1250 - Absalom
Freund Sinclair.«
»Was ist mit ihm passiert?«
»Bestimmt nichts. Aber wir können auf Typen verzichten, die ein Mittelding zwischen Mensch und Geist sind.« Er winkte mit beiden Händen heftig ab. »Wir wissen, was wir voneinander zu halten haben. Sie und Sinclair gehen Ihren Jobs nach, wir den unserigen. Das ist alles klar, das ist wunderbar, das wird auch gemacht. Aber wir wollen außen vor gelassen werden und nichts mit diesem verdammten unbegreiflichen Zeug zu tun haben. Das ist alles, was ich Ihnen zu sagen habe. Und jetzt lassen Sie mich gehen, Kollege, der Job ruft.«
»Danke.«
»Wofür denn?«
»Für Ihre Hilfe, Callahan.«
Der Ire lief rot an. Er plusterte sich auf. Er sah Suko lächeln, winkte wütend ab und lief den anderen nach, die das Yard Building schon fast erreicht hatten.
Suko blieb noch stehen. Was er gehört hatte, verleitete ihn nicht eben zu Freudensprüngen. Es konnte durchaus sein, dass es dort im Restaurant anders gelaufen war, als er es sich gedacht hatte.
Und sein Freund John Sinclair sicherlich auch.
Es war abgemacht worden, dass Suko als Rückendeckung fungierte. Das zählte jetzt für ihn nicht mehr. Er wollte John nicht allein mit dieser seltsamen Gestalt lassen. Mit schnellen Schritten lief er den gleichen Weg zurück, bog allerdings vorher nach rechts ab, um auf den Eingang zuzulaufen.
Der Mann, der ihm entgegenkam, winkte mit beiden Händen. Schon auf eine gewisse Entfernung hin sah Suko dessen bleiches Gesicht. Er kannte ihn auch, denn es war Mario, der sich so echauffierte und ziemlich außer Atem war.
»He, was ist denn los?«
Mario blieb stehen und drückte die Hand dorthin, wo das Herz schlug. »Ich begreife es nicht, Suko. Das geht über meinen Verstand, verstehen Sie? Und das kann mir auch keiner übel nehmen.«
»Was denn? Reden Sie!«
»Dieser Mann und Ihr Freund!«
»Ja, die wollten sich treffen. Was ist denn mit ihnen?«
»Sie sind beide weg.«
»Dann haben sie das Lokal verlassen?«
»Nein, das haben Sie nicht. Sie sind einfach verschwunden.« Er schnickte mit den Fingern.
»Wann?«
»Vorhin! Ich hatte mich zurückgezogen. Ich habe sogar gelauscht. Man wird ja bei so etwas neugierig. Überhaupt war diese Gestalt ein Rätsel für mich. Da konnte man es mit der Angst zu tun bekommen, wenn man den Typen sah.«
»Sie sind also verschwunden?«
»Ja. Beide.«
»Und wie ist das passiert?«
Mario zuckte mit den Schultern. »Das habe ich nicht so genau sehen können. Jedenfalls ist es geschehen. Wenn Sie in das Restaurant kommen, werden Sie sie nicht mehr sehen.« Mario rang verzweifelt die Hände. »Mama mia, welch ein Tag! Erst kommen keine Gäste zum Essen und jetzt dies. Das ist wie eine Bestrafung. Ich bin hinten herum gelaufen, und ich dachte mir, dass ich Sie tref…«
»Dann gehen wir vorn rein.«
Mario erschrak. »Sie sollen wirklich…«
Suko gab ihm die Antwort auf seine Weise. Er war schon unterwegs und hatte kurze Zeit später die Tür erreicht, die nicht verschlossen war. Er zog sie so heftig auf, dass sie ihm beinahe aus dem Griff gerutscht wäre. Schon mit dem ersten Blick stellte der Inspektor fest, dass das Lokal menschenleer war.
Kein John Sinclair, kein Absalom. Er ging langsam vor, auf die Theke zu. Hinter sich hörte er die schnellen Schritte und vernahm auch ein Keuchen. Dann wurde er von Mario überholt, der dort stehen blieb, wo eine kleine Espressotasse auf der Theke stand.
»Hier ist es passiert. Hier haben sich Ihr Freund und der Unheimliche aufgehalten.«
»Wie unheimlich war er denn?«
»Man konnte ihn nicht hören. Auch die anderen Gäste haben ihn nicht gehört als er das Restaurant betrat. Dabei ist er nicht geschwebt. Die Füße berührten schon den Boden, aber…«, er wusste nicht mehr weiter und lehnte sich stöhnend gegen den Handlauf.
Suko stellte vorerst keine weitere. Frage und schaute sich um. Beide Männer waren wie vom Erdboden verschluckt. Dass so etwas passiert sein könnte, daran glaubte Suko nicht. Da musste schon etwas anderes vorgefallen sein. Er erinnerte sich daran, dass jemand wie Absalom die Zeit manipulieren konnte. Wer das schaffte, dem war es auch möglich, Zeitreisen zu unternehmen, und das nicht nur allein, sondern in Begleitung. Also hatte Absalom John mitgenommen.
Wohin?
Das war die große Frage. Einen Hinweis auf die Antwort erhielt Suko durch das reine Schauen nicht. Aber er erinnerte sich an Mario, der davon gesprochen hatte, dass er gelauscht hatte. Genau das war für Suko
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