1252 - Spur in die Vergangenheit
falschen Weg! Sie können nicht gewinnen und…«
Er schlug ihr ins Gesicht!
Julie verstummte. Nicht so sehr wegen des Schmerzes, der ließ sich ertragen. Bei ihr war es die Überraschung, denn wenn sie etwas hasste, dann waren es Schläge. Sie merkte, dass die linke Wange allmählich warm wurde. Vielleicht würde sie auch anschwellen, das war ihr jetzt egal. Der Schlag hatte das Gegenteil von dem erreicht, was er sollte, denn jetzt hatte sich bei ihr der Widerstand festgesetzt.
»Nein«, sagte sie und war bemüht, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. »Nein und abermals nein. Auch wenn Sie mich schlagen, Sie werden keinen Erfolg erreichen, das verspreche ich Ihnen. Es ist so wie ich es gesagt habe. Ich kann mich nicht erinnern, und niemand wird mich zwingen, dies zu schaffen.«
»Ich werde es tun!«
»Sind Sie besser als Sinclair?«
»Was hat er getan?«
»Er nahm sein Kreuz und…«
Das scharfe Lachen unterbrach sie. »Was ist schon sein verdammtes Kreuz wert. Nichts! Ein Dreck… verstehst du? Ein Dreck?«
»Ich habe es anders gesehen. Ich konnte erleben, wie wunderbar es gewesen ist, aber selbst seine Kraft hat es nicht geschafft, mich zu verändern. Das hat er mir gesagt. Ich habe mich von ihm hypnotisieren lassen, doch die Erinnerung kam nicht. Sie liegt einfach zu tief in mir verborgen und ist völlig verkrustet.«
»Damit hast du zugeben, dass du mal als Maria Magdalena gelebt hast. Ich habe dich sehr gut verstanden, und auch ich weiß, dass nichts verloren geht. Sinclair ist ebenfalls schon mehrmals wieder geboren worden. Bei dir wird es nur das eine Mal sein, und genau das werde ich herausfinden.«
Julie schüttelte nur den Kopf!
Van Akkeren lächelte kalt. »Du wirst dich erinnern, das schwöre ich dir!«
Seine Sicherheit erschreckte Julie. Sie hatte ihn mittlerweile kennen gelernt, und jetzt traute sie ihm alles zu. Er war gefährlich, er war mit allen Wassern gewaschen, und er stand mit dem Bösen im Bunde.
Van Akkeren schaute sie an. Sein Blick war bohrend. Sie konnte ihm nicht entwischen und wollte zur Seite schauen, aber sie schaffte es nicht, dem Blick dieser Augen zu entgehen, der dabei war, ihr seinen Willen aufzuzwingen.
Der Kamin mit den tanzenden Flammen war nicht weit von ihnen entfernt.
So erwischte der Widerschein beide Personen, und Julie kam es wie das Spiel von Geistern vor, die um sie herumtanzten. Sie glaubte nicht daran, sich zu verändern, aber was mit van Akkeren geschah, dessen war sie sich nicht sicher.
Licht, Schatten - Schatten, Licht. Das Wechselspiel umzuckte ihn und veränderte sein Aussehen. Es wurde noch düsterer, und Julie hatte das Gefühl, dass sein wahres Ich aus ihm hervorkam und sich nun über seinen Körper und über das Gesicht gelegt hatte. Sie wusste nicht mehr, ob sie sich das Geschehen einbildete oder ob es tatsächlich so passierte, denn aus dem Gesicht wurde allmählich eine Fratze.
Jeder Mensch, der schon etwas älter ist, besitzt Falten. Das war auch bei van Akkeren nicht anders.
Seine Falten hatten sich an einigen Stellen tief in die Haut eingegraben. Doch nun fingen sie an, zu verschwinden, sodass sich sein Gesicht auf eine schon unnatürliche und auch widerliche Art und Weise glättete.
Sie konnte sich sogar vorstellen, dass es die Farbe verlor und eine gewisse Blässe annahm. Oder war es ein zweites Gesicht, das sich über das erste schob?
Es war für sie nicht genau zu sehen. Sie schaffte es auch nicht, den Kopf zu drehen und zur Seite zu blicken, denn diese Verwandlung zog sie in ihren Bann.
Julie selbst bewegte sich um keinen Millimeter vom Fleck. Sie hielt nur den Mund verzogen wie jemand, der sich vor etwas ekelt. Und sie dachte wieder an die schreckliche Gestalt auf dem Thron, die sie hatte küssen müssen.
An der Stirn veränderte sich die Haut ebenfalls. Unsichtbare und unerklärliche Kräfte zogen sie zur Seite. Gleichzeitig beulte sie sich an den Seiten aus, spannte sich, und Julie sah, dass sich aus der Stirn zwei Hörner lösten.
Wie bei Baphomet! Wie bei ihm!
Diese Erkenntnis und dieser Augenblick war so schrecklich, dass sie nicht in der Lage war, etwas zu fühlen. Sie stand auf der Stelle, und war unfähig sich zu bewegen.
Vor ihr lief etwas ab, das über ihren Verstand hinausging. Es gab nicht mehr den Menschen van Akkeren, sondern das Monstrum oder ein Mittelding zwischen Mensch und Dämon.
Dass es so etwas gab, hätte sie sich in ihren schlimmsten Träumen nicht vorstellen können, aber dieses verfluchte
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