126 - Ihr Mann, die Fliege
ich mit jeder Unterstützung seinerseits rechnen könne.
»Wo ist der Täter?« fragte ich.
»Meine Männer versuchen, ihn zum Reden zu bringen. Bisher leider ohne Erfolg. Vielleicht ist er der menschlichen Sprache überhaupt nicht mächtig. Er hat immerhin einen Fliegenkopf.«
»Ich werde ihn mir ansehen.«
»Er hat den Maler Simon Curry umgebracht, Nach dem Mord verschwand Currys Leiche. Vielleicht haben Sie eine Erklärung dafür, Mr. Ballard. Sie befassen sich angeblich ausschließlich mit solchen Fällen.«
»Ich nehme an, daß der Insektenmann sich schwarzer Magie bedient.«
»Von diesen Dingen verstehe ich nichts«, sagte der Oberinspektor. »Sie sind der Spezialist,, wie man mir versicherte. Also verlasse ich mich ganz auf Sie. Sagen Sie, was wir tun sollen, und wir werden es für Sie erledigen.«
»Würden Sie mich jetzt zu dem Mann bringen?«
»Selbstverständlich. Bitte folgen Sie mir.«
Obwohl ich genug Phantasie hatte, um mir vorstellen zu können, was mich erwartete, zog sich mein Sonnengeflecht beim Anblick des Fliegenmenschen doch zusammen.
Kent machte mich mit seinen Top-Leuten Don Hurst und Ian Hopkins bekannt. Man sah ihnen an, daß sie etwas drauf hatten.
»Habt ihr etwas aus ihm herausbekommen?« fragte der Oberinspektor.
»Keine Silbe«, antwortete Hurst. »Er sitzt stocksteif da und tut so, als wären wir nicht vorhanden.«
»Warum habt ihr ihm die Handschellen abgenommen?« fragte Kent.
»Wir dachten, er würde dann aus Dankbarkeit mit uns reden«, sagte Hopkins, »Aber langsam glaube ich, daß er überhaupt nicht sprechen kann.«
»Darf ich mal?« fragte ich und trat näher an den Mann heran.
Wenn eine Fliege irgendwo an der Wand sitzt, sieht sie nicht häßlich aus, aber wenn man sie unter der Lupe betrachtet, gefällt sie kaum jemandem.
Der Kopf des Mannes hatte nichts Gewinnendes an sich. Im Gegenteil, er sah grauenerregend aus, zumal jede scheußliche Einzelheit ganz genau erkennbar war.
Hiesige Augen glotzten mich an, borstiges Haar bedeckte den Schädel des Monsters, und mir fiel auf, daß sich das Maul nervös bewegte.
Der Kerl reagierte auf meine Anwesenheit mit Nervosität ! Das war ein gutes Zeichen. Wußte er, wen er vor sich hatte? Waren wir einander irgendwann schon mal begegnet?
Spürte er, daß ich Waffen bei mir trug, mit denen ich ihm hart zusetzen konnte?
Ich beugte mich vor und blickte ihm fest in die Augen. Ich nannte ihm meinen Namen und verriet ihm, welchen Job ich hatte. Seine Nervosität wuchs.
Ein Beweis dafür, daß er verstand, was ich sagte.
»Du verstehst jedes Wort«, sagte ich. »Hab' ich recht?«
Er antwortete nicht.
»Nicke, wenn du mich verstehst!« verlangte ich.
Er hielt seinen häßlichen Fliegenschädel still.
Ich kniff die Augen zusammen. »Weißt du, was ich denke? Du spielst uns etwas vor, du kannst hören und reden. Ich rate dir von deiner Stimme Gebrauch zu machen, sonst muß ich dich zum Reden zwingen. Glaub ja nicht, daß ich das nicht kann… Nenn uns deinen Namen! Wie heißt du?«
Ich hätte ebensogut zur Wand reden können. Ich richtete mich auf, atmete tief aus, nickte und sagte: »Na schön, dann werde ich eben andere Saiten aufziehen.«
Die Fliege musterte mich unruhig. Ich griff in die Hosentasche und holte mein Silberfeuerzeug heraus, in das kabbalistische Zeichen und Symbole der weißen Magie eingraviert waren. Bannsprüche von großer Wirkung umschlossen die Zeichen und Symbole.
Mein Freund, der Parapsychologe Lance Selby, hatte diese Waffe zusammen mit einem rumänischen Kollegen entwickelt. Drückte man auf einen bestimmten Knopf, wurde das harmlose Feuerzeug zum gefährlichen Flammenwerfer, Ich drückte auf besagten Knopf, und da ich es ohne Vorwarnung getan hatte, erschraken alle, die sich im Raum befanden - die Polizisten ebenso wie die Fliege.
Die sogar ganz besonders. Als die magische Feuerlohe, die einen Meter lang war, ungefähr in die Richtung des Insektenmannes stach, riß er verstört die Arme hoch, um seine Augen zu schützen.
»Nein!« brüllte er mit einer verfremdeten menschlichen Stimme, aber er war gut zu verstehen.
Don Hurst und lan Hopkins sahen mich grinsend an.
»Hat der Mensch Töne«, sagte Hurst. »Er kann ja doch reden.«
***
Jeremy Hart verließ sein Haus und ging auf den wartenden Wagen zu. Er sah, daß die beiden Männer im Fahrzeug Kapuzen trugen, doch das erschreckte ihn nicht.
Charles Weathers hatte gesagt, er könne voller Vertrauen sein und dürfe sich über nichts
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