1259 - Spinnenpest
mich noch nicht entschieden.«
»Also, gibt es wieder Probleme?«
Ich wiegte den Kopf. »Das kann man so genau nicht sagen. Es könnten welche werden.«
»Lass hören.«
Wir standen noch immer, und so erfuhr Suko von mir von einem wesentlichen Teil des Abends.
Auch er war überrascht, als ich namentlich den Schwarzen Tod erwähnte, wirkte jedoch etwas entspannter als ich ihm erklärte, dass etwas anderes dahinter steckte, doch bei der eigentlichen Wahrheit zuckte er wieder zusammen.
»Was? Die Pest?«, flüsterte er.
»Ja, das hat Bill gesagt.«
»Aber das ist unmöglich. Himmel, John, das… das… kann ich mir nicht vorstellen.«
Hinter uns wurde gehupt. Wir hatten schon zu lange gewartet und konnten wieder anfahren.
»Ich habe auch meine Probleme, es zu glauben, aber wir werden uns dahinter klemmen.«
»Hast du Bill nicht gewarnt?«
»Doch, aber er ist erwachsen, und er geht davon aus, dass es keine normale Pest ist, wie man sie aus den asiatischen Ländern kennt. Er vermutet etwas anderes dahinter.«
»Und was denkst du?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Bisher habe ich noch keine Meinung, aber das kann sich schnell ändern.«
»Du weißt allerdings nicht, wo die drei Erkrankten eingeliefert worden sind?«
»Das war auch Bill nicht bekannt. Aber da wird uns Sir James helfen können. Zudem gehe ich davon aus, dass es so viele Seuchenkliniken im Land nicht gibt. Und wenn welche existieren, dann muss sich eine in London befinden.«
»Das denke ich auch.«
Den größten Teil der Fahrtstrecke hatten wir hinter uns gelassen und erreichten unser Ziel mit einer noch leichten Verspätung. Trotzdem blickte Glenda Perkins bezeichnend auf die Uhr. Danach schaute sie mich intensiver an, schüttelte den Kopf und fragte voller Staunen: »Wie siehst du denn aus?«
»So wie immer.«
»Haha. Die Folgen der letzten Nacht hängen dir noch unter den Augen fest.«
Ich winkte lässig ab. »Einen schönen Mann entstellt eben nichts.«
»So ist das also.« Glenda strich über den Stoff der schwarzen Hose mit den ausgestellten Beinen.
»Und woher stammt das Erbe des schönen Mannes?«
Sie ließ nicht locker. Ich rückte mit der Wahrheit heraus, und unsere Assistentin nickte. »Ah ja, bei den Conollys. Da saßen ja die richtigen Schluckspechte beisammen.«
»Augenblick. Sheila ist kein Schluckspecht.«
»Die habe ich auch nicht gemeint, wie du dir vorstellen kannst.«
»Und trotzdem könnte ich jetzt einen Kaffee vertragen.«
»Er ist bereits fertig. Soll ich ihn dir auch noch holen?«
»Wäre nicht schlecht.«
Glenda drehte sich nur um, zupfte ihren roten Pullover mit dem Zopfmuster zurecht und enthielt sich ansonsten einer Antwort.
Suko trank nichts. Er war schon ins Büro gegangen und hatte die Tür nicht hinter sich geschlossen.
Wir wollten es uns nicht erst lange gemütlich machen, deshalb blieb ich auch mit der Tasse in der Hand stehen. Wie wir unseren Chef, Sir James, kannten, hielt er sich bereits im Haus auf. Eine Bestätigung erhielten wir dann, als ich Glenda danach fragte.
»Wollt ihr ihn sprechen?«
»Mit ihm Karten spielen bestimmt nicht.«
»Sei doch nicht so blöd. Ich sage ihm Bescheid, damit er keinen Schreck bekommt, wenn er dich beim Eintreten sieht, John.«
»Danke, ich habe verstanden.«
Die Tasse trank ich in Ruhe leer, während Suko einige Meldungen durchlas.
»Ist was Besonderes dabei?« fragte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Es ist nichts in der vergangenen Nacht passiert, was uns anginge.«
»Na denn.«
»Auch keine Pestfälle.«
»Das hätte uns noch gefehlt.«
Glenda hatte Ohren wie Rhabarberblätter. »Was hätte euch noch gefehlt?«, wollte sie wissen und stand in der Tür wie das personifizierte neugierige Fragezeichen.
»Nichts Besonderes.«
»Kann es sein, dass ich etwas von einer Pest gehört habe?«
Ich verdrehte die Augen. »Du hast dich verhört.«
»Habe ich nicht.«
Meine Tasse war leer. Ich drückte sie der überraschten Glenda in die Hand und schob mich lächelnd an ihr vorbei. »Wir werden jetzt mit unserem gemeinsamen Boss reden, und dann sehen wir weiter.«
»Nach der Pest?«
Ich winkte nur ab und ging durch das Vorzimmer bis zur Tür. Suko folgte mir, und wir beide hörten Glenda noch schimpfen. Sie sprach sogar vom Vergiften des Kaffees, aber darüber konnten wir nur müde lächeln. Für uns war jetzt wichtig, Tatsachen herauszufinden, denn was Bill Conolly mir da berichtet hatte, beunruhigte mich schon.
Suko dachte ebenfalls darüber nach.
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