Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1261 - Devolution

Titel: 1261 - Devolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
hervorzukehren.
    Darauf angesprochen, hatte er Tifflor erklärt: „Fehler sind dazu da, daß man daraus lernt. Ich schäme mich zutiefst darüber, daß ich mich wegen einer Lappalie habe gehen lassen. Von nun an habe ich mich in der Gewalt."
    Das konnte man auf verschiedene Weise auslegen. Etwa so, daß Stalker seine natürlichen Aggressionen unterdrückte und gute Miene zu allem machte, was ihn in Rage brachte. Oder, daß er besonnener geworden war, sich besser auf die Mentalität der Terraner einstellte, in dem ehrlichen Bemühen, ihre Freundschaft zu gewinnen. Alle Anzeichen sprachen dafür, daß Stalker geläutert war und daß die zweite Möglichkeit stimmte. Galbraith Deighton, der terranische Sicherheitschef, traute der Sache jedoch nicht. Er hatte Tifflor gegenüber geäußert, daß er schon noch einen Trick finden würde, um Stalker derart zu provozieren, daß er seine Kämpfermentalität hervorkehren würde.
    Bislang war das aber noch nicht gelungen, und durch die jüngsten Ereignisse, hervorgerufen durch die Fehlaktivierung des Chronofossils EDEN II, hatte auch Deighton andere Probleme.
    Die Ruinen von Troja waren nicht die einzige Stätte, die vom Raumschimmel bedroht waren.
    „Ich möchte nicht mitansehen müssen, wie Troja dem Raumschimmel zum Opfer fällt", sagte Stalker. „Welche Sehenswürdigkeit kannst du mir als nächstes anbieten, Tiff?"
    Tifflor seufzte. Eigentlich hatte er Stalker schon alle Sehenswürdigkeiten Terras gezeigt, die modernen Monumente der terranischen Zivilisation ebenso wie die wesentlichen antiken Stätten. Und Stalker hatte sich stets als wißbegierig und überaus informiert gezeigt. Alles Wissen, das er vom Bordcomputer des TSUNAMI-114 erfahren hatte, hatte er auch behalten.
    Zu den Pyramiden von Gizeh war Stalker sofort eingefallen, daß in dem größten dieser altägyptischen Bauwerke, der Cheopspyramide, Laires Auge versteckt war. Auf Kreta hatte er die minoische Ruinenstätte von Knossos als „energetisches Tiefschlaf-Depot" Demeters bezeichnet und auch den wyngerischgeschichtlichen Zusammenhang zu Laires Auge erklärt.
    Stalker hatte das Sonnentor von Tiahuanaco besichtigt, er hatte sich durch Macchu Picchu führen lassen, war beim Ammontempel von Karnak gewesen und bei den Ruinen des Orakels zu Delphi. Er hatte die Freiheitsstatue von New York bewundert, das Atomium von Brüssel, den Dom zu Köln, Naturwunder wie die Niagara-Fälle, die aufgelassenen Unterwasserfarmen des Bermuda-Dreiecks. Die modernen Geisterstädte Brasilia und Yamoussoukro, die einstige Hauptstadt der Elfenbeinküste, die der wahnwitzige Präsident Felix Houphouet-Boigny im 20. Jahrhundert aus dem Boden gestampft hatte. Stalker war in allen nennenswerten Museen der Erde gewesen; an den Kriegsschauplätzen, Kriegsdenkmälern und Heldenfriedhöfen, als wolle er den Geist dieser jeweiligen Zeit einatmen.
    „Kriege", sagte Stalker einmal versonnen. „Wie viele hat dieser Planet davon erlebt? Der letzte wurde gegen die Sat-Technos des Herrn der Elemente geführt. Aber es wird gewiß nicht der letzte gewesen sein ..."
    In Tifflors Ohren klang dies fast wie eine Prophezeiung. Aber als er Stalker anblickte, sah dieser so unschuldig und verträumt drein wie ein Dichter, der an einem Heldenepos arbeitete.
    Tifflor wollte keine terranische Sehenswürdigkeit mehr einfallen, die Stalker etwas Neues hätte bieten können...
    „Wie wär's mit Spitzbergen?" bot Tifflor in seiner Verzweiflung an. „Ich könnte NATHAN veranlassen, einige Polarlichter in den Himmel zu zaubern."
    Stalker winkte angewidert ab, legte Tifflor einen Arm um die Schulter und meinte vertraulich: „Das sind doch alles nur synthetische Wunder, mein Freund. Ich würde die Erde, das Solsystem, ja, die gesamte Milchstraße gerne mit einem echten Wunder schmücken, wie sie die Galaxien von ESTARTU zu bieten haben. Ja, solch ein Wunder möchte ich den Galaktikern zum Geschenk machen. Aber jetzt würde ich ein Gipfelerlebnis brauchen."
    Tifflor glaubte zu verstehen.
    „Du möchtest zurück auf dein Raumschiff?" Die ESTARTU war auf Stalkers Wunsch - am Gipfel des Mount Everest verankert, dem höchsten Berg der Erde.
    „Ja, ich möchte ein Gipfelerlebnis haben", bestätigte Stalker.
    Sie kehrten den vom Raumschimmel befallenen Ruinen von Troja den Rücken und begaben sich zur nahegelegenen Transmitterstation. Kurz zuvor war Hyperschockwarnung gegeben worden, so daß mit einem verstärkten Auftreten von Phänomenen wie Raumschimmel und

Weitere Kostenlose Bücher