1250 - Absalom
letzte Frage.«
»Ja, bitte.«
»Wie haben Sie das Verschwinden der beiden Männer erlebt? Können Sie mir darüber etwas sagen?«
»Nein, Inspektor, das kann ich nicht.« Mario deutete auf die Tür. »Da bin ich ja schon weg gewesen. Ich… ich… wollte nicht bis zum Schluss bleiben. Ich bin gerannt. Luigi ist sogar nach Hause gelaufen. Er wollte nicht in der Küche bleiben, aber ich habe noch etwas länger ausgehalten. Dann waren sie weg. Sie haben sich…«, er senkte seine Stimme zu einem Flüstern, »… sicherlich aufgelöst. Verstehen Sie?«
»Ja, das ist mir klar.«
»Und was wollen Sie jetzt tun, Inspektor? Nicht, dass ich neugierig bin, aber Sie werden doch bestimmt versuchen, Ihren Freund zu finden, oder nicht?«
»Das werde ich auf jeden Fall in Angriff nehmen. Zunächst einmal werde ich telefonieren.«
»Hätte ich auch getan.«
Suko lachte und klopfte Mario auf die Schulter. »Nehmen Sie es nicht so tragisch, mein Freund. Es kommen auch mal wieder bessere Zeiten, in denen das Lokal auch am Mittag voll ist.«
»Meinen Sie?«
»Vergessen Sie das alles.« Mehr sagte Suko nicht, ging zur Tür und verließ das Restaurant…
***
Es kam nicht oft vor, dass Suko ein Büro betrat, in dem sich niemand aufhielt. Normalerweise sorgte Glenda Perkins immer für eine gewisse Atmosphäre, aber am Samstag sollte auch sie sich mal den verdienten freien Tag gönnen.
Suko war nicht ins Büro gegangen, weil er sich dort wohler fühlte als zu Hause, er wäre jetzt lieber bei Shao geblieben, aber es war nichts mehr wie noch vor einigen Stunden. John war verschwunden, und Suko hatte Sir James Powell angerufen, damit er ihn im Büro treffen konnte und sie sich über den Fall unterhielten und auch nachdachten, was eventuell getan werden konnte.
Große Hoffnungen machte sich Suko nicht. Aber er stand auch nicht mehr mit leeren Händen da. Es gab eine Spur, die nach Gent führte, und es war von einem Altar gesprochen worden.
Ein Altar und dieser Absalom!
Zwischen ihnen musste es eine Verbindung geben. Die aber konnte so kompliziert sein, dass auch ein intensives Nachdenken Suko nicht weiterbrachte. Er musste sich Informationen einholen, und das würde sicherlich durch das Internet der Fall sein.
Bevor er sich allerdings an den Computer setzte, wollte er noch mit Sir James darüber sprechen, der ihm erklärt hatte, so schnell wie möglich zu erscheinen.
Suko wartete. Er kochte sich einen Tee. Während er ihn trank, telefonierte er mit Shao, um ihr zu sagen, wo er sich befand und aus welchem Grund er sich ins Büro zurückgezogen hatte.
»Meine Güte«, flüsterte sie, »was kommt denn da auf uns zu?«
»Das kann ich dir nicht sagen, aber ich nehme an, dass es eine große Sache ist.«
»Die Templer?«
»Möglich.«
»Dann auch van Akkeren.«
»Das ist zu befürchten, Shao, aber Genaues weiß ich leider nicht. Das hat auch Mario nicht erfahren können. Jedenfalls werde ich dir Bescheid geben, wenn ich mit Sir James gesprochen habe. Es kann ja sein, dass wir gemeinsam eine Idee entwickeln.«
»Soll ich herausfinden, was es mit dem Altar auf sich hat?«
»Nein, noch nicht. Wir werden das wohl selbst in die Wege leiten.«
»Viel Glück.«
Suko legte ebenfalls auf. Er schenkte sich die zweite Tasse Tee ein, aber er kam nicht mehr dazu, einen Schluck zu trinken. Die Tür zum Vorzimmer wurde geöffnet, und Sir James betrat den Raum.
Es war Wochenende, ein arbeitsfreier Tag, aber Sir James war kein Mensch, der sich ein Freizeit-Outfit gönnte. Er sah elegant und distinguiert aus wie immer, als er die Tür schloss und Suko zunickte.
»Guten Tag, Sir.«
»Fortschritte?«
»Nein, Sir, nicht im Geringsten. John hat sich auch nicht gemeldet.«
»Haben Sie es über sein Handy versucht?«
»Ja, ohne Erfolg.«
Sir James zog seinen Mantel aus und hängte ihn über die Lehne des Schreibtischstuhls, auf dem ansonsten Glenda Perkins ihren Platz fand. »Dann werden wir wohl warten müssen. Ich denke, dass sich John schon von allein meldet.«
»Ja. Zunächst müssen wir davon ausgehen, dass er sich in Gent aufhält.«
Sir James rückte die Brille zurecht, richtete den Knoten der Krawatte und fragte wie nebenbei:
»Haben Sie nicht von einem Altar gesprochen, Suko?«
»Ja, so war es.«
»Das kann nur der berühmte Genter Altar sein. Er ist ein wirklich großartiges Kunstwerk.«
»Wenn Sie das sagen, muss das ja stimmen.« Suko meinte es nicht mal ironisch. »Nur wundere ich mich, welch einen Zusammenhang es
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