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1261 - Devolution

Titel: 1261 - Devolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wirkten sich dagegen unterschiedlich aus. Auf Himmelskörpern mit entsprechender Masse machten die Zeitspringer dessen Eigendrehung und Fortbewegung mit, so daß sie sich auch nach einer Stunde noch an ihrem ursprünglichen Platz wiederfanden.
    Bei Objekten geringerer Masse, etwa an Bord von Raumschiffen, fanden sich die Betroffenen an dem Punkt wieder, an dem der Zeitsprung eingesetzt hatte. Das Raumschiff hatte inzwischen seinen Flug aber fortgesetzt.
    „Was für ein Glück, daß ich nur einen Sprung von dreiundneunzig Sekunden gemacht habe", sagte Csarly fröstelnd. „Dabei... Weißt du, was ich für kurze Zeit geglaubt habe?"
    Charly nickte wissend und lächelte.
    „Ich weiß. Auch ich dachte, daß wir fündig geworden sind, daß wir auf in irgendeiner Form erhaltenes PEW-Metall gestoßen sind und eine Substanzreaktion ausgelöst haben."
    Er deutete durch das Panoramafenster auf den weißen, wie nebeligen Flecken, der sich immer weiter über den Asteroiden ausbreitete. „Dabei handelt es sich um gewöhnlichen Raumschimmel."
    Sie blieben in Reichweite des Asteroiden, um die Ausbreitung des Raumschimmels zu beobachten. Nach 40 Stunden war der Asteroid völlig in das weiße, wallende Nichts gehüllt. Dieses löste sich danach sehr rasch auf. Als es verschwunden war, fehlte auch von dem Asteroiden jede Spur. Zurück blieb ein Loch aus absoluter Leere von der Größe des Asteroiden.
    Charly und Csarly steuerten mit der MÜCKE das nächste Raumfort an. Sie behielten während der ganzen Zeit ihre Raumanzüge an, um nicht, im Falle eines Falles, dem Vakuum des Weltraums ungeschützt ausgesetzt zu sein.
     
    *
     
    „Wenn es mir gegeben wäre, könnte ich glatt weinen", sagte Stalker beim Anblick des sich abzeichnenden Dramas. Er stand mit vorgerecktem, tief gesenktem Kopf da, die schmalen Schultern angehoben, die Arme mit den hochangesetzten Gelenken nach vorne abgewinkelt. Sein ausdrucksstarkes Gesicht zeigte schmerzliche Trauer, als er über das antike Trümmerfeld blickte.
    Einige der durch Plastiküberzüge konservierten Mauerreste waren von einem weißen, nebeligen und wattigen Schimmel befallen, der sich merklich ausbreitete.
    „Übertreib nicht gleich", maulte Skorsh, sein Animateur, der gelangweilt auf Stalkers linker Schulter lümmelte und mit seinem ein Meter langen Knorpelschwanz lässig gegen den Rückentornister schlug. „Du hast gar keine Beziehung zu diesem Steinhaufen."
    Julian Tifflor gab Skorsh innerlich recht. Auch er fand, daß der Gesandte der Mächtigkeitsballung ESTARTU sich wie ein Schmierenkomödiant benahm - und das nicht zum erstenmal.
    „Sag das nicht, Skorsh!" rechtfertigte sich Stalker. „Troja ist die Geburtsstätte und das Grab der klassischen Helden Terras. Ich fühle mich ihnen sehr verbunden. Die ,Ilias’ ist das Kriegstagebuch dieser Helden. Und ich bin sicher, daß es in Troja eine Schule der Helden, ähnlich der Upanishad gab. Was meinst du, Tiff? Ist es nicht ein Jammer, daß der Raumschimmel Troja auffrißt?"
    „Das schon", sagte Tiff müde.
    Der Erste Terraner fand Stalker überaus anstrengend. Er hatte sich, in einem unerklärlichen Anfall von Leichtsinn, dem Gesandten der ESTARTU quasi als Fremdenführer angeboten, um ihm die Sehenswürdigkeiten der Erde zu zeigen - „die kleinen Wunder von Terra", wie Stalker es prosaisch nannte.
    Tifflor hatte diesen Entschluß längst schon bereut. Denn seit Tagen und Wochen ließ sich Stalker von ihm kreuz und quer über den Erdball führen, um an geschichtsträchtigen Orten „Heldenluft" zu atmen. Diese Exkursionen wurden nur unterbrochen, wenn Tifflor seinen Regierungsgeschäften nachgehen mußte oder wenn sich Stalker mit den Hanse-Vertretern an den Verhandlungstisch setzte.
    Als Hanse-Sprecher hatte Tifflor an den meisten dieser Verhandlungen teilgenommen.
    Dabei hatte sich Stalker als gerissener, zäher und kompromißloser Verhandlungspartner erwiesen, und er hatte stets durchgesetzt, was er erreichen wollte. Machte er einmal Abstriche und Zugeständnisse, so konnte man gewiß sein, daß er sich diese nicht abringen ließ, sondern schon von vornherein dazu bereit war. Im Gegenzug stellte er dann Forderungen, um die er wie ein Löwe kämpfte ... Allerdings kämpfte er nur noch mit den Mitteln der Diplomatie. Eine Entgleisung wie Ende Februar gegenüber Ronald Tekener hatte es nicht noch einmal gegeben. Stalker hatte sich in den letzten sechs Wochen nicht noch einmal dazu hinreißen lassen, seine Kampfgestalt

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