1258 - Der Leichen-Skandal
Untersuchung der Asche ergeben, dass sie nicht von einem Menschen stammt. Und jetzt frage ich Sie, Mr. Frost, was Sie in die Urne gefüllt haben…«
Jetzt war der Moment gekommen, auf den Helen Carver mit Spannung gewartet hatte. Aber nicht nur sie, auch wir warteten darauf, wie Dave Frost reagieren würde.
Er tat zunächst nichts. Oder nicht viel. Er strich über sein glattes Haar, mehr eine Geste der Verlegenheit, hatte sich dann wieder gesammelt und schüttelte den Kopf. »Ihre Arbeit in allen Ehren, Mrs. Carver, aber daran glaube ich nicht.«
Sie ärgerte sich, das war ihr anzusehen. Auf ihrer Stirn hatte sich eine tiefe Falte gebildet. »Wollen Sie tatsächlich die Analyse eines Chemikers anzweifeln?«
»Jeder Mensch kann sich irren.«
»Sie aber auch, Mr. Frost.«
»Ja, aber nicht in meiner Arbeit. Ich habe sie perfektionieren können. Es wird hier auch keine Asche verwechselt, wenn Sie das endlich begreifen wollen.«
»Sie haben nicht richtig zugehört, Mr. Frost. Ich habe nicht von einer Verwechslung gesprochen. Dieser Rest hier im Glas ist keine Menschenasche, sondern es sind die Rückstände von…«
Dave Frost winkte mit beiden Händen ab. »Hören Sie mir mit diesem Mist auf! Was wollen Sie eigentlich hier? Mich provozieren? Mir irgendeinen Mist vorwerfen?«
»Nein, ich will die Wahrheit hören.«
»Die haben Sie gehört.«
»Irrtum.« Helen Carver blieb ganz cool. »Ich halte die Wahrheit in meiner Hand.«
Die beiden stritten sich. Suko hielt ein Auge auf sie, und so bewegte ich mich zurück. Mein Ziel war die Tür, hinter der die kleine Kapelle lag. Es hätte wirklich nicht viel Zeit gekostet, sie zu öffnen, um uns einen Blick in das Innere zu gestatten, aber dagegen hatte sich dieser Typ gesträubt. Dafür musste es auch Gründe geben, und mein Gefühl sagte mir, dass er etwas zu verbergen hatte.
Ich bewegte mich auf leisen Sohlen, und als Helen noch eine Frage stellte, da ging ich schneller. Ich erreichte die Tür, umfasste die Klinke - und hörte hinter mir die scharfe Frage.
»Verdammt, Sinclair, was machen Sie da?«
»Das sehen Sie doch!« Nach dieser Antwort drückte ich die Tür auf. Was ich erwartet hatte, wusste ich nicht so genau, aber ich war schon leicht enttäuscht, als mein Blick tatsächlich durch eine normale Abschiedskapelle schweifte.
Auch hier gab es keine Fenster. Dafür die Stühle und einen Sarg, der auf einem Podest stand. Mit dem Podest zusammen würde er auch nach unten gleiten.
Frost drehte durch. Ich hörte seinen wütenden Fluch, dann die heftigen Echos der Schritte hinter mir, und noch auf der Türschwelle fuhr ich herum.
Frost kam wie ein Rammbock. In seinen Augen schimmerte der Hass. An den Rändern waren sie rot angelaufen, und hätte er eine Waffe in der Hand gehalten, er hätte mich sicherlich in Stücke geschossen. »Weg da!«, brüllte er mich an.
Ich ging weg. Nur nicht dorthin, wo er es haben wollte. Ich lief zwei Schritte in die Kapelle hinein.
Suko hielt sich im Hintergrund bereit. Es war eine Sache zwischen Frost und mir. Er hatte schon nach mir gegriffen, aber durch mein Ausweichen fuhr seine Hand ins Leere. Er stolperte in die Kapelle hinein und schrie mich an.
»Das ist Hausfriedensbruch! Sie haben hier nichts zu suchen! Machen Sie, dass Sie wegkommen!«
Ich breitete die Arme aus. »Moment, Mr. Frost. Was haben Sie zu verbergen?«
»Gar nichts.«
»Wie schön. Und warum regen Sie sich dann auf, weil ich die Kapelle betreten habe? Sprechen Sie bitte nicht von Ihrer knappen Zeit, die Ausrede nehme ich Ihnen nicht ab.«
»Ich kann in meinem Haus bestimmen, wer wo hingeht. Ist das klar?«
»Ja, natürlich. Und was stört Sie daran? Was haben Sie hier zu verbergen? Es sieht doch alles normal aus, nehme ich an.«
»Es ist auch normal!«
Die nächsten Sekunden entlarvten seine Antwort als Lüge. Urplötzlich gellte ein irrer, erstickt klingender Schrei auf. Er brachte die grauenhafte Angst mit, die ein Mensch nur in den Sekunden vor seinem Tod spürt.
Und dieser Schrei war aus dem geschlossenen Sarg gedrungen!
***
Urplötzlich hatte sich die Lage radikal verändert. Nicht nur Dave Frost und ich hatten den Schrei gehört, er war durch die offene Tür bis in die Halle gedrungen. Suko hielt dort nichts mehr. Mit ein paar langen Sätzen hatte auch er die Kapelle erreicht, wo er auf zwei Männer schaute, die sich nicht bewegten. Frost und ich starrten beide auf den Sarg. Nur aus ihm konnte der Schrei gedrungen sein, denn in dieser Umgebung
Weitere Kostenlose Bücher