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1259 - Spinnenpest

1259 - Spinnenpest

Titel: 1259 - Spinnenpest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie wieder die normale Straße.«
    Bill lächelte breit. »Wer sagt Ihnen denn, dass ich weiterfahren will, Cathy?«
    »Ach!«, staunte sie. »Nicht?«
    »Ich habe Zeit.«
    »Aber… aber…«, sie schaute sich um und wirkte dabei verlegen. »Was wollen Sie denn hier?«
    Bill, dessen Hände auf dem Lenkrad lagen, hob sie wieder an. »Mich interessieren eben alte Friedhöfe.«
    »Das sagen Sie doch nur.«
    »Warum sollte ich das?«
    »Um bei mir zu bleiben.«
    »Ha, ha, nicht schlecht. Ich muss zugeben, dass mir Ihre Begleitung wirklich gefällt. Aber was spricht dagegen, dass ich mir das alte Grab des verstorbenen Pfarrers anschaue?«
    »Eigentlich nichts.«
    »Sehen Sie.«
    »Nur ist es nicht so interessant. Was sollten Sie als Fremder vom Grab eines Pfarrers haben, der bereits seit über zweihundert Jahren tot ist?«
    »Nun ja, ich sagte Ihnen doch schon, dass ich die Stille im Moment der Großstadt-Hektik vorziehe. Da wäre es doch nicht schlecht, über einen Friedhof zu gehen.«
    »Mir würde das keinen Spaß machen.«
    »Aber ich denke anders.« Bill stieg aus, lachte dabei, und auch Cathy konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
    »Wenn Sie wollen, dann kommen Sie mit. Aber viel ist nicht zu sehen, das sage ich Ihnen gleich.«
    »Doch, ein altes Grab.«
    »Ist das denn für Sie so interessant?«
    »Für Sie mehr.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Sonst würden Sie es nicht mit frischen Blumen schmücken. Die meisten Gräber sind doch in Vergessenheit geraten, ebenso wie ihr Inhalt. Dieser Harry Potter muss ja ein…«
    »Nicht Harry Potter, Bill. Er hieß Alec Potter und war hier im Ort Pfarrer.«
    »Und sehr beliebt - oder?«
    Cathy Tucker zögerte mit der Antwort. »Das kann ich Ihnen nicht mal genau sagen. Das Grab wird gepflegt, das hat sich eben vererbt. Aber ob er sehr beliebt gewesen ist, kann ich Ihnen nicht sagen. Er war wohl ein ungewöhnlicher Mensch. Das weiß man.«
    »Inwiefern?«
    »Keine Ahnung.«
    Bill wollte auch nicht weiter fragen, nickte und meinte: »Dann wollen wir mal los.«
    »Wir müssen quer über den Friedhof.«
    »Macht nichts. Ich vertrete mir gern die Beine.«
    Den Korb wollte sich Cathy nicht aus der Hand nehmen lassen. Sie ging dicht neben Bill her, und sie betraten ein Gelände, das als Friedhof angelegt worden war.
    Es gibt Stimmungen, die ein Mensch auffangen kann, das wusste auch Bill. Zudem war er jemand, der schon einiges hinter sich hatte und sich auf bestimmte Situationen einstellte. Er hatte zwar mit den letzten Schritten nicht unbedingt eine andere Welt betreten, dennoch kam ihm dieser Friedhof nicht normal vor. Es hatte sich etwas verändert. Er hörte nicht mehr das Singen der Vögel. Hier säuselte der Wind leise und hinterließ in manchem Gestrüpp Geräusche wie von irgendwelchen Geistern ausgespieen. Es standen nur wenige hohe Bäume an den Rändern, so erhielt der Besucher einen recht freien Blick, und auch Bill sah die alten und die neuen Grabsteine, die sich auf dem Gelände verteilten.
    Zu den neuen gehörten noch recht gepflegte Gräber. Um die alten Grabsteine hatte sich kaum jemand gekümmert. Viele von ihnen waren in die Erde eingesackt. Sie standen auch schief, und manche machten auf ihn den Eindruck, als stünden sie kurz vor dem Kippen.
    Natürlich existierten auch Wege, aber die musste man suchen, denn im Laufe der Zeit hatten sich die Bodendecker ausgebreitet und die meisten dieser Strecken überwuchert, sodass sie nur schwer zu finden waren.
    Aber Cathy Tucker kannte sich aus. Sie ging sehr zielstrebig, und Bill blieb an ihrer Seite.
    Er redete jetzt nicht mehr mit ihr, sondern beobachtete sie heimlich. Der Reporter wollte die Dinge nicht überbewerten, aber Cathy wirkte auf ihn schon verändert. Sie hatte den Rest ihrer Lockerheit abgeworfen und wirkte jetzt leicht angespannt. Zudem schaute sie sich verstohlen immer wieder um und ließ dabei den Blick über den Boden wandern wie jemand, der etwas Bestimmtes sucht.
    Bill wollte nicht mehr länger schweigen. Als sie zu einem wieder schief im Boden sitzenden Grabstein gingen, stieß er seine Begleiterin leicht gegen den Arm. »Ich denke, dass gewisse Menschen die Gräber ruhig hätten pflegen können - oder?«
    »Wer sollte das tun?«
    »Die Allgemeinheit.«
    »Dafür interessieren sich die Leute nicht.«
    »Aber Sie pflegen das Grab des Pfarrers doch auch.«
    »Ich stelle nur Blumen hin.«
    »Das ist natürlich etwas anderes.«
    Cathy sagte nichts mehr. Bill hatte das Gefühl, als wäre ihr seine

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