1250 - Absalom
alles da. Meine Gefangennahme im Kloster, der Verlust des Kreuzes. Das Eingreifen der Vampirin Justine Cavallo, der Angriff auf die Templer, der schließlich mit dem Tod des Abbé Bloch geendet hatte und nach dem sich van Akkeren als Sieger fühlen konnte. Sein ganz großes Ziel hatte er noch nicht erreicht, dazu brauchte es mehr, denn ich vermutete, dass Vincent van Akkeren die Führung der Templer übernehmen wollte und dann all die töten würde, die nicht auf seiner Seite standen. Da konnte ich schon jetzt um meine Freunde in Alet-les-Bains zittern.
»Er also«, sagte ich leise.
Der Wanderer zwischen den Zeiten zuckte mit den Schultern. »Er sucht den Weg nach oben.«
»Und was ist mit dir?«
»Ich schaue zu. Ich beobachte. Ich…«
Meine Handbewegung unterbrach ihn. »Nein, Absalom, das glaube ich dir nicht. Du bist nicht nur ein schlichter Beobachter. Du mischst selbst kräftig mit und gibst dein Wissen nur häppchenweise preis. Das ist deine Aufgabe.«
»Vielleicht, John Sinclair. Allerdings solltest du dich weniger um mich kümmern, als um deine wirkliche Aufgabe. Van Akkeren ist nicht dumm. Er ist schlau und gefährlich. Er weiß genau, wo er die Hebel ansetzen muss, um sein Ziel zu erreichen.«
»Und wo?«
Wieder erhielt ich keine exakte Antwort. »Noch ist er nicht da, John Sinclair. Er sucht auch weiterhin, aber er wird finden, was er will, wenn du nicht schneller bist. Und was er findet, wird ihn zum Herrscher machen und ihn an die Spitze spülen.«
»Was sucht er?«
»Du weißt es!«
Ich wiegte den Kopf. »Nicht genau«, sagte ich mit leiser Stimme. Allmählich verlor ich meine innere Gelassenheit. In mir baute sich die Spannung auf, und ich wusste, dass ich an einer entscheidenden Stelle stand, die von mir als Kreuzung angesehen wurde. Jetzt kam es darauf an, dass ich entsprechend abbog und in die korrekte Richtung marschierte.
»Erinnerst du dich noch an die alte Kirche, die versteckt in einem See lag?«
Ich schaltete schnell. »Ja, das stimmt. Daran erinnere ich mich. Ich musste tauchen, ich habe die Gebeine gefunden. Alles klar, aber damals waren es die Falschen.«
»Eben, John. Genau das weiß van Akkeren auch. Er kennt die richtigen Gebeine nicht, die ihm die Macht geben. Wenn er sie besitzt, hat er den Schritt nach vorn getan, den er tun muss, um in die Nähe des Throns zu geraten. Aber sie sind gut versteckt. Es gibt an bestimmten Orten verschiedene Hinweise auf sie. Man muss sie nur richtig deuten können.«
»Ja, der See mit der Kirche war, ein Fehlschlag.«
»Richtig gesehen, John. Einen weiteren wird sich van Akkeren nicht erlauben können.«
»Er ist zu ehrgeizig.«
»Ja, er will an die Spitze, und er muss die Insignien der Macht so schnell wie möglich herbeischaffen.«
»Was sind sie?«
»Gebeine. Knochen. Eine sehr wichtige Reliquie. Wer sie besitzt, kann sich als Herrscher bezeichnen. Es sind die Überreste einer Person, die von den Templern sehr verehrt worden ist. Sie sahen die Person als eine Königin an…«
»Ich weiß«, flüsterte ich. »Ich habe davon gehört, aber ich konnte es kaum glauben.«
»Dann kennst du die Person?«
»Maria Magdalena«, flüsterte ich.
»Genau die ist es!«
***
Es war eigentlich nicht überraschend. Es hatte zu viele Vorzeichen und Hinweise gegeben.
Trotzdem war ich überrascht und saß auf meinem Hocker, ohne mich bewegen zu können. Ich hatte auf einmal das Gefühl, vom Mantel der biblischen Geschichte umweht zu werden, der genau die Zeit mitbrachte, an der sich das Alte und Neue Testament trafen.
Absalom, ebenfalls vom Namen her sehr biblisch, sagte nichts und beobachtete mich nur. Sein Lächeln fiel dabei karg aus. Wahrscheinlich weidete er sich an meiner Überraschung, die doch nicht zu übersehen war, trotz der vielen Vorzeichen, auf die ich im Laufe der Ermittlungen schon gestoßen war.
»Ich hatte es mir gedacht«, sagte ich schließlich. »Denn ich kenne die Historie der Templer und weiß auch, welche Frauen sie damals verehrt haben. Zu ihnen zählte Marie, Sophie und auch Maria Magdalena. So sehen die Tatsachen aus.«
»Dann hast du ja schon einiges erreicht.«
»Zu wenig. Ich weiß leider nicht, welche Rolle du in diesem Spiel eingenommen hast.«
»Ach«, sagte er und winkte ab. »Ich bin für dich nicht wichtig. Ich gehe meinen eigenen Weg. Ich habe natürlich ein Motiv, doch es hat nichts mit dir und deinem Weg zu tun. Ich habe nur dafür Sorge getragen, dass sich unsere Wege kreuzen.«
Es stand jetzt für
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