125 - U.S.S. Hope
auch Sie sich anschließen sollten, Admiral.«
»Nein danke. Meine Leute und ich kommen sehr gut allein zurecht. Wir sind seit über fünfzig Jahren auf uns gestellt und hatten nie ein Problem damit. Und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.«
»Seit über fünfzig Jahren?« Matt machte große Augen. Das erklärte den Zustand des Schiffes…
»Ganz recht, Commander.«
»Aber dann…«
»Wir leben auf diesem Schiff in der dritten Generation«, beantwortete der Admiral Matts Frage, noch ehe dieser sie aussprechen konnte. »Unsere Eltern waren es, die es einst in diese düstere Zeit verschlug – und unsere Kinder werden die HOPE einst in die Zukunft führen.«
»Wie ist Ihr Name?«, wollte Matt wissen.
»McNamara.«
»Das war der Name des Kapitäns der USS RANGER…«
»Das ist richtig. Ich bin sein Sohn, Commander. Alles was ich weiß und was ich bin, hat mir mein Vater beigebracht. Auch diese Uniform habe ich von ihm geerbt. Er hat all diese Menschen an Bord geführt und vor Schaden bewahrt, und das ich auch meine Aufgabe. An Allianzen und Bündnissen gleich welcher Art bin ich nicht interessiert. Wir haben es bislang verständen, für uns selbst zu sorgen, und werden es auch in Zukunft so halten.«
»Aber…«, wollte Matt widersprechen – McNamara brachte ihn mit einer herrischen Geste zum Schweigen.
»Ich bin geneigt zu glauben, dass Sie die Wahrheit gesagt haben und tatsächlich einst Offizier der US Air Force gewesen sind«, sagte der Admiral. »Aber übertreiben Sie es nicht, Commander. Ich biete Ihnen an, die Nacht über zu bleiben. Morgen früh jedoch werden Sie die HOPE verlassen und nie wieder zurückkehren.«
»Das wird nicht möglich sein, Sir«, schaltete sich Selina McDuncan ein. »Eines ihrer Flugzeuge hat auf uns gefeuert und unseren Magnetfeld-Antrieb beschädigt. Es wird Zeit in Anspruch nehmen, ihn zu reparieren.«
»Meinetwegen. Unsere Mechaniker werden Ihnen dabei zur Hand gehen. Betrachten Sie sich solange als Gäste an Bord dieses Schiffes.«
»Das heißt, wir dürfen uns frei bewegen?«, fragte Matt.
»Wo denken Sie hin?« Der Admiral schüttelte den Kopf.
»Auf Deck können Sie gehen, wohin es Ihnen beliebt, aber es ist Ihnen verboten, unter Deck zu gehen. Und versuchen Sie nicht, hier irgendetwas zu verändern, Commander – es würde Ihnen schlecht bekommen.«
»Verstanden«, sagte Matt. »Gestatten Sie mir noch eine Frage, Admiral?«
»Ja, aber schnell«, knurrte McNamara unwillig, der schon auf der Schwelle gewesen war. »Ich habe Wichtigeres zu tun, als mich mit Ihnen abzugeben.«
»Wie ist es geschehen?«, wollte Matt wissen. »Wie konnten ein ganzes Schiff und seine Besatzung in diese Zeit gelangen? Was ist an jenem 7. Dezember 2006 passiert?«
Der Admiral blickte ihn durchdringend an. Dann nickte er und wandte sich wieder um. »Ich schätze«, sagte er leise, »Sie haben ein Recht darauf, es zu erfahren, Commander. Vielleicht können Sie etwas lernen aus der Geschichte, die ich Ihnen erzähle…«
***
»Um zu verstehen, wie es zu den Ereignissen kam, die die zeitgenössischen Medien als ›Glaubenskriege‹ bezeichneten – ein Begriff, der sich auch in der jüngsten Geschichtsschreibung eingebürgert hat –, muss man begreifen, dass es sich nicht um einen monokausalen Vorgang gehandelt hat. Erst die Dezemberkrise, verbunden mit den Feindseligkeiten in Kaschmir und der Auseinandersetzung um den neu gegründeten Staat Palästina konnte die Voraussetzungen für den Konflikt schaffen. Als Auslöser des Ereignisses, vergleichbar wohl nur mit der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand im Jahr 1914, wird allgemein die Zerstörung des US-Flugzeugträgers RANGER angesehen…«
William T. Hartford,
»Die Glaubenskriege«,
veröffentlicht 2010
Vergangenheit 2006
»Schon eine Spur gefunden?«
Lieutenant Commander Tonya Harlow, die Sicherheitschefin der USS RANGER, blickte von ihrer Konsole auf. Sie nahm Haltung an, als sie sah, wer die beiden Männer waren, die die Sicherheitszentrale betreten hatten: Captain McNamara und Admiral O'Reilly.
»Weitermachen, Lieutenant Commander«, sagte O’Reilly und machte eine abwehrende Handbewegung. »Die Lage ist zu ernst, als dass wir Zeit mit Förmlichkeiten verschwenden sollten.«
»Wie sieht es aus?«, wollte McNamara wissen.
Tonya Harlow, eine attraktive Frau Anfang dreißig, die einen Kampfanzug trug und ihr langes kastanienbraunes Haar zu einem Zopf geflochten hatte, betätigte eine
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