125 - U.S.S. Hope
Dezember des Jahres 2006 verschwunden ist – angeblich wurde sie bei einem terroristischen Anschlag zerstört.«
»Angeblich«, bestätigte Ibrahim. »Inzwischen wissen Sie, dass es nicht so war.«
»Allerdings. McNamara sprach von einem rätselhaften Phänomen, das die RANGER um viereinhalb Jahrhunderte in die Zukunft geschleudert hat. Und dass sie seit fünfzig Jahren unterwegs ist, um fremde Welten zu entdecken, neue Lebensformen und Zivilisationen.«
»Was?« Ibrahim zog seine Stirn in Falten.
»Sorry«, knurrte Matt, »sollte ein Scherz sein. Kurz und gut, wir wissen, woher die HOPE kommt, aber nicht, wie es dazu kam. Und weshalb McNamara sich in Schweigen hüllt, was all diese Dinge betrifft. Seit ich auf der HOPE bin, habe ich das Gefühl, dass uns etwas verheimlicht wird, und ich möchte verdammt noch mal wissen, woran ich bin.«
»Ein verständliches Anliegen«, gab Ibrahim zu. »Ich will offen mit Ihnen sein, Commander – ich habe meine Informationsquellen an Bord und weiß, wer Sie sind und woher Sie kommen. Offen gestanden habe ich Sie hier unten erwartet. Ich hätte nur nicht gedacht, dass es so bald geschehen würde. Sie stammen also ebenfalls aus der Vergangenheit?«
»Könnte man behaupten.«
»Dann werde ich Ihnen einige Dinge mitteilen, die für Sie sehr schockierend sein werden. Aber Sie werden lernen, damit zu leben, genau wie alle anderen an Bord es gelernt haben.«
»Wovon sprechen Sie?«
»Ich spreche von den Begleiterscheinungen der Zeitreise, die sowohl Sie als auch die ursprüngliche Crew der RANGER angetreten haben, Commander. Irgendetwas – nennen wir es eine Laune Allahs – hat sie aus Ihrer Zeit gerissen und in eine weit entfernte Zukunft geschleudert. Haben Sie sich nie gefragt, welchen Einfluss dies auf Ihren Körper hatte? Zum Beispiel, dass ihr Haar und Ihre Nägel langsamer wachsen?«
»Ja, das wurde festgestellt«, sagte Matt und erinnerte sich mit einem flauen Gefühl an die Testergebnisse der Technos.
Man hatte Tachyonen in seinem Körper gefunden; überlichtschnelle Teilchen, deren Vorhandensein sich niemand erklären konnte. Genauso wenig wie die Tatsache, dass sie sich auf seinen Körper beschränkten und sich nicht verflüchtigten.
»Dies«, fuhr Ibrahim fort, »sind Auswirkungen, die ihre unfreiwillige Zeitreise auf Sie hat. Irgendetwas ist mit Ihnen geschehen, als direkte Folge des Sprungs. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es eine Art von… Zeitfeld sein muss, das die Körper der Betroffenen umgibt. Es verlangsamt den natürlichen Zerfallsprozess der Zellen und wirkt wie ein Jungbrunnen.«
»So?«, fragte Matt. »Dann frage ich mich, warum sich auf dem Schiff kaum Besatzungsmitglieder der ersten Generation finden. Wenn es stimmt, was Sie sagen, müssten alle noch am Leben sein, oder?«
»Nein, Commander – weil dieser Jungbrunnen irgendwann versiegt. Nach exakt fünfzig Jahren bricht des Zeitfeld in sich zusammen – und dann holt die Zeit in wenigen Wochen nach, was ihr in den vergangenen fünfzig Jahre geraubt wurde. Mit anderen Worten: Freuen Sie sich auf die nächsten sechsundvierzig Jahre, Commander – danach wird es mit Ihnen sehr schnell zu Ende gehen.«
Matt fühlte ein eiskaltes Rieseln im Rücken. »Aber Brand Clarkson…«
»Brand war vor einer Woche noch ein junger Mann in den besten Jahren, Commander«, erwiderte Ibrahim hart. »Nun geht es mit ihm zu Ende…«
Matt war wie vom Donner gerührt.
Was Jack Ibrahim ihm da erzählte, fügte sich zu gut in die bereits gemachten wissenschaftlichen Erkenntnisse, als dass er es leugnen konnte. Ein hypothetisches Zeitfeld würde erklären, warum die Tachyonen an Ort und Stelle blieben. Bis es irgendwann seine Stabilität verlor und die lichtschnellen Teilchen entkommen ließ…
Schaudernd musste Matt an Amber Floyd denken, die aus dem Erwachen aus dem Kryo-Schlaf innerhalb von Stunden gealtert war. Stand ihm ein ähnliches Schicksal bevor?
Mit einem unwirschen Kopfschütteln versuchte Matt die beunruhigenden Gedanken loszuwerden. »Und was ist mit Ihnen, Jack?«, fragte er. »Altern Sie auch langsamer?«
»Nein, Commander. Das Phänomen betraf nur jene, die unmittelbar an dem Zeitsprung beteiligt waren. Alle Nachgeborenen sind nicht betroffen. Ich zum Beispiel wurde zwei Jahre später geboren. Meine Mutter war Tonya Harlow, die Sicherheitschefin der USS RANGER, mein Vater Yussuf Ibrahim – der Mann, der den Auftrag hatte, das Schiff zu vernichten.«
»Dann stimmt es also? Es waren
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