Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1260 - Wahnsinn in Wales

1260 - Wahnsinn in Wales

Titel: 1260 - Wahnsinn in Wales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
größer als die anderen, aber es sah anders aus. Ungepflegter, ein verklebter und leicht schief stehender Grabstein und kein Kreuz, da hatte Bill Recht gehabt.
    Wir blieben davor stehen, und Suko meinte mit leicht spöttischer Stimme: »Das Grab eines Pfarrers.«
    »Richtig.«
    »Aber so sehen in der Regel keine Gräber von Geistlichen aus. Was ist hier vorgegangen?«
    »Er kann die Seite gewechselt haben.«
    Suko zuckte die Achseln. »Und das haben die Menschen im Ort bemerkt und sich entsprechend verhalten?« Er wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht.«
    »Aber er hat eine Rolle gespielt, und ich denke mal, dass sie noch nicht beendet ist.« Nach diesen Worten bückte ich mich, um mir das Grab genauer anzuschauen. Ich nahm es regelrecht unter die Lupe, denn mir war schon beim ersten Hinschauen etwas aufgefallen.
    Mochte es auch verkommen aussehen, weil es mit Unkraut überwuchert und auch etwas eingesunken war, aber die Beschaffenheit des Bodens musste einen anderen Grund haben. Beim direkten Hinschauen fiel mir auf, dass sich jemand daran zu schaffen gemacht hatte. Ich bezweifelte, dass dies von oben passiert war, denn da hätte die Erde anders ausgesehen. Meine Erfahrungen kamen mir jetzt zugute. Dieses Grab wirkte auf mich, als wäre seine Oberfläche von unten aufgewühlt worden.
    Aber ich wollte ganz sicher sein und winkte Suko zu, der ebenfalls in die Knie ging.
    »Hast du es auch gesehen?« fragte er.
    »Ich bin ja nicht blind. Was sagt dir dieser Zustand?«
    Suko antwortete nicht sofort. Er schaute noch mal nach und feuchtete dabei mit der Zungenspitze die Lippen an. »Ja, John, das ist ganz einfach. Jemand hat das Grab verlassen.«
    »Der tote Pfarrer?«
    Suko hob die Schultern.
    »Als Zombie?«
    »Keine Ahnung, John.«
    Ich dachte wieder daran, was Bill mir erzählt hatte. Er und die Frau hatten an der gleichen Stelle gestanden und zuschauen müssen, wie die Spinnen aus dem Grab gekrochen waren. Darauf wies ich meinen Freund hin, der kurz nickte und meinte: »Dann könnten wir davon ausgehen, dass unter uns kein Pfarrer liegt, sondern das Grab mit unzähligen kleinen Pestspinnen gefüllt wurde.«
    »Oder mit beidem. Mit dem Pfarrer und den Spinnen.«
    »Kann auch sein.«
    Um Gewissheit zu bekommen, hätten wir das Grab aufschaufeln müssen. Daran dachte natürlich keiner von uns. Letztendlich spielte es auch keine Rolle, wer sich in der Tiefe versteckt hatte, aber ich ging davon aus, dass wir es hier mit einem Phänomen der Vergangenheit zu tun hatten, das bis in die Gegenwart hineinstrahlte.
    Ich stand wieder auf. Suko blieb noch hocken. Er drehte den Kopf nach links und flüsterte: »Da ist eine Spinne.«
    Sie war wirklich winzig, man musste schon gute Augen haben, um sie zu entdecken, aber Suko hatte sie gesehen und verfolgte ihren Weg, bis sie unter einem Blatt verschwunden war.
    »Vielleicht ein Nachzügler«, sagte ich. »Aber das ist jetzt auch egal.«
    Suko rückte mit einem Vorschlag raus. »Vielleicht bringt uns der Kreuztest weiter. Du könntest es auf das Grab legen und versuchen, etwas hervorzulocken.«
    »Ja, wäre nicht schlecht. Aber ich glaube nicht an einen Erfolg.« Um das Gewissen zu beruhigen, startete ich den Versuch. Das Kreuz legte ich auf das Grab, und dort blieb es auch liegen, ohne dass sich etwas veränderte.
    Sukos Vorschlag war nicht so schlecht gewesen, denn wir kannten es auch anders. Die Kraft des Kreuzes hatte uns schon ein Grab geöffnet. Es war durchsichtig geworden, sodass wir bis auf die Tiefe des Grundes hatten schauen können.
    Das war hier nicht der Fall, und wir mussten passen.
    »Haben wir hier noch was verloren?« fragte Suko.
    »Wohl nicht.«
    Bill Conolly und Cathy Tucker waren wichtiger. Für mich galten sie als Hauptpersonen, nicht zu vergessen Kevin, den kleinen Sohn der allein erziehenden Mutter.
    Der Rückweg war nicht anders als der Hinweg. Wir schritten über den menschenleeren Friedhof hinweg und hätten eigentlich locker sein können, weil ja nun nichts passiert war.
    Genau das war ich zumindest nicht. Ich fürchtete, dass wir etwas übersehen hatten, was der anderen Seite nicht passiert war, und deshalb hielten wir die Augen offen.
    Fremde Geräusche hörten wir nicht. Auch dann nicht, als wir den Friedhof verließen und wieder zum Leihwagen gingen. Beide stiegen wir nicht ein. Wie abgesprochen blieben wir neben dem Fahrzeug stehen und blickten in die Umgebung.
    »Was ist los?« fragte ich Suko.
    Der lächelte nur abschätzig. »Frage mich nicht, John.

Weitere Kostenlose Bücher