1250 - Absalom
mich fest, dass er mir über sich nichts sagen wollte. Möglicherweise hatte er auch Recht. Dann war seine Existenz nur so etwas wie ein Katalysator, ein Beschleuniger, um mich an mein Ziel zu bringen.
Ich stellte ihm eine Frage, die mir auf der Seele brannte. »Weißt du, wo ich hinmuss, um die Gebeine der Maria Magdalena zu finden?«
»Es wäre schön, nicht wahr?«
»Kann man sagen.«
»Aber es ist nicht so leicht, wie du es dir vorstellst, John Sinclair. Schon damals hat man dafür gesorgt, dass der Weg zum Fundort verbaut wurde. Es gibt Hinweise, Orakel, die du lösen musst. Aber dieses Problem hast nicht nur du allein, auch Vincent van Akkeren wird sich damit auseinander zusetzen haben. Das ist zum Glück so…«
»Moment«, sagte ich. »Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann hat van Akkeren sein Ziel ebenfalls noch nicht erreicht?«
»So ist es.«
»Ich brauche ihm die Gebeine also nicht abzujagen.«
»Das stimmt.«
Über meine Lippen huschte ein Lächeln. »Wie schätzt du die Chancen für uns ein?«
»Sie stehen gleich, John Sinclair. Es kommt nur darauf an, wer von euch beiden der Schnellere ist.«
»Und du willst nicht, dass van Akkeren der Sieger ist?«
»Richtig.«
»Und warum? Warum stellt sich jemand wie du nicht auf seine Seite? Du bist jemand, der mit den Zeiten reisen kann. Du hast dir Zeitkanäle geschaffen, durch die du gehen kannst und…«
»Nein, nein, das ist alles nicht wichtig. Ich halte mich zurück. Aber ich bin trotzdem da und gebe Informationen. Ich will die Menschen nicht überfordern. Der Gladiator war ein Versuch, eine Spielerei, das ist alles. Ich musste auf mich aufmerksam machen, um dieses alles hier in Bewegung setzen zu können. Mehr möchte ich dir nicht sagen, was mich betrifft.«
Das musste ich akzeptieren, daran gab es nichts zu drehen, aber ich wollte nicht länger im Unklaren bleiben, denn ich ging davon aus, dass er mir nicht alles gesagt hatte.
»Bisher weiß ich einfach noch zu wenig. Ich will dich nicht beleidigen, doch viel Neues habe ich durch deinen, Besuch nicht erfahren. Du kannst mir nicht sagen, wo ich van Akkeren finde, und du wirst mir sicherlich auch nicht den Ort verraten, nach dem ich suchen muss, um an die Gebeine heranzukommen.«
»Den gibt es nicht.«
Die Antwort enttäuschte mich. »Moment mal, Absalom. Hast du nicht gesagt, dass…«
»Ja, ja, ich habe vieles gesagt, mein Freund. Aber du hast nicht richtig zugehört. Es existiert nicht nur ein Hinweis auf das Versteck der Gebeine, es gibt mehrere. Alle sind mehr oder weniger verschlüsselt. So wirst du dich schon anstrengen müssen, um ans Ziel zu gelangen. Es ist nicht leicht, das kann ich dir versichern.«
Es gab für mich keinen Grund, ihm zu misstrauen, denn er war nicht erschienen, um mich anzulügen. Er hatte Interesse daran, alles in die richtigen Bahnen zu lenken. Absalom wollte nicht, dass Vincent van Akkeren die Herrschaft übernahm und auf einen Thron stieg, der ihm nicht zustand.
Das akzeptierte ich. Nach den persönlichen Gründen der rätselhaften Gestalt wollte ich nicht fragen.
Die taten zunächst nichts zur Sache.
»Gut«, sagte ich und nickte ihm zu. »Dann würde es mir weiterhelfen, wenn du mir einen Tipp gibst und ich endlich weiß; wo ich mit der Suche beginnen soll.«
»Du wirst reisen müssen.«
Mein Lächeln wirkte leicht verloren. »Ja, das hatte ich mir schon gedacht. Wer so arbeitet wie ich, dem bleibt wohl nichts anderes übrig, denke ich mir.«
»Das Ziel liegt in Europa. Es ist nicht zu weit entfernt.«
Ich war beruhigt, denn ich hatte schon daran gedacht, dass ich die Spuren in Asien aufnehmen musste. Dort, wo das Juden- und das Christentum ihre Geburtsstätte besaßen.
»Wo muss ich hin?«
»Nach Gent!«
Jetzt blieb mir doch die Spucke weg. Ich sagte zunächst mal nichts und schüttelte nur den Kopf. Zu etwas anderem war ich nicht in der Lage. Gent! Warum Gent? Eine Stadt in Belgien. Ich kannte Brüssel, dort hatte ich vor Jahren die Mordaugen von Brüssel erlebt. Aber ausgerechnet Gent? Was hatten die Gebeine der Maria Magdalena mit Gent zu tun?
Ich musste mein Gegenüber wohl sehr erstaunt angeschaut haben, denn Absalom konnte sich das Lachen nicht verbeißen. Auch wenn es kurz und abgehackt klang.
»Damit hast du nicht gerechnet - oder?«
»Nein.« Ich war ehrlich. »Beim besten Willen nicht. Gent!« Ich verdrehte leicht die Augen. »Wie kommst du nur darauf? Ich habe mit Südfrankreich gerechnet, da sich dort die Templer befinden
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