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1253 - Aufbruch nach Erendyra

Titel: 1253 - Aufbruch nach Erendyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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draußen. „Wahrscheinlich ganz harmlos", sagte er. „Ein Stück Mauer ist umgefallen und hat den Boden erschüttert."
    Er hatte einen dumpfen Aufprall gehört und das Vibrieren des Bodens gespürt. Von dem seufzenden Laut, den Bull vernommen hatte, wußte er nichts. Nachdenklich schritten sie davon. Die Gravitation der fremden Welt betrug nur 80 Prozent der irdischen. Die Nachtluft war erstaunlich kühl, knapp fünf Grad Celsius, wenn sie den Thermometern der SERUNS trauen durften.
    Reginald Bull erklomm einen Hügel, der von einem mit Sand überzogenen Mauerrest gebildet wurde. Er sah sich um. Im Osten rötete sich der Himmel. Dort, wo die Sonne vor dreieinhalb Stunden untergegangen war, würde sie in Kürze wieder über den Horizont emporsteigen. Ein sanfter Wind erhob sich. Die Außenmikrophone übertrugen ein zartes, feenhaftes Klingeln, als die Körner der Sandschicht in Bewegung gerieten und sich aneinander rieben.
    Er blickte in die Höhe und sah über sich die gewaltige Masse des Verbunds der Virenschiffe schweben. In der anderen Richtung, nach Westen hin, verblaßten die bunten ^Bahnen der Elysischen Ringe allmählich vor dem Glanz des beginnenden Morgens. Er ließ sich Zeit. Ein paar Minuten lang gab er sich rückhaltlos dem Zauber der fremden Welt hin.
    Es war Stronker Keen, der ihn schließlich auf ganz und gar banale Weise aus der Trance riß und ihn in die Wirklichkeit zurückholte.
    Aus dem Helmempfänger drangen die Geräusche ausgiebigen Gähnens, und dann sagte der ehemalige Leiter derPSI-TRUSTS: „Genug Exotik. Ich für meinen Teil haue mich jetzt erst einmal für ein paar Stunden in die Federn."
     
    *
     
    3. April 429.
    Zu Tausenden sind sie über die Trümmerstätte unten im Tal hergefallen. Hier zeigt es sich, daß auch die unsinnigste Sammlerwut einem guten Zweck dienen kann. Sie haben sich von ihren Schiffen mit Fahrzeugen und Grabgerät ausstatten lassen. Die Virenschiffe sind in solchen Dingen großzügig. Sie halten einen Vorrat an Virensubstanz, der als Reserve dient und aus dem bei Bedarf alles mögliche hergestellt werden kann. Wenn der Bedarf erlischt, werden die auf Wunsch geschaffenen Gegenstände, Geräte, Maschinen aufgelöst und ihre Substanz dem Reservoir wieder einverleibt.
    Immerhin sind nach mehrstündiger Graberei schon etliche Fundgegenstände geborgen worden, die es uns bei Gelegenheit ermöglichen werden, das Bild der ehemaligen Holocaust-Zivilisation wenigstens teilweise zu rekonstruieren. Das bebaute Gelände muß früher unterkellert gewesen sein. Die Druckwellen der beiden Kernexplosionen haben die unterirdischen Räume zum Einsturz gebracht; nachrutschendes Erdreich hat sie gefüllt. Es ist plausibel, daß Artefakte, die in den Kellerräumen aufbewahrt wurden, der Gluthitze der beiden Feuerbälle nicht zum Opferfielen.
    Der einzige, der dort unten uneigennützig tätig ist - zu seinem Lobe sei's gesagt - ist ausgerechnet Doran Meinster. Er hat seine drei Begleiter und ein paar Fachleute eingespannt und sucht nach der Installation, die den Gravoimpuls erzeugt hat. Er ist zwar Ökologe, aber sein Vorgehen zeugt voni ingenieurtechnischer Begabung. Er meint, eine Maschine, die fünfzig Jahre nach dem Weltuntergang ihre Aufgabe noch in der vorgeschriebenen Weise versehe, müsse den Höllenbrand unbeschädigt überstanden haben. Das aber sei nur möglich, wenn sie sich in einem unterirdischen Raum befinde, und zwar in einem, der durch die Schockwirkung der beiden Explosionen nicht zum Einsturz gebracht worden sei. Er sucht also nach einem unterirdischen Hohlraum, und das ist eine denkbar einfache, Sache. Die EXPLORER hat ihm ein halbes Dutzend Ultraschallote zur Verfügung gestellt. Mit diesen hat er seine Experten ausschwärmen lassen. Sie machen rasche Fortschritte. Innerhalb von vier Stunden haben sie 25 Prozent des Geländes ausgelotet. Wenn Meinsters Theorie stimmt -ich selber halte sie für recht vernünftig - wird er über kurz oder lang das Aggregat finden, das die Bahnen der Ringe stabilisiert. Ich bin gespannt.
    Inzwischen haben Stronker Keen und ich...
    Weiter kam Reginald Bull mit seiner Tagebuchaufzeichnung vorerst nicht. Das Schiff meldete sich. „Es tut mir leid, wenn ich dich störe", begann es. „Ich bin mit Unwesentlichem beschäftigt", sagte Bull. „Du störst nicht."
    „Es ist nicht unwesentlich, wenn man seine Gedanken aufzeichnet, solange sie noch frisch im Bewußtsein sind. Viel Weisheit ist auf diese Art und Weise überliefert worden, die

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