1259 - Spinnenpest
auf ihre Aussagen verlassen, dass es bei den drei Fällen geblieben ist und keine anderen Menschen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Bis jetzt nicht. Es herrscht das große Schweigen, und die Verantwortlichen sind daran interessiert, dass es auch so bleibt.«
»Kann ich mir denken. Aber die drei Erkrankten sind eine Tatsache, denke ich.«
Er nickte mir zu. »Das ist so, John.«
»Und sie leben auch noch?«
»Ja. Man hält sie weiterhin unter Quarantäne.«
»Haben Sie von der Ergebnissen der Untersuchungen erfahren, Sir?«
Sir James schaute durch das Bürofenster. »Ja, das habe ich, aber die Ärzte stehen vor einem Rätsel. Es gibt die Krankheit. Es gibt die Symptome am Körper der Menschen. Es ist so etwas wie die Beulenpest, und trotzdem ist sie nicht mit dieser zu vergleichen. Sie ist anders. Die Ärzte sind noch nicht dahinter gekommen.« Er räusperte sich und drehte sich wieder zu uns um. »Etwas hat man trotzdem festgestellt. Unter den Flecken, den Geschwüren oder wie auch immer man die Stellen bezeichnen kann, bewegt sich etwas. Das ist erst in den letzten Stunden aufgefallen.«
Ich verzog die Mundwinkel, und zugleich rann etwas meinen Rücken hinab. »Haben Sie wirklich ›bewegt‹ gesagt, Sir?«
»Ja.«
»Die Ärzte haben nichts aufgeschnitten?«
»Nein, das haben sie nicht. Sie scheinen sich nicht getraut zu haben. Es kann natürlich sein, dass sie abwarten, bis die Geschwüre von selbst aufbrechen. Wenn sich das, was sich darin bewegt, wächst, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Wunden aufplatzen. Ich nehme an, dass die Ärzte so lange warten wollen.«
»Okay«, sagte ich und schaute Sir James an. »Ich hoffe, dass sie den entsprechenden Leuten gesagt haben, wer sie noch an diesem Tag besuchen wird.«
Sir James nickte. »Ich habe Suko und Sie, John, bereits angekündigt. Erfreut war man nicht darüber, aber das lässt sich nicht ändern. Ihr Ansprechpartner ist ein Dr. Peter Morley. Er ist einer der Spezialisten für Seuchen und hat sich auch um die drei Menschen gekümmert. Mit ihm können Sie darüber reden.«
»Das ist gut«, sagte ich. »Jetzt müssen wir nur noch wissen, wo wir die Klinik finden.«
Auch das war kein Problem. Die Seuchenstation war der Uniklinik angegliedert.
Recht bedrückt verließen wir mit Sir James unser Büro.
Bevor wir uns im Vorzimmer von Glenda verabschiedeten, trat sie noch mal dicht vor uns. Besorgt schaute sie uns an. »Gebt nur verdammt gut auf euch Acht«, flüsterte sie. »Gegen Zombies und Vampire kann man sich wehren, aber bei der Pest weiß ich das nicht.«
Wir und auch Sir James beruhigten sie, aber das bedrückende Gefühl blieb bestehen…
***
Das Wetter hatte sich gehalten. Es regnete nicht. Hin und wieder waren große blaue Inseln am Himmel zu sehen, und als wir unser Ziel erreichten und froh waren, einen Parkplatz zu finden, der an der Seite der Klinik lag, schien sogar die Sonne und schickte ein paar vorsichtige Frühlingsstrahlen auf die Erde.
Dass wir eine Seuchenklinik betraten, war dem alten Bau von außen nicht anzusehen. Das Gebäude wirkte wie in den Anfängen des letzten Jahrhunderts errichtet.
Wer die Klinik betrat, der musste an einem Portier oder Empfangschef vorbei. Der Mann saß nicht allein in der Loge. Ein jüngerer Kollege im Rollkragenpullover beschäftigte sich intensiv mit einem Computer. Außer uns waren keine anderen Besucher zu sehen, und so hatte der Portier Zeit, sich um uns zu kümmern.
Sein Blick durch das Fenster der Loge war so stechend wie der eines Raubvogels. Zur Begrüßung nickte er kurz und fragte dann: »Sie sind angemeldet?«
»Wir möchten zu Dr. Morley«, erklärte Suko.
»Angemeldet?«
»Ja, zum Henker«, sagte ich, denn ich war nicht so geduldig wie mein Freund.
Er ließ sich nicht beirren. »Ihre Namen, bitte.«
Wir legten ihm die Ausweise hin. Auch die beeindruckten ihn nicht besonders. Er schob sie uns wieder zurück. »Ich werde mit dem Doktor telefonieren. Sie können in der Zwischenzeit auf der Bank dort drüben Platz nehmen.«
»Danke.«
Wir saßen wie zwei arme Sünder nebeneinander und schauten zu, wie der Portier telefonierte.
Ansonsten war es ruhig. Wir kamen uns vor wie im Eingangsbereich eines Museums, für das niemand mehr Interesse zeigte.
Suko stieß mich an und fragte mit leiser Stimme: »Wie gefällt es dir denn hier?«
»Urlaub möchte ich hier nicht machen und auch nicht krank werden. Man kann nur hoffen, dass die Behandlungsmethoden nicht so
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