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1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch

1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch

Titel: 1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war die Zeit, als ich noch ein sehr junger Priester gewesen bin und mich noch immer stark mit meiner Aufgabe beschäftigte, die mich nicht losließ, denn damals gab es für mich so gut wie kein Privatleben…«
    ***
    An diesem Abend spürte Francis Gallo die Anstrengungen des zurückliegenden Tages. Er hatte sich mit dem Kirchenvorstand auseinander gesetzt, er hatte Stress mit einem älteren Pfarrer aus der Nachbargemeinde gehabt, und er hatte noch eine Beerdigung durchführen müssen, die auch nicht eben angenehm gewesen war, denn der Tote war noch jung gewesen. Ein Unfall mit dem Motorrad hatte ihn das Leben gekostet.
    Erst am Abend kam Gallo dazu, sich zu entspannen. Er zog sich in sein Arbeitszimmer zurück, öffnete weit die beiden Hälften des Fensters und setzte sich an seinen Schreibtisch, die Beine angehoben, den Blick nach draußen gerichtet, wo die Grillen ihr abendliches Sommerkonzert veranstalteten, um den Tag zu verabschieden, der drückend und sehr warm gewesen war.
    Um sich zu erfrischen, trank Francis Gallo eine Weinschorle. Sie war gut gegen den Durst, sie schmeckte ihm, und wenn er genug davon hatte, sorgte sie auch für eine gewisse Bettschwere.
    Eigentlich hätte er sich schon jetzt gern hingelegt, aber dafür war er innerlich zu unruhig. Der Tag war so schnell vorbeigegangen, als hätte es ihn gar nicht gegeben. Er musste ihn gedanklich erst verarbeiten und das würde ihm auch gelingen, wenn er seine Wohnung verließ und einen Spaziergang unternahm.
    Die Luft war am Abend doch besser als tagsüber, wenn die Sonne vom Himmel brannte. Zwar war sie jetzt auch noch zu sehen, aber sie bildete mehr einen breiten Glutstreifen tief im Westen, wo sie irgendwann auch wieder verschwinden würde.
    Gallo nahm die Beine vom Schreibtisch, leerte sein Glas, schloss das Fenster und ging zur Tür. Umgezogen hatte er sich bereits. Er trug jetzt eine helle Sommerhose und ein dunkelblaues Hemd, das ihm bis über den Gürtel hinwegfiel und das er nicht in die Hose gesteckt hatte.
    Draußen war die Luft angenehmer geworden. Nicht mehr so warm, aber leider noch etwas schwül. Da sorgten etwas heftigere Bewegungen schon für Schweißausbrüche, und deshalb ging der junge Pfarrer auch nur langsam.
    Viele Kirchen bilden den Mittelpunkt kleiner Orte. Das war hier nicht der Fall. Diese Kirche stand ein wenig außerhalb und beherrschte mit ihrem Turm das Gelände. Von seiner Spitze aus hatte der Beobachter einen perfekten Blick über das sanfte Hügelland, in das kleine Orte eingebettet waren, und in dem nicht mal die Straßen störten, weil sie recht wenig befahren waren.
    Bei klarem Wetter konnte der Turmbesteiger in der Ferne und im Norden die Dunstglocke über der Millionenstadt London sehen. Die Stadt selbst wirkte wie eine graue Masse Teig, die sich aus dem Boden hochgewellt hatte.
    Ihn zog es nicht nach London. Er liebte die ländliche Idylle, und es reichte ihm, wenn die Großstadt, die er hin und wieder besuchte, in der Nähe lag.
    Der Abend hatte seine Stimmung über das Land gelegt. Es war so friedlich, die Geräusche des Tages hatten sich zurückgezogen und den Vorhang von der Natur weggezogen. Jetzt waren die Vögel zu hören, die noch einmal sangen, bevor sie sich schlafen legten und dann die Dunkelheit die Dämmerung ablöste.
    Es war auch die Zeit der Sommerblumen, die auf den Wiesen wuchsen. Der junge Pfarrer roch das frisch gemähte Gras, das zu Heu werden würde. Er liebte diesen Duft und hätte sich am liebsten in das Gras geworfen und einen Jubelschrei ausgestoßen.
    Das tat er nicht. Er kannte den Weg. Er hätte ihn auch mit verbundenen Augen gehen können, denn es war sein Weg, den er ging, so oft es ihm die Zeit erlaubte.
    Die Strecke führte ihn zum kleinen See, an dessen Ufer er entlang schlenderte. Er mochte die Bäume, die dort wuchsen. Es waren die schlanken Birken mit den hellen Stämmen, aber auch die Trauerweiden, die ihm immer wie gewaltige Pilze vorkamen und ihre Zweige nach vorn gehängt hatten, sodass die Spitzen mit den dünnen Blättern oft im Wasser schwammen.
    Der See war ein kleines Biotop. Natürlich ein Paradies für Mücken, aber das störte ihn weniger. Auch die Natur hatte ihre Vor-und Nachteile. Und in seiner Gedankenwelt überwogen die Vorteile.
    Francis Gallo musste ungefähr eine Viertelstunde gehen, bis er die duftenden Wiesen hinter sich gelassen hatte. Der Weg lief jetzt auf einer Höhe weiter, und Gallo sah vor sich das freie Ufer des kleinen Sees. Er schaute über den

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