1256 - Belials Bann
Heilerin. Ich habe es einige Male gesehen.«
»Keine Zuschauer.«
»Genau. Man wollte die Protagonisten nicht stören.«
»Was war Ivanow für ein Mensch?«
Karina zuckte die Achseln. »Ich kann es dir nicht genau sagen, John, denn ich habe ihn nicht gekannt. Nur vom Bildschirm her. Da war er der ideale Moderator, der es schaffte, immer auf seine Gäste einzugehen und ihnen dabei das Gefühl zu geben, dass nur sie wichtig waren und sonst nichts anderes auf der Welt.«
»Er kam also gut rüber.«
»Ja.«
»Und Tamara?«
»Noch besser. Sie war die Person, von der gesprochen wurde. Man hat sie in den Himmel gelobt. Für nicht wenige Menschen war sie eine Heilige. Eine neue und moderne Heilige, die auch von den jüngeren Menschen akzeptiert wurde. Man kann sagen, dass sie zu ihrer Ikone geworden ist, denn es schauten viele Jüngere bei ihrem Auftreten zu.«
»Und keiner ahnte die wahren Hintergründe?«
»So ist es.«
Ich deutete nach vom. »Auf einem dieser Sessel hättest du jetzt auch gesessen.«
»Klar.«
»Dann tu es!«
Sie blickte mich skeptisch an. »Bitte?«
»Ja, Karina, geh hin. Setz dich auf deinen Platz. Tu so, als würde die Sendung starten. Wir müssen ihr Gelegenheit geben, einzugreifen.«
»Du willst sie aus der Reserve locken?«
»Was sonst?«
»Nun ja, dann los.« Bevor sie ging, schaute sie mich an. Nein, ich entdeckte keine Angst in ihren Augen, sondern nur eine gewisse Besorgnis. Die galt weniger ihr selbst als dem entführten Kind.
»Es ist richtig, was wir hier tun, Karina.«
»Dagegen sagte ich auch nichts. Mich würde nur interessieren, was du vorhast.«
»Ich bleibe im Hintergrund.«
»Wo?«
»Es gibt hier genügend Verstecke.«
Sie lächelte etwas mokant, um dann zu fragen: »Willst du mir den Rücken decken?«
»So ungefähr.«
»Nun ja, versuche es. Aber denk auch an den verdammten Engel der Lügen.«
»Keine Sorge, er ist immer präsent.«
Sie ließ mich stehen und schritt auf die Sitzgruppe zu. Ich suchte mir einen anderen Ort, an dem ich nicht so frei stand, obwohl das meine Gegner auch nicht besonders irritieren würde, denn sie hatten hier das Kommando.
Als sich Karina noch einmal umdrehte, war ich bereits verschwunden…
***
Karina Grischin wusste selbst nicht, wie sie sich fühlte, als sie das Ziel ansteuerte. Sie sah sich nicht unbedingt als ein Opfer an, aber ihr Optimismus hielt sich trotzdem in Grenzen. Und sie versuchte, so normal wie möglich zu wirken und sich von ihrer Spannung nichts anmerken zu lassen. Eigentlich waren nur ihre Augen in ständiger Bewegung. Sie konnte jedoch keine Gefahr ausmachen.
Es blieb alles ruhig. Karina sah die Kameras. Sie standen da wie schlaffe Monstren, die ihre Köpfe nach vorn gebeugt hatten.
Das Leder der Sessel war in einem leichten Grünton eingefärbt worden. Eine Farbe, wie sie auch im Krankenhaus üblich war. Sie sollte die Menschen beruhigen.
Karina konnte sich die Sessel aussuchen. Sie stellte sich vor, wie es war, als sie die Sendungen gesehen hatte und wusste dann, wo der Gast seinen Platz eingenommen hatte.
Sie ließ sich dort nieder. Der Sessel war bequem. Nicht zu hart und auch nicht zu weich. Die Sitzfläche gab kaum nach. Um die Arme auf die hohen Lehnen legen zu können, mussten sie schon angehoben und angewinkelt werden.
Sie ließ sich nieder, streckte die Beine aus und versuchte, so entspannt wie möglich zu wirken, was ihr nicht ganz gelang.
Sie schaute sich um.
Das Studio war recht groß, wurde jedoch durch die verschiedenen abgestellten Wände künstlich klein gehalten. So hatte es den Anschein, als wäre es in mehrere Räume aufgeteilt worden, zu denen schmale Gassen hinführten.
Sie konnte in die Gassen zwar hineinschauen, aber nicht bis zu deren Ende sehen, weil dort das Licht immer spärlicher wurde und sich schließlich verlief.
Von John Sinclair sah sie nichts. Sie war froh, ihn in ihrer Nähe zu wissen. Wenn es hart auf hart kam, würde er sofort bei ihr sein und das gab ihr einen gewissen Trost und ebenfalls ein Gefühl der Sicherheit.
Obwohl Karina selbst durch ihre Gedanken abgelenkt war, wollte ihr ein Bild nicht aus dem Kopf. Immer wieder sah sie den toten Moderator am Schreibtisch sitzen. Sie bekam auch das Bild der Zunge nicht aus ihren Gedanken. Man hatte sie auf den Schreibtisch gelegt wie als Warnung.
Karina atmete normal. Sie schaffte es, ihre Nervosität in den Griff zu bekommen. Ein Fremder hätte ihr kaum angesehen, welch eine Spannung in ihr steckte.
Nur mit der
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