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1259 - Spinnenpest

1259 - Spinnenpest

Titel: 1259 - Spinnenpest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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altertümlich sind wie der Bau hier.«
    »Stimmt. Das Ding hier deprimiert.«
    Ich schaute in die Höhe, auch zu Boden und an den Wänden entlang. »Mehr Respekt, bitte. Das hier ist schließlich reinster Jugendstil. Schutzwürdig.«
    »Aber es muss mir nicht gefallen.«
    »Das stimmt auch.«
    Irgendwie scheuten wir beide davor zurück, über den Fall und damit die Pest zu sprechen. Wenn ich ehrlich sein sollte, dann musste ich sagen, dass diese Dinge für mich einfach noch nicht greifbar waren. Mein Inneres wehrte sich, daran zu glauben. Die Pest in unserem Land mitten in Europa. Das war für mich einfach zu abstrakt.
    Inzwischen hatte der Portier aufgehört, zu telefonieren. Er nickte uns zu, als Zeichen, dass alles in Ordnung war. »Doktor Morley kommt gleich.«
    Es dauerte nicht mal lange, bis sich die Tür eines Aufzugs zur Seite schob und ein Mann in die Halle trat, der mittelgroß war, hellblondes Haar und sehr abstehende Ohren hatte. Er trug eine Brille, dessen Gestell kaum sichtbar war, und nickte uns zu, als er vor uns stehen blieb.
    Wir erhoben uns, sagten artig unsere Namen, und auch Morley stellte sich vor. Seine Stimme war sehr tief und männlich. Wer nur die Stimme hörte und den Mann dabei nicht sah, der hätte sich wer weiß was vorstellen können, nur eben nicht diese unscheinbare Person. Als Synchronsprecher hätte er sicherlich auch eine Karriere gemacht.
    Mehr sagte er nicht, sondern deutete auf den Lift, in den wir stiegen. Auch während der Fahrt sprach er kein Wort. Erst als wir in der vierten Etage die Kabine verließen, sprach Dr. Morley wieder. »Gehen Sie nach rechts, dort befindet sich mein Büro.«
    So viel wir erkannten, befanden wir uns nicht auf der eigentlichen Station, denn Krankenzimmer waren nicht zu sehen. Hier sah es nach Bürofluren aus. Durch die Fenster fiel das Licht des Tages, in das sich auch einige Sonnenstrahlen hineingemischt hatten.
    Uns fiel noch auf, dass wenig Betrieb herrschte. Es gab keine Hektik, wir hörten keine Telefone, und uns kamen weder Frauen noch Männer in weißen Kitteln entgegen. Hier oben schienen selbst die Ärzte unter Quarantäne zu stehen.
    Das Büro war klein. Es gab immerhin ein schmales Fenster und auch Stühle genug, damit wir uns setzen konnten. Der Geruch, der im Raum schwebte, erinnerte mich irgendwie an Pfefferminz.
    Wir setzten uns, und auch Morley nahm seinen Platz hinter dem Schreibtisch ein. »Bitte«, sagte er, »Sie müssen mein Verhalten entschuldigen, aber ich spreche nicht gern außerhalb dieser Zone über meine beruflichen Angelegenheiten.«
    »Alles klar«, sagte ich. »Wollen Sie auch unsere Ausweise sehen?«
    »Nicht nötig, Mr. Sinclair. Ich verlasse mich auf meine Informationen.«
    »Das ist gut.«
    Nachdem das allgemeine Geplänkel vorüber war, kam Dr. Morley zur Sache. »Ich weiß nicht, wie es passiert ist, aber Sie haben von unseren drei Sonderfällen erfahren.«
    »Sonderfälle?« fragte Suko.
    »So sehen wir sie. Wir haben zwar mit Seuchen und ansteckenden Krankheiten zu tun, aber dass die Pest uns erreicht hat, das ist auch für uns nicht so leicht zu erklären. Wir waren sehr überrascht und stehen noch immer vor einem Rätsel.«
    »Haben Sie denn keine entsprechenden Untersuchungen durchgeführt?«, wollte Suko wissen.
    »Das haben wir und haben wir auch wieder nicht. Ich will Sie beide nicht mit Einzelheiten fachlicher Art langweilen, aber ich kann Ihnen sagen, dass wir schon verwundert sind und uns dann auch nicht trauten, etwas zu unternehmen.« Er räusperte sich und nickte uns zu. »Ich möchte mich kurz fassen. Diese drei Menschen haben die Pest oder sie sind mit den Symptomen gezeichnet, die auf die Pest hindeuten, und trotzdem ist es anders. So anders, dass wir nicht mal glauben, dass diese Art von Pest unbedingt auf einen gesunden Menschen übertragbar ist. Das ist bisher unser Eindruck, und Sie werden sicherlich begreifen können, wie überrascht wir waren.«
    Suko und ich schauten uns an. In den Augen meines Freundes stand der gleiche Unglaube wie in meinen. Was uns da gesagt worden war, das glich einer totalen Überraschung, und wir fragten uns, ob wir auf dem falschen Dampfer waren.
    »Ist es denn nicht die Pest?« erkundigte ich mich.
    Dr. Morley wand sich. »Ja und nein. Zumindest ist es für uns eine neue Art von Pest. Sie ist da, aber wir finden keine Symptome, die auf die normale hindeuten.«
    »Was heißt das genau?«
    »Die Untersuchungen haben nichts ergeben. Wir haben Untersuchungen

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