1258 - Der Leichen-Skandal
Ebenso wie dieser Förster und der Chinese.«
»Warte noch!«, meldete sich Abel Grange.
»Keine Sorge. Es läuft alles nach Plan ab.« Der Druck verschwand von meinem Hals. Ich war heilfroh, wieder normal durchatmen zu können, aber dass wir verloren hatten, stand leider fest.
»He, Chinese!«
»Ja?«
»Du wirst das Gleiche tun.«
»Verstanden!«
Abel Grange sprach mit Suko. Ich lag auf dem Bauch und drehte meinen Kopf jetzt um eine Winzigkeit nach rechts, weil ich sehen wollte, was mein Freund tat.
Er bewegte sich ebenso wie ich. Seine Hände lagen leider hinter dem Kopf. Um an den Stab zu gelangen, musste er sie bewegen, und das hätte den Tod der Helen Carver bedeuten können.
Als er lag, begann Frost zu kichern.
»Zwei Bullen auf Tauchstation, das habe ich mir immer gewünscht.«
»Willst du sie auch jetzt noch verbrennen?«
»Ja.«
»Dann lass sie auf die Plattform zugehen.«
»Werden sie auch tun. Sie können dorthin kriechen.«
»Aber zuvor wird der zweite Bulle seine Waffe abgeben.«
»Bestimmt.«
»Hörst du nicht, Chinese?«
»Schon gut. Ich liege nur etwas schlecht.«
»Du wirst es schon schaffen.«
Er ahnte nichts. Er konnte nichts ahnen. Genau diese Bewegung war unsere Chance.
Ich wusste, dass Suko nicht seine Waffe ziehen würde. Das war jetzt unwichtig. Sehr genau beobachtete ich ihn, auch wenn meine Haltung verdammt unbequem war. Ich kannte ihn gut. Er bewegte sich bewusst langsam und rollte sich dabei auf die linke Seite. Mir drehte er den Rücken zu. Die Bewegung des rechten Arms konnte ich nicht verfolgen, aber seine Hand war bereits verschwunden.
»Los, zieh die Kanone raus.«
»Ja, Frost, immer langsam.«
»Keine Tricks!«
»Bestimmt nicht!«
Es verging noch eine Sekunde. Für mich dehnte sie sich, dann aber hörte ich Sukos Stimme, und er rief genau das Wort, auf das ich gewartet hatte.
»Topar!«
***
Ja, es wurde alles anders. Genau darauf hatte auch Suko vertraut. Er wusste nun, dass es auf ihn allein ankam, auf keinen anderen sonst. Alle, die das Wort gehört hatten, waren in den magischen Bann hineingeraten. Sie bewegten sich nicht mehr. Für die Dauer von genau fünf Sekunden waren sie regelrecht eingefroren. Nur der Besitzer des Stabs konnte in diesem Fall normal agieren.
Suko musste sich nicht nur beeilen, er musste wahnsinnig schnell sein, wie immer in diesen Situationen. Und er musste Prioritäten setzen. In diesem Fall war es Helen Carver.
Suko jagte auf sie und Abel Grange zu. Fünf Sekunden sind verdammt kurz, wenn man etwas in Bewegung setzen will. Er flog förmlich auf die beiden zu, packte die Waffenhand des Mannes, riss sie hoch und trat Abel zugleich die Beine weg.
Der Mann hatte den Boden noch nicht erreicht, als sich Suko wieder in Aktion befand. Er jagte auf den zweiten Gegner zu, der ebenfalls noch bewaffnet war.
Die Mündung zielte auf den am Boden liegenden John Sinclair. Wenn die Zeit vorbei war und Frost merkte, was sich verändert hatte, würde er gnadenlos abdrücken.
Das tat Suko nicht. Er durfte die Feinde wohl ausschalten, aber nicht töten. Wenn das passierte, war die Kraft des Stabes dahin.
Aber auch diese Zeit war vorbei, noch ehe Suko Dave Frost erreicht hatte. Der Mann erwachte wieder, er zuckte. Er war noch überrascht, und diese Gelegenheit nutzte Suko aus. Im Sprung schlug er zu.
Der Lauf des Revolvers krachte gegen den Kopf des Mannes. Haut platzte auf. Blut drang aus der Wunde, und Frost taumelte zurück. An das Schießen dachte er nicht mehr. Er war mehr bewusstlos als bei vollem Bewusstsein.
Suko setzte sofort nach. Einen zweiten Schlag setzte er nicht mehr an, dafür hebelte er dem Mann die Beretta aus der Hand, und das passierte im gleichen Augenblick, als sich John Sinclair aufrichtete…
***
Ich hatte sofort nach dem Verstreichen der Zeitspanne festgestellt, dass sich die Lage zu unseren Gunsten hin verändert hatte. Schon im Hochkommen hatte ich alles begriffen, und mit dem nächsten Schwung kam ich wieder normal auf die Füße.
Der erste Rundblick. Es sah so aus, als hätte Suko alles im Griff. Er war mit zwei Schießeisen bewaffnet. Zum einen hielt er den Revolver in der linken Hand, zum anderen eine Beretta, und ich ging davon aus, dass es meine Waffe war.
Grange lag auf dem Boden. Seine Geisel hatte sich in eine Ecke geflüchtet. Die Frau drückte sich mit dem Rücken an die Wand, und es war ihr anzusehen, dass sie entsetzliche Angst hatte.
Abel Grange umklammerte seinen rechten Arm. Er stöhnte, weil
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