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1256 - Belials Bann

1256 - Belials Bann

Titel: 1256 - Belials Bann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ziel hatte.
    Es war Karina, die ihr den Rücken zudrehte, und mir fiel noch etwas auf. Tamara bewegte sich zwar, aber es war kein Laut zu hören. Zugleich veränderte sich ihr Aussehen, denn die ansonsten festen Umrisse lösten sich auf.
    Sie war dabei, zu einer feinstofflichen Gestalt zu werden, und das bedeutete in diesem Fall nichts Gutes, denn ich wusste, dass sie in dieser Form in die Menschen eindrang, um sie angeblich zu heilen.
    Das hatte sie bei Karina Grischin bestimmt nicht vor.
    Sie streckte bereits ihre Arme aus.
    Ihr Umfeld hatte sie vergessen und dazu gehörte auch ich. Zwei Herzschläge später sah das anders aus. Da verließ ich meine Deckung und sprach sie mit harter Stimme an.
    »Lass es sein!«
    Möglicherweise hatte Tamara auf diesen Augenblick gewartet und sich sogar darauf eingerichtet, denn sie zeigte kein Erschrecken, als sie meine Stimme hörte und ihr nachlauschte. Nur bewegte sich Tamara nicht weiter nach vorn, sondern blieb in der Haltung, in der sie war.
    Ich aber überwand den trennenden Raum mit schnellen Schritten und hatte das Problem, Tamara und Belial im Auge behalten zu müssen. Wer von den beiden war am gefährlichsten?
    Belial, denn er hatte das Kind. Trotzdem lief ich auf Tamara zu und holte mein Kreuz hervor, das ich blitzschnell gegen ihren Kopf presste, womit die beiden nicht gerechnet hatten.
    Ich hörte ihren Schrei! Er klang in der Nähe auf. Er war trotzdem weit entfernt, dieses Gefühl hatte ich jedenfalls. Und ich wusste auch nicht, ob ich ihn unbedingt als menschlich ansehen konnte. Dafür hatte er einfach einen zu hohen und sirrenden Unterton.
    Es konnte durchaus sein, dass ich Tamara in einem Zustand erwischt hatte, der zwischen dem Dasein eines Engels und dem eines Menschen lag. Mir war es egal. Mir war jetzt jede Möglichkeit recht, das Kind zu retten, und ich war deshalb froh, dass sich Tamara nicht mehr bewegte. Ich hielt das Kreuz trotzdem fest und war beruhigt, dass es eine so wunderbare Wärme ausstieß.
    Auch Karina hatte die Veränderung bemerkt. Sie war wieder in der Lage, sich zu bewegen, und sehr langsam drehte sie sich wieder herum in die alte Lage. Sie wirkte dabei etwas durcheinander, als hätte sie ihre Gedanken nicht alle beisammen. Ich wollte sie davor bewahren, irgendeinen Unsinn zu machen und flüsterte ihr zu.
    »Tu nichts, Karina! Bewege dich nicht! Überlasse es mir!«
    »Aber da sind zwei…«
    »Bitte«, rief ich.
    Sie schloss einfach die Augen, ließ sich wieder zurücksinken und wartete ab.
    Ich ließ vor allen Dingen Belial nicht aus den Augen. Die vor mir im Sessel hockende Tamara tat nichts, sie bewegte sich nicht und erinnerte mich an eine Steinfigur.
    Es kam darauf an, dass ich besser war als der Lügenengel. Es war nicht leicht, das wusste ich aus Erfahrung. Er besaß eine unglaubliche Macht. Wenn ihm danach war, dann würde er es schaffen, den gesamten Raum hier in wenigen Sekunden zu zertrümmern, begleitet von wahnsinnigen Energien, wie es auch bei seinem ersten Auftreten der Fall gewesen war. Da war er bei einem mörderischen Gewitter auf die Erde gekommen.
    Jetzt blieb er ruhig, unnatürlich ruhig. Seine kalten, grauen Augen starrten mich an, und plötzlich schüttelte er das Kind, so dass es aufschrie.
    Karina schnellte hoch. Sie wollte sich auf das graue Monstrum stürzen. Mein scharfer Ruf stoppte sie im letzten Moment. »Nicht! Lass es sein!«
    Sie setzte sich wieder hin. Sie fuchtelte mit ihrer Waffe, sie wollte etwas sagen, aber ich kam ihr zuvor und sprach Belial direkt an. »Lass das Kind frei!«
    Er lachte so laut, dass sein Lachen sogar Echos erzeugte. »Meinst du das wirklich, Geisterjäger?«
    »Ja, so wie ich es gesagt habe.«
    »Und worin besteht deine Gegenleistung?«
    »Du bekommst deine Helferin zurück. Ihr Leben gegen das des Kindes. Dann ist der Tausch perfekt.«
    Er erwiderte nichts, sondern überlegte. Ich durfte dabei nicht vergessen, dass ich es mit dem Engel der Lügen zu tun hatte. Er konnte mir tausend Versprechungen abgeben und keine einzige davon würde zutreffen.
    »Schick sie her, Sinclair!«
    »Gerne, aber ich möchte zuvor, dass du Jamina loslässt. Ich hasse es, wenn du sie so fest hältst.«
    »Ich kann sie auch erwürgen!«
    Seine Antwort ließ die Röte in mein Gesicht steigen. Zuzutrauen war es ihm, denn er kannte kein Pardon. Da war es egal, ob es sich um Männer, Frauen oder Kinder handelte.
    Nach wie vor war keine Entscheidung gefallen. Die Lage stand noch immer auf des Messers Schneide.

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