126 - Ihr Mann, die Fliege

dritten Stock hoch, wo der Oberinspektor sie in Empfang nahm.
    »Wohin mit ihm?« wollte Hurst wissen. »In Ihr Büro?«
    Kent öffnete eine Tür. »Bringt ihn da hinein.«
    Neonleuchten sorgten dafür, daß es taghell in dem Raum war. Die Beamten brachten den Mörder hinein und stießen ihn unsanft auf einen Stuhl nieder.
    »So, und jetzt laßt mich mal seinen Kopf sehen«, verlangte der Oberinspektor, Hurst trat vor und riß das Jackett herunter. Zum erstenmal sah er jede Einzelheiten des scheußlichen Schädels, Er sah noch schrecklicher aus, als er gedacht hatte.
    Brian Kent war nicht leicht aus der Fassung zu bringen, doch diesmal stockte ihm der Atem. »Allmächtiger«, entfuhr es ihm, »Das ist ja ein richtiges Ungeheuer.«
    »Dachten Sie, wir würden Ihnen einen Bären aufbinden, Sir?« sagte Hopkins.
    ***
    Über eine der vielen Antennen, die Tucker Peckinpah in alle Himmelsrichtungen ausstreckte, kam ihm zu Ohren, daß Oberinspektor Kents Männer ein unbekanntes Wesen gefaßt hatten - einen Mann mit einem Fliegenkopf!
    Plötzlich war das, was Lindsay Rovis zu sehen geglaubt hatte, Realität.
    Ein Insektenmensch!
    Es gab ihn wirklich, er war kein Alptraum.
    Wer der Mann war und woher er kam, wußte niemand. Die Polizisten stellten ihm viele Fragen, unterzogen ihn einem scharfen Verhör, aber er schwieg beharrlich.
    Verstand er nicht, was er gefragt wurde? War er der menschlichen Sprache nicht mächtig? Man hatte ihm die Fingerabdrücke abgenommen und hoffte, mit Hilfe der Prints zu erfahren, wer der Mann war, wie er hieß.
    »Oberinspektor Kent und seine Leute sind in diesem Fall eindeutig überfordert, Tony«, sagte Tucker Peckinpah, »Das sind hervorragende Leute, aber bei einem Monster stehen sie an. Jetzt muß ein Spezialist weitermachen. Nach jedem Mord verschwinden die Opfer, Könnte es nicht sein, daß da schwarze Magie im Spiel ist?«
    »Das liegt durchaus im Bereich des Möglichen, Partner«, sagte ich.
    »Man wird Oberinspektor Kent von höchster Stelle mitteilen, daß Sie den Fall übernehmen. Ich werde das sofort veranlassen. Kent wird froh sein, daß man ihn jeglicher weiterer Verantwortung entbindet. Sie dürfen mit seiner vollen Unterstützung rechnen.«
    »Ich sehe mir den Fliegenmann sofort an.«
    »Darum wollte ich Sie gerade bitten«, sagte Tucker Peckinpah.
    »Du mußt noch weg?« fragte Vicky, als ich Shavenaar aus dem Tresor holte.
    Ich informierte meine Freundin.
    »Schade«, sagte sie, »Ich hatte mich auf einen geruhsamen Abend mit dir gefreut.«
    »Erst die Arbeit, dann das Vergnügen«, sagte ich und hauchte ihr einen Kuß auf die Stirn. Dann verließ ich das Haus und stieg in meinen schwarzen Rover. Shavenaar legte ich auf die Rücksitze.
    Ich verließ die Chichester Road in südlicher Richtung. Das Radio war an, und der Sprecher erzählte mir von einer Tiefdruckrinne, die über den Azoren lag, und angeblich schob sich eine sibirische Strömung ziemlich rasch über Europa. Ich hoffte, daß der Mann sich irrte.
    Da war plötzlich ein Knistern im Radio. Eine atmosphärische Störung? Ich sah einen alten, bleichgesiehtigen Mann am Straßenrand stehen. Er blickte mir entgegen, wartete aber nicht, bis ich an ihm vorbeigefahren war, sondern schickte sich in diesem Augenblick an, die Straße zu überqueren - als wollte er mich ärgern. So nach dem Motto: Zuerst komme sch, dann kommt lange nichts, und dann erst kommst du. Oder wollte er meine Reaktion testen?
    Es hatte wirklich den Anschein, als würde es ihm Spaß machen, von mir überfahren zu werden, doch ich wollte ihm diese Freude nicht machen.
    Blitzschnell wechselte mein Fuß vom Gas zur Bremse, und ich versuchte, haarscharf rechts an ihm vorbeizukommen. Ich drehte das Lenkrad und hielt den Atem an.
    Der Rover rutschte auf den alten Mann zu. Er blieb stehen, ging keinen Schritt weiter, damit ich ihn auf jeden Fall erwischte, aber er hatte Pech.
    Sein Augenmaß stimmte nicht so ganz. Mein Wagen versetzte ihm keinen Frontalstoß, sondern verpaßte ihm ein Ding mit der Breitseite. Er ging zu Boden, der Rover hielt an, und ich federte auf die Straße.
    Fluchen hatte keinen Sinn - er war ein alter Mann, wahrscheinlich schon so sehr verkalkt, daß er nicht mehr wußte, was er tat. Er hätte beizeiten damit anfangen sollen, Knoblauch zu essen.
    Ich eilte um den Wagen herum und näherte mich dem Mann. Er lag auf der Seite, hatte die Beine angezogen.
    Ich fragte mich, wie schlimm es den Mann erwischt hatte. Er war schon gebrechlich. Was ein