1253 - Aufbruch nach Erendyra
Problem beseitigt."
„Läßt sich der Ausgangsort des Gravoschocks anpeilen?" wollte Stronker Keen wissen. „Nicht ohne weiteres. Ich kann dir ein Gebiet von dreitausend Kilometern Durchmesser angeben, von dem der Impuls ausgegangen sein muß. Vielmehr zwei Gebiete: eines auf der uns zugewandten und ein zweites auf der gegenüberliegenden Seite des Planeten. Der Schock wurde als Hyperbarie abgestrahlt. Er hätte, wenn er von der anderen Seite ausginge, den Planeten mühelos und verlustfrei durchdrungen."
Bull war am Nachdenken. „Wenn das Konglomerat oben im Orbit den Ompuls registriert hätte, könnten wir eine Dreieckspeilung vornehmen", sagte er, hauptsächlich zu sich selbst. Aber dem Schiff waren seine Worte nicht entgangen. „Äußerst unwahrscheinlich", antwortete es. „Das Konglomerat steht weit außerhalb des Pfades, den der Gravoschock einschlug."
„Man hat dort Sonden ausgefahren, nicht wahr?" wandte Bull ein. „Das ist richtig", sagte die weiche, dunkle Stimme. „Aber bedenke bitte eines: Der Impuls war dazu da, eine Unregelmäßigkeit in der Konstellation der Ringe zu beseitigen. Das kann er nur tun, indem er die Energie abgibt, die in ihm steckt. Er war deutlich nachweisbar bis zu dem Ort, an dem sich die Unregelmäßigkeit befand. Dort wurde er wirksam. Was danach an Energie noch übrigblieb, kann nur ein winziger Bruchteil dessen sein, was ursprünglich in ihm steckte."
„Na gut", brummte Bull, „einen Versuch ist es wert. Gib mir Lavoree, wenn es dir keine Mühe macht."
Ein weiteres Holobild leuchtete auf. Lavoree saß im Mentorsessel der Seg-133. Ihr Virenschiff hatte sie darauf aufmerksam gemacht, daß jemand sie zu sprechen wünsche. Sie lächelte freundlich, als sie Reginald Bull erkannte. Bull erläuterte sein Anliegen. Lavoree schloß ein paar Sekunden lang die Augen, während sie mit ihrem Schiff konferierte. Als sie wieder aufsah, zeigte ihre Miene den Ausdruck des Bedauerns. .„Wir haben nichts bemerkt", sagte sie. „Auch die Sonden nicht?"
„Nein."
„Dann läßt sich weiter nichts machen", sagte Bull enttäuscht. „Wir müssen die beiden Kreise absuchen, die die EXPLORER uns bezeichnet hat. Ich danke..."
„Halt, warte noch", unterbrach Lavoree ihn hastig. „Ich bekomme neue Daten..."
Sie wirkte geistesabwesend, während sie den Angaben der Seele ihres Schiffes lauschte. Ihr Gesicht hellte sich auf. Ihre Augen leuchteten. „Da war doch etwas", sagte sie triumphierend. „Ein winziger Energiefluß, noch innerhalb der statistischen Fehlergrenze. Wenn deine Anfrage nicht gekommen wäre, hätte niemand darauf geachtet. Eine einzige Sonde hat ihn registriert. Sie steht annähernd in der richtigen Position; auch die Zeit stimmt. Das könnten die Überreste deines Gravoschocks gewesen sein."
„Ausgezeichnet", ereiferte sich Bull. „Gib uns die Daten."
Die Übertragung der Meßwerte erfolgte lautlos, von Schiff zu Schiff. Reginald Bull hätte sie mit der Instrumentenkonsole abrufen können, aber daran lag ihm nicht. Er wartete geduldig, bis die EXPLORER die Angaben ausgewertet hatte. „Du hast Glück, Bull", sagte das Schiff. „Ein Tausendstelprozent der Energie des Gravoimpulses ist übriggeblieben und hat eine Sonde, die rein zufällig am richtigen Ort stand, zum Ansprechen gebracht. Daß es sich tatsächlich um die Überreste des Gravoschocks handelte, geht aus Ort und Zeit eindeutig hervor. Damit lassen sich die Grenzen des Gebiets, von dem der Impuls ausgegangen sein muß, gehörig einengen. Ich bin mir meiner Sache jetzt bis auf plusminus zwanzig Kilometer sicher.
Allerdings weiß ich noch immer nicht, auf welcher Seite des Planeten der gesuchte Ort liegt."
„Das macht nichts", rief Reginald Bull gut gelaunt. Er wandte sich an Lavoree. „Bei dir muß ich mich bedanken. Du hast uns viel geholfen, Mä... Mä..."
Zu spät war ihm eingefallen, daß er sich fest vorgenommen hatte, erwachsene Frauen nicht mehr Mädchen zu nennen. Lavoree akzeptierte seine Verlegenheit mit gemessenem Humor. „Du machst das Schaf recht gut", lachte sie, dann trennte sie die Ver~ bindung.
Bull fand seine Haltung rasch wieder. „Wir fliegen den angepeilten Punkt auf dem geradesten Weg an", sagte er. „Wenn wir auf dieser Seite nichts finden, machen wir eine halbe Planetenumrundung und suchen auf der anderen."
„Alles klar", antwortete das Schiff.
*
Einen traurigeren Anblick vermochte sich die menschliche Phantasie nicht auszumalen. Endlose Wüsten aus gelbgrauem
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