125 - U.S.S. Hope
Zukunft zu einem Schmugglerschiff verkommen. Eine grausame Ironie des Schicksals…
»Auf diese Weise«, fuhr Jack Ibrahim fort, »macht McNamara einen guten Schnitt, denn die Einäugigen beliefern ihn und seine Offiziere mit allem, was sie brauchen, um ein ausschweifendes Leben zu führen, während es hier unten am Nötigsten mangelt.«
»Warum entmachtet niemand diesen Verräter?«, fragte Aruula.
»Weil es nicht so einfach ist. McNamara versteht es sehr geschickt, sich unentbehrlich zu machen. Er schürt bewusst die Angst vor den Nordmännern, um die Kontrolle zu behalten. In Wirklichkeit haben die Barbaren ihre Angriffe gegen uns bereits seit geraumer Zeit eingestellt. Nicht sie sind es, die beständig weiter angreifen, sondern wir! McNamara bezeichnet das als Präventivschläge – in Wirklichkeit sind es nur Ablenkungsmanöver.«
»Ich verstehe«, sagte Matt – das erklärte hinreichend, wieso General Crow nichts über den Konflikt wusste, der sich hier abspielte. Er würde Entwarnung geben müssen.
»McNamara hat den Oberbefehl über das Schiff von seinem Vater geerbt«, erklärte Ibrahim, »und schon der alte McNamara war sehr geschickt darin, seine Machtposition auszubauen und zu festigen.«
»Aber wenn Sie all dies wissen«, wandte Matt ein, »warum lehnen Sie sich dann nicht gegen McNamaras Herrschaft auf? Aruula hat völlig Recht, Sie sollten diesen Kerl entmachten und…«
Er unterbrach sich, als aus dem Laderaum plötzlich lautes Geschrei drang. Einer der Schläger, die tatsächlich nicht weit entfernt gewesen waren, tauchte wieder auf und flüsterte Jack Ibrahim etwas ins Ohr.
»Ich bedaure«, sagte dieser daraufhin, »dass wir unser Gespräch nicht fortsetzen können.«
»Weshalb nicht?«
»Ich muss gehen, Commander, und Sie sollten ebenfalls rasch verschwinden, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist.«
»Aber warum…?«
»Eine Razzia«, sagte Ibrahim knapp und deutete den Korridor hinab – im nächsten Moment waren seine Kumpane und er auch schon im Halbdunkel verschwunden.
Matt und Aruula tauschten einen fragenden Blick – und gaben Fersengeld.
Grelles Scheinwerferlicht stach den Gang herab und erfasste sie. »Halt!«, befahl jemand laut und schneidend. »Sofort stehen bleiben oder wir schießen!«
Im nächsten Moment hämmerte ein Sturmgewehr und eine scharf gezielte Garbe fegte den Gang herab. Die Projektile verfehlten die beiden nur knapp.
Matt war klar, dass sie keine Chance hatten. Auf dem schnurgeraden Gang gab es so gut wie keine Deckung. Die Flucht fortzusetzen wäre reiner Selbstmord gewesen.
Widerstrebend blieb er stehen und hob die Arme. Aruula tat es ihm gleich. Das Getrampel von schweren Stiefeln kam den Korridor herab und holte sie ein, und im nächsten Moment waren sie umzingelt von Uniformierten, die Ausrüstung und Abzeichen der Spezialeinheit Navy Seals trugen und ziemlich finster drein blickten.
»Commander Drax!«, schnauzte der Befehlshaber der Truppe, ein Sergeant mit Bürstenschnitt und klobigem Kinn.
»Sie und die Barbarin sind hiermit verhaftet! Ihnen wird vorgeworfen, sich unerlaubt vom Deck entfernt und gegen das Verbot des Admirals verstoßen zu haben.«
»Was Sie nicht sagen«, entgegnete Matt, während man ihn und Aruula packte und ihnen Handschellen anlegte. Die Kriegerin wehrte sich nach Kräften, aber gegen die Übermacht der Bewaffneten hatte sie keine Chance.
»Außerdem haben Sie versucht, Kontakt zu kriminellen Elementen aufzunehmen«, rühr der Sergeant fort, »und darauf steht nach dem Gesetz der Tod.«
»Nach dem Gesetz?« Matt hob die Brauen. »Welches Gesetz soll das sein?«
Der Unteroffizier grinste breit. »Nach dem Gesetz der Erben der Menschheit, du verdammter Terrorist. Nach dem Gesetz, das unsere Väter erlassen haben, um sich vor Strolchen wie euch zu schützen!«
***
»… treffen auch zwei Tage nach der Zerstörung des US-Flugzeugträgers RANGER noch immer Trauerbekundungen aus aller Welt im Weißen Haus ein. Inzwischen haben der Präsident und sein Stab die Beratungen beendet, und es sieht ganz danach aus, als hätte sich das Pentagon, das einen harten und raschen Vergeltungsschlag favorisiert, gegenüber dem State Department durchgesetzt. Für den frühen Abend wird eine Regierungserklärung des Präsidenten erwartet, von deren Inhalt bereits vorab einige Details durchgesickert sind. So wird der Präsident ankündigen, den weltweiten Krieg gegen den Terror ausweiten zu wollen und sich künftig auch das Recht auf
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