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1259 - Spinnenpest

1259 - Spinnenpest

Titel: 1259 - Spinnenpest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wirkten.
    Das Kreuz sonderte noch immer eine leichte Wärme ab. Der junge Mann im Bett verdrehte die Augen, sodass er mich anschauen konnte. Ich versuchte, aus seinem Blick etwas herauszulesen, aber er war leider zu verschwommen.
    Dr. Morley meldete sich. Durch den Mundschutz klang seine Stimme verändert. »So haben sie in der Regel immer reagiert«, erklärte er. »Ich kann es mir auch nicht erklären, wenn ich ehrlich sein soll, aber es ist nun mal so. Sie haben nur ganz selten gesprochen.«
    »Und was sagten sie dann?«, wollte ich wissen.
    »Sie… ähm… redeten Unterschiedliches. Von der Angst sprachen sie. Auch vom Teufel. Von einem alten Fluch und von der schrecklichen Vergangenheit. Von Rache und von Tieren sowie von kleinen Kindern. Wir standen vor einem Rätsel, das müssen Sie mir glauben.«
    »Natürlich.«
    Suko beugte sich tiefer über den Mann. Er streckte jetzt seine rechte Hand aus, weil er den Körper berühren wollte. Seine Finger waren durch den Handschuh geschützt, und sehr vorsichtig strich er mit der Kuppe über die Haut hinweg, ohne allerdings die dunkleren Beulen oder Geschwüre zu berühren.
    Ich beobachtete nicht nur seinen wandernden Finger, sondern konzentrierte mich auch auf das Gesicht des Patienten. Ich konnte mir vorstellen, dass er eine Reaktion zeigte, doch auch das trat bisher nicht ein.
    Suko ging jetzt forscher vor. Diesmal umkreiste er die Flecken nicht. Er machte seinen rechten Zeigefinger noch länger und tippte dann gegen einen der Flecken.
    Wieder bewegte sich der junge Mann nicht.
    Suko ließ seinen Finger auf der Stelle liegen. Ich hatte jetzt nur noch Augen für die Kuppe, und ich sah auch, dass sich die Haut leicht eindrücken ließ.
    »John!«, zischelte er mir zu, »da bewegt sich etwas.«
    »Und?«
    »Wie ein winziges Getier.«
    »Die erwähnten Spinnen?«
    »Kann sein.«
    Die folgenden Sekunden vergingen, in denen Suko mit der Fingerkuppe auch andere dieser Stellen berührte. Diesmal stellte ich keine Fragen und wartete auf seinen Kommentar, der auch bald folgte.
    »Ja, es ist das gleiche Phänomen.«
    Wenig später richtete er sich auf. Auch Dr. Morley war wieder näher getreten.
    »So war es auch bei uns. Wir haben uns nicht getraut, die Geschwüre aufzubrechen. Es sind nicht die äußeren Anzeichen der Pest, die uns Probleme bereiten, uns geht es um den Inhalt der Geschwüre, denn dafür finden wir keine Erklärung. Das ist es doch, was uns so bedrückt.«
    »Ich habe sie gefühlt, Doktor.«
    »Ja, das war sogar zu sehen.«
    »Aber es muss etwas geschehen«, fuhr Suko fort. »Die Geschwüre müssen aufgebrochen werden.«
    Der Arzt nickte und lachte zugleich, was sich nicht gut anhörte. »Wer übernimmt die Verantwortung? Die Patienten müssen einverstanden sein, Inspektor. Doch auf konkrete Fragen haben sie geschwiegen.«
    »Gut, dann werden wir es anders machen«, sagte ich.
    Beide schauten mich an, und ich wartete auch nicht länger, sondern rückte mit meinem Vorhaben heraus. »Ich werde die Geschwüre aufbrechen.«
    »Nein!«, rief Dr. Morley sofort. »Das geht nicht. Das verstößt gegen unsere ärztlichen…«
    Ich ließ ihn nicht ausreden. »Wir haben es hier mit einem Phänomen zu tun, das wir auf keinen Fall unterschätzen dürfen. Es ist ein verdammt gefährliches Ei, das Ihnen ins Nest gelegt wurde, Doktor. Sie können auf keinen Fall die drei Männer nur hier liegen lassen und abwarten, was noch alles geschieht.«
    »Aber das tun wir ja nicht, Mr. Sinclair. Wir haben Untersuchungen durchgeführt und…«
    »Nicht die richtigen, Doktor. Da mache ich Ihnen auch nicht den geringsten Vorwurf. Aber in diesen drei Fällen spielen Dinge eine Rolle, die über das Begreifen eines normalen Menschen hinausgehen. Das muss ich Ihnen leider sagen. Und man hat uns nicht grundlos gerufen. Was Sie hier erleben, Doktor, das kann auf keinen Fall als normale Krankheit angesehen werden und auch nicht als Pest. Es ist etwas völlig anderes. So muss man es erklären.«
    »Und wie anders ist es?«
    »Ich rate Ihnen nur, sich an die Aussagen zu erinnern, die gemacht wurden.«
    »Das war ein völliges Durcheinander.«
    »Für Sie vielleicht, Doktor, aber nicht für uns.«
    Morley wusste nicht, was er noch unternehmen sollte. Er sagte deshalb nichts und blieb am Bettende stehen.
    Suko stellte noch eine Frage. »Willst du das Kreuz nehmen?«
    »Sicher.«
    »Worauf hoffst du?«
    »Darauf, dass die Geschwüre platzen.«
    »Okay«, sagte er leicht stöhnend, »ich wünsche dir

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