichnet hast, bei Martin, hat sich
schon mal abgespielt.
    Ich habe Martin ins Gespräch gezogen .«
    »Petra!« Die Stimme des Wirts klang erregter als zuvor.
    »Es gibt Situationen, da kann man ein Geheimnis nicht länger
verschweigen. Martin fühlte, daß er anders war als die Jungen seines Alter.
Schon mit sechzehn, siebzehn Jahren zog er mich in sein Vertrauen. Er hätte so
merkwürdige Träume, sagte er. Träume, die ihm vorkämen wie die Wirklichkeit. Er
sah sich dann in seltsam düsteren und bedrohlichen Landschaften und wurde von
geheimnisvollen Wesen angegriffen und verfolgt.
    Oft wachte er nachts schweißgebadet auf und konnte sich dann gar nicht
mehr beruhigen.«
    »Was hast du ihm dann erzählt?«
    »Ich habe ihm gesagt, was ich wußte, was ich selbst erkannt hatte
oder was du mir erzählt hattest.«
    »Sag, daß du lügst!«
    »Ich lüge nicht, Vater! Es ist die volle Wahrheit. Ich habe es
ganz bewußt getan.«
    »Aber das ist verkehrt. Martin hätte es von allein spüren müssen

    »Er hat es gespürt, Vater.« Petra Gesslers Stimme klang jetzt
fest. »Und da, wo Hoffnungslosigkeit ist - kann vielleicht Hoffnung werden,
wenn es einem endlich gelingt, sich von eingefahrenen Bahnen zu lösen. Nichts
ist schlimmer als die Gewohnheit.«
    »Aber die eingefahrenen Bahnen müssen eingehalten werden. So hat
es Hermann Peter Gessler bestimmt .«
    »Hermann Peter Gessler!
    Wenn ich diesen Namen schon höre, Vater . da kommt mir die Galle
hoch. Er hat den Fluch über die Familie gebracht, und Martin wird es
hoffentlich gelingen abzustreifen, was ursprünglich für sieben Generationen
vorgesehen war. Ich kann dich nicht verstehen, Vater! Warum hast du’s nie
versucht?«
    »Es ist nicht möglich, dem Fluch entgegenzuwirken.
    Was mein Großvater begann, wird sich über sieben Gessler-
Generationen fortsetzen. Und Martin soll keinen Unsinn machen. Diese Nacht und
die nächste noch - dann nimmt der Mond ab und die Tage der Moorgeister sind
vorbei. Dann werden sie wieder in ihrem feuchten, licht- und luftlosen Grab
ruhen .«
    »Bis zu einem stillen, kühlen Herbsttag, der ebenfalls eine
Vollmondnacht ist«, stieß Petra Gessler hervor. »Und dann wird es wieder
losgehen, im nächsten Jahr. Es wird wieder eine solche Nacht geben, und es
werden wieder die Todesschreie aus dem Blutmoor in meinen Ohren gellen, daß ich
dem Wahnsinn anheim zu fallen glaube. Aber das kann kein Mensch ertragen, nicht
mehr als ein einziges Mal. Und Martin steht an der Grenze zum Wahnsinn, wenn
er’s noch mal hören muß, so stark, so intensiv wie heute abend, als er sich
entschloß, einfach davonzulaufen und seinen Versuch zu machen .«
    Anton Gessler erlitt förmlich einen Tobsuchtsanfall und gab seiner
Tochter zu

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