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1253 - Aufbruch nach Erendyra

Titel: 1253 - Aufbruch nach Erendyra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sonst verlorengegangen wäre." Reginald Bull furchte die Stirn. „Du bespitzelst mich nicht etwa?" fragte er, aber der Ärger, der in seiner Stimme schwang, war nur vorgetäuscht. „Du weißt ebenso gut wie ich", tadelte die Stimme des Schiffes, „daß du nur ein Wort zu sagen brauchst, und du bist für mich in der Abgeschlossenheit deines Privatquartiers für mich unerreichbar."
    „War nicht so gemeint", wehrte Bull lachend ab. „Was hast du mir zu sagen?"
    „Ich habe eine Energiespur gefunden. Sie scheint von einem Fahrzeug zu stammen..." Er fuhr auf. „Und damit läßt du dir so lange Zeit?" Diesmal war er wirklich ärgerlich. „Das ganze Gerede..."
    „Immer mit der Ruhe, Menschlein", fiel ihm die sanfte, weiche Stimme ins Wort „Die Spur hat eine Länge von insgesamt dreißig Mikrosekunden. Sie beginnt und endet in der Unwegsamkeit der Berge, und ob ich dir jetzt oder in einer halben Stunde darüber berichte, macht nicht den geringsten Unterschied."
    Bull beruhigte sich ebenso rasch, wie er aufgebraust war. „Es könnte nicht etwa eines unserer eigenen Fahrzeuge sein?" fragte er. „Nein. Ich kenne die Charakteristiken der Streustrahlung, die meine eigene Substanz von sich gibt Es war ein fremdes Fahrzeug, und ich frage mich, warum es nur eine so kurze Spur hinterlassen hat. Wo war es vorher, und wohin ist es nachher verschwunden?" Reginald Bulls Eifer erwachte. „Es gibt also doch Leben auf dieser Welt..."
    „Zumindest maschinelles", unterbrach ihn das Schiff. „Nichts weist darauf hin, daß das Fahrzeug von einem organischen Wesen bedient wird."
    „Wir werden nachsehen", stieß Bull hervor. „Auf der Stelle. Stronker und ich. Tu mir einen Gefallen und überspiele die Peildaten an die Beiboote."
    „Ist schon geschehen", antwortete das Schiff.
     
    *
     
    In fünftausend Metern Höhe zogen die zwei Beiboote über die leblose, von scharf eingeschnittenen Tälern und finsteren Schluchten durchfurchte Bergwildnis. Das Tal, über dem der Verbund der Virenschiffe schwebte, lag sechzig Kilometer weit hinter ihnen im Süden. Die Sonne stand fast im Zenit. Seit gut einer halben Stunde kreuzten die beiden Boote über dem Gebiet, in dem die EXPLORER die kurzlebige energetische Spur eines fremden Fahrzeugs registriert hatte. Bisher war ihre Suche erfolglos gewesen. Es gab keine Spur von Leben, maschinellem oder organischem, in der Wüstenei der staubbedeckten Berge.
    Die Beiboote waren zwei der insgesamt fünf Puzzle-Stücke, die sich nahtlos in die Seite der EXPLORER fügten. Sie waren von ebenso unregelmäßiger, kantiger Form wie das Mutterschiff, jedoch wesentlich kleiner. Sie besaßen keinen Enerpsi-Antrieb, lediglich ein konventionelles Gravo-Triebwerk, mit dem Geschwindigkeiten bis nahe der des Lichts erzielt werden konnten. Die Beiboote blieben Bestandteile des Mutterschiffs, auch wenn sie sich vorübergehend von diesem trennten. Die Stimme des Beiboots, die zu Reginald Bull oder Stronker Keen sprach, war in Wirklichkeit die Stimme der EXPLORER.
    Bull überflog die Anzeigen der Energieortung. Sie waren negativ. Nichts rührte sich in der staubigen Bergwüste. Stronker Keens Stimme kam über Telekom. „Hier oben herumzuhängen, bringt uns nichts", sagte er. „Wir müssen hinunter, die Täler und Schluchten abfliegen."
    Reginald Bull war zu drei Vierteln schon überzeugt, daß die ganze Suche sinnlos sei. Wie sollten sie in derart unübersichtlichem Gelände ein fremdes Fahrzeug finden, das eine Spur von nur dreißig Mikrosekunden Dauer hinterlassen hatte - und das vor mehr als dreißig Minuten? Aber er wollte Keen, dessen Eifer ungebrochen schien, nicht enttäuschen. „Gut. Laß uns die Suchgebiete abstecken, damit wir einander nicht in die Quere kommen", antwortete er.
    Die Abgrenzung erfolgte mit Hilfe der EXPLORER, die das Bergland mit Hilfe der von den Beibooten gelieferten Daten einwandfrei überblickte. Reginald Bull sah, wie Stronker Keens Boot über die Seitenfläche abkippte und in die Tiefe stürzte. Wenig später war das Fahrzeug zwischen den schroffen Bergwänden verschwunden. Bull lächelte über den Tatendurst des Gefährten, dann drückte er sein Boot ebenfalls nach unten, weitaus gemächlicher und mit viel weniger Schneid, als Keen es getan hatte. Er glaubte nicht daran, daß mit dieser Suche etwas erreicht werden könne.
    Er flog ein langes, vielfach gewundenes Tal entlang. Früher hatte es hier einen Fluß gegeben; sein Bett zeichnete sich noch deutlich in der Talsohle ab. Der

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