1250 - Absalom
Fragen geben können. Nur war er verschwunden und tauchte auch nicht mehr auf. Da konnte ich mich noch so sehr um die eigene Achse drehen, ich bekam ihn nicht zu Gesicht. Er hatte mir nur das Tor geöffnet.
Hindurchgehen musste ich schon allein.
Ich sah um mich herum alte Häuser, die sehr gut restauriert waren. Eine Kirche streckte ebenfalls ihre grauen Steinkörper gegen einen bedeckten Himmel, aus dem ein unangenehm kalter Wind fuhr.
Der Platz war belebt. Menschen strömten an mir vorbei. Die Geschäfte hatten nicht geschlossen, und in der Nähe entdeckte ich zahlreiche kleine Läden, in denen alles Mögliche gekauft werden konnte.
Ich suchte mir einen etwas windgeschützteren Platz aus und holte mein Handy hervor. Es war jetzt wichtig, in London anzurufen, doch ich bekam keine Verbindung. Mein Apparat war eben kein Weltempfänger. Frustriert steckte ich es wieder weg. Mein Blick fiel dabei auf Telefonzellen, die mich höhnisch anzugrinsen schienen, weil ich keine Euros bei mir trug.
Das musste ich so schnell wie möglich ändern. Eine Stadt wie Gent war auf Touristen eingerichtet, die sie auch im Januar besuchten. Ich fand in der Nähe eine offene Bank, wo ich einige Pfundnoten in Euros umtauschte.
Jetzt ging es mir besser, aber das eigentliche Ziel hatte ich noch nicht gefunden. Ich dachte an Suko, der sich Sorgen machte. Eine Telefonkarte hatte ich mir ebenfalls besorgt und rief zunächst bei Suko zu Hause an.
Shao jubelte, als sie meine Stimme hörte und erklärte mir, dass man meinen Anruf erwartet.
Allerdings im Büro, und dort rief ich als Nächstes an.
Suko war noch da und hob auch sehr schnell ab.
»Rate mal, wo ich bin?«
»In Gent!«
»Woher weißt du das denn?«
»Mario hat gelauscht, als du dich mit Absalom unterhalten hast.«
»Dann ist alles klar.«
»Hast du das Altarbild gefunden?«
»Noch nicht. Ich werde mich gleich darum kümmern. Aber wieso weißt du davon?«
»Ich habe nur nachgedacht.« Suko hörte keine spöttische Bemerkung von mir und so erfuhr ich, was er über das Altarbild herausgefunden hatte. Viel war es nicht, aber ich hatte einen ersten Einblick bekommen und würde mich um die Einzelheiten selbst kümmern müssen.
Das sagte ich meinem Freund auch, der natürlich Fragen hatte und auch auf van Akkeren zu sprechen kam.
»Es tut mir Leid, Suko, aber ich kann dir nicht folgen. Ich kenne noch keine Zusammenhänge. Ich weiß nur, dass dieses Altarbild ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Ziel ist. Alles andere müssen wir zunächst dahingestellt sein lassen.«
»Gut, dann halte dich tapfer und gib Bescheid, wenn was Neues anfällt.«
»Geht klar.«
Ich sprach auch noch kurz mit Sir James und verließ die Zelle wieder. Der Wind hatte noch nicht abgenommen. Ich selbst hielt mich an einer ungünstigen Stelle auf und sah zu, dass ich etwas in Deckung kam. Ich hatte mir den Namen der Kirche gemerkt. Eigentlich gab es zwei. Einmal Sint Baafs und in einer anderen Sprache die Kirche des heiligen Johannes. Ich wusste nicht, ob es das Bauwerk war, auf das ich blickte. Ich ging davon aus, denn Absalom hatte mich bestimmt nicht zehn Kilometer davon entfernt abgesetzt. Wenn ich an ihn dachte, wurde ich wütend. Er hätte mich ruhig mit mehr Informationen versorgen können.
Als mein Blick an dem stolzen Bauwerk hochglitt, fiel mir wieder die Kathedrale von Chartres ein, in der damals der Fall begonnen hatte, der sich um die Bundeslade drehte, die ich letztendlich auch gefunden hatte, aber zu welch einem Preis. Meine Eltern waren umgebracht worden, und auch das silberne Skelett des Hector de Valois war durch die unheimliche und nicht erklärbare Kraft der Lade geschmolzen. Ich war aus diesem Abenteuer herausgekommen, aber ich würde diesen schweren Weg nicht noch mal gehen. Deshalb zog es mich freiwillig nicht mehr nach Äthiopien hin.
Vielleicht wurde ich vom Schicksal noch mal dorthin geführt. Im Moment war das nicht der Fall.
Dass mir trotzdem die Erinnerung daran gekommen war, hing damit zusammen, dass ich wieder vor einer Kirche stand und nicht wusste, wo mich der Weg hinführen würde. Möglicherweise besaß dieser neue Fall ähnlich große Dimensionen wie der andere, und das stimmte mich nicht eben positiv.
Der Genter Altar war berühmt. Eine Folge davon war auch der Besucherstrom, der sicherlich nicht abriss. Viel merkte ich davon nicht. Die Jahreszeit war nicht entsprechend, um Gent zu besuchen. Es war einfach zu kalt.
Aufwärmen wollte ich mich auch und vor
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